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Rose

Rose

Titel: Rose
Autoren: Marcel Conrad
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auskosten, denn er würde nur wenige Sekunden dauern. Und so sagte er nochmals:
    „Nicole, wach auf, Mami ist wieder da.“ Seine Stimme war immer noch ganz ruhig und sanft. Er hatte alle Zeit der Welt und schon so, wie es damals bei Tommy war, war auch in jenem Moment die Vorfreude einfach nur riesig. Wie wird wohl ihr Gesicht aussehen, wenn sie den Kopf ihrer Mutter auf dem Tisch stehen sieht?
    Wird sie versuchen zu schreien? Oder wird sie so schockiert sein, dass ihr die Stimme wegbleibt? Wird sie sich freuen, dass ihre Mutter tot ist?
    Nein, das Letztere darf nicht passieren, denn dann wäre ja alles umsonst gewesen. Er verwarf diesen Gedanken sofort, denn niemanden würde es kalt lassen, wenn er den Kopf seiner Mutter abgetrennt, geschminkt und zurechtgemacht auf dem Wohnzimmertisch liegen sehen würde.
    „ Nicole, komm schon mein Schatz, aufwachen.“ Nicole merkte, wie ihre Mutter versuchte, sie zu wecken, hatte jedoch keine Lust zu antworten, sie wollte einfach nur weiterschlafen. Sie hatte bis zwei Uhr morgens durchgehalten, weil sie wissen wollte, wie der Abend so gelaufen war. Doch die Müdigkeit war stärker gewesen und hatte schließlich gewonnen. Nun wollte sie nicht mehr wach werden. „Es reicht doch auch, wenn Mama mir morgen alles erzählt“, sagte sie in Gedanken zu sich selbst. Und da, schon wieder hörte sie, wie Mama versuchte, sie zu wecken. „Mamas Stimme ist ganz schön rau, wird bestimmt ganz schön gefeiert haben.“
    Und noch einmal: „Nicole, aufstehen.“ Ohne die Augen zu öffnen, sagte sie: „Ach, Mutti, lass mich doch hier liegen, kannst mir ja morgen alles erzählen.“
    Michaels Herz hüpfte vor Freude, denn so schön hatte er sich das nun auch nicht vorgestellt. Er konnte es sich gerade noch verkneifen loszulachen. Es machte ihm einen Heidenspaß, mit seinen Opfern zu spielen und jetzt spielte er mit der kleinen Nicole, die noch gar nicht wusste, dass sie schon jetzt in der Falle saß.
    „Och, komm schon, Töchterchen, ich will dir aber alles berichten.“
    Irgendetwas störte Nicole an dieser Aussage von ihrer Mutter, denn so redete sie normalerweise nicht mit ihr. „ Töchterchen “ hatte sie doch noch nie gesagt!? „Ach, die hat bestimmt einen im Tee, ich werde mich wohl doch besser um sie kümmern, die lässt mich eh nicht mehr schlafen.“ Dachte sie sich.
    Nicole öffnete ihre Augen und sah ihrer Mutter ins Gesicht. Sie brauchte einige Sekunden um zu begreifen, was da gerade los war. Sie wollte losschreien, doch die übermenschliche Angst, raubte komplett ihre Stimme. Sie setzte sich auf und versuchte krampfhaft rückwärts vom Wohnzimmertisch wegzulaufen, doch sie saß noch auf dem Sofa, das nun zu einer unüberwindlichen Barriere geworden war. Sie wollte schreien und doch konnte sie es nicht, sich bemerkbar machen, Hilfe holen, doch kein Ton kam aus ihrem Mund. Innerlich, ja innerlich schrie sie so laut, dass es die ganze Stadt hören würde.
    Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, kam doch noch ein Schrei. Kurz, sehr kurz, denn nun hatte sie auf einmal ein Tuch vor ihrem Gesicht, es presste sich mit unheimlicher Macht auf ihren Mund. Der Mörder! Das war ihr letzter Gedanke, den sie noch bewusst wahrnahm, dann wurde ihre Welt schwarz.
    Michael zog das Tuch von ihrem Gesicht, packte es in einen Plastikbeutel, den er schon mitgebracht hatte und verschloss diesen mit den Worten: „Danke Äther.“ Nun schlief sie wieder, die kleine Nicole. Er beugte sich zu ihr und gab ihr sanft einen Kuss.
    „ Nicole, ich danke auch dir. Du hast mir sehr viel Freude bereitet. Das waren sehr schöne Sekunden mit dir, doch wir sind noch lange nicht am Ende.“ Er setzte sich nun neben Nicole, nahm ihren Kopf und legte ihn sich auf seine Schultern. Er sah sich in aller Ruhe das Wohnzimmer an.
    Eine Schrankwand aus Eichenholz, ein alter Röhrenfernseher, und schau an, ein Telefon mit Anrufbeantworter. Diesen brauchte er auch, denn er wollte diese Wohnung erst mal noch nicht verlassen. Nun legte er Nicole wieder auf das Sofa, so, wie sie vorher gelegen hatte, als für sie die Welt noch in Ordnung war. Nun hatte er es ganz alleine geschafft, ihr eine neue Welt zu zeigen. Seine Welt, und es hat nur Sekunden gedauert. Er nahm den Kopf von ihrer Mutter und klemmte ihn sich unter den Arm, so wie ein Kind sich seinen Fußball unter den Arm klemmt, und ging in die Küche.
    „So, Mutti, dann wollen wir doch mal sehen, was du so im Kühlschrank hast.“ Er öffnete die Kühlschranktür.
    „
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