Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosas Vermaechtnis

Rosas Vermaechtnis

Titel: Rosas Vermaechtnis
Autoren: Christa Leinweber
Vom Netzwerk:
erwartet hatte, roch es nicht, im Gegenteil. Alexandra versuchte es noch einmal und verzog augenblicklich das Gesicht zu einer Grimasse. Irgendein Bauer aus der Umgebung schien es zu gut mit der Düngung seiner Felder gemeint zu haben, igitt! Sicher, auch das gehörte zum Landleben, auch wenn sie sich nur schwer daran gewöhnen konnte. Erschöpft legte sie sich endlich ins Bett und schlief sofort ein.
    Am nächsten Morgen hätte Alexandra sicher verschlafen, wenn sie nicht durch lautes Schnurren geweckt worden wäre. Mia, ihre schwarze Katze mit den weißen Pfoten und dem ebenso weißen Näschen, saß neben ihrem Kopfkissen und sah sie auffordernd an, als sie die Augen aufschlug. Alexandra warf einen Blick auf das Zifferblatt des Weckers, der auf ihrem Nachttisch stand und seufzte. Schon neun! Sie hatte versprochen, Marie beim Aufräumen zu helfen, und außerdem musste sie den Laden öffnen.
    »Schon gut, Miachen, ich weiß ja, dass ich verschlafen habe! Und du hast bestimmt schon großen Hunger.« Alexandra lächelte und streichelte die Katze, die ihr Köpfchen jetzt gegen ihre Hand drückte. Beide genossen die Momente der Zuwendung, dann schwang Alexandra entschlossen die Beine aus dem Bett.
    »Also komm, dann gibt es jetzt erst einmal dein Frühstück und ich schaue mal, ob Marie schon einen Kaffee für mich hat.«
    Als Alexandra eine halbe Stunde später ihre Wohnung verließ, prallte sie schon an der Eingangstür wieder zurück, als ob sie einen Schlag erhalten hätte. Mein Gott, was für ein Gestank! Sie würde sich beschweren! Nettekoven, der Bauer, der die Nachbarfelder um den Hof herum bestellte, hatte offensichtlich zu tief ins Jauchebecken gegriffen. Regelrecht geschäftsschädigend war das. Sie lief rasch zur Gewölbeküche, aus der schon verhaltenes Geschirrklappern zu hören war, und traf auf Marie, die bereits die zweite Ladung aus der Spülmaschine räumte. Alexandra seufzte – Marie war ein Phänomen. Auch nach nur wenigen Stunden Schlaf stand sie jetzt schon wieder fröhlich und taufrisch in der Küche, als hätte sie einen achtstündigen Schönheitsschlaf genossen, und hatte darüber hinaus das Chaos der vorabendlichen Weinverkostung schon so gut wie beseitigt.
    Anstelle einer Begrüßung machte Alexandra jedoch zuerst ihrem Ärger Luft, als sie die Küche betrat.
    »Sag mal, Marie, ist dir der Gestank draußen nicht aufgefallen?«, fragte sie außer sich, während Marie ihr eine Tasse Kaffee einschenkte. »Ich finde das unmöglich. Ob die Nettekovens jetzt neuerdings nachts die Jauche auf den Feldern verteilen? Also, das geht auf keinen Fall so weiter. Ich gehe gleich mal rüber und sag denen meine Meinung. Jetzt sag du doch auch mal was!« Alexandra sah die Freundin ungläubig an, die sich in aller Seelenruhe eine Brötchenhälfte mit Butter und Honig bestrich und sie genüsslich zum Mund führte.
    »Stimmt«, nickte Marie, während sie die Hand, die das Brötchen hielt, wieder sinken ließ, »ich habe mich auch schon gewundert. Aber was sollen wir machen? Schließlich sind wir hier nun mal auf dem Land.« Sie zuckte resigniert mit den Schultern. »Aber du hast recht, diesmal ist es viel schlimmer als sonst. Wie dem auch sei, jetzt komm, setz dich endlich und trink deinen Kaffee. Sonst ist die Kanne gleich schon wieder leer.«
    »Wie machst du das nur, Marie?« seufzte Alexandra. »Du bist schon fast fertig mit dem Frühstück und ich bin heute früh kaum aus dem Bett gekommen! Ich hätte auch noch weitergeschlafen, wenn Mia mich nicht geweckt hätte.«
    »Ich brauche eben nicht so viel Schlaf wie du. Den Laden habe ich übrigens auch schon aufgeschlossen. Deshalb habe ich den Tisch gleich hier gedeckt, dann hören wir, wenn jemand kommt.«
     
    Nach dem Frühstück schlug Alexandra die Abkürzung zum nachbarlichen Bauernhaus ein, die quer durch ihren großen Garten führte, an den Überresten des alten Schuppens vorbei, den sie demnächst ganz abreißen wollten. Als sie ungefähr die Hälfte der Strecke hinter sich gelassen hatte, traf sie der Gestank plötzlich mit einer solchen Wucht, dass es ihr fast den Atem nahm.
    Sie hustete, ruderte mit den Armen und hielt sich schließlich – lediglich für einige Sekunden erfolgreich – die Nase zu, um gleich darauf doch wieder Luft holen zu müssen. Augenblicklich begann sie zu würgen, bis sich ihre Aufmerksamkeit schließlich auf einen Wasserspiegel in der Nähe des Schuppens konzentrierte, der vorher nicht da gewesen war und jetzt plötzlich, wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher