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Romeo & Julian (German Edition)

Romeo & Julian (German Edition)

Titel: Romeo & Julian (German Edition)
Autoren: Chrissie
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Morgana.
Ach, die Welt ist ja doch nicht so ungerecht.
    Ich
setze den Blinker, verlasse die Autobahn und rolle lässig an eine freie
Zapfsäule. Puh, das war knapp. Während ich meinen Wagen auftanke, lasse ich
meinen Blick über das Tankstellengelände gleiten.
Das kann doch nicht wahr sein...
     
    ...
Das gibt's doch gar nicht! Dort drüben steht der gleiche Sportwagen wie der,
den ich vorher auf dem Rastplatz gesehen habe. Aber ist es auch tatsächlich der
selbe?
    Oh
mein Gott, er ist es wirklich. Ich erkenne das heimische Kennzeichen wieder.
Mein Puls schlägt schneller. Adrenalin. Aber wo ist ER? Sein Wagen steht nicht
an einer Zapfsäule sondern auf einem normalen Parkplatz. Was macht er da? Na
egal, ich werde jedenfalls nicht eher weiterfahren, bevor ich IHN nicht gesehen
habe. Aber Moment mal, da drinnen im Shop steht er doch. Bei den Zeitschriften.
Gedankenlos breche ich nach 15 Litern den Tankvorgang ab. Das muss reichen. Ich
eile in den Shop. Jetzt cool bleiben. Mann ist das schwer cool zu bleiben, wenn
einem das Herz bis zum Hals schlägt. Er hat mich noch nicht gesehen, blättert
vertieft in einem bunten Magazin. Ich versuche mich völlig normal zu verhalten
und schlendere ebenfalls zu den Zeitschriften. Was liest er denn da, das ist
doch nicht etwa... er ist schwul, er ist schwul, er ist schwul!
    Ganz
klar, so etwas Göttliches würde ein Hetero nicht mal mit der Kneifzange
anfassen. Verstehe einer diese Heteros. Er hat mich immer noch nicht bemerkt,
so konzentriert schaut er die Bilder durch. Ich stehe etwa zwei Meter von ihm
entfernt und habe die Wahl zwischen dem Playboy und der Praline. Ich verzichte
auf Beides, atme ganz tief ein und fasse all meinen Mut zusammen: "Na, was
Nettes dabei?" Sein Kopf fährt hoch und dreht sich zu mir herüber.
    "Sorry,
ich wollte Dich nicht erschrecken". Sein Gesicht errötet leicht, was ihm
sehr gut steht.
"Nein, nein, äh,  hast Du gar nicht... bist Du nicht ähh der vom Rastplatz
vorher?"
    Er
hat mich erkannt! Das gefällt mir schon mal sehr gut. Ich nicke und sage:
"Bingo, so schnell sieht man sich wieder". So langsam komme ich auf
Touren. Ich deute auf seine Zeitschrift und frage ihn, ob er sich sowas öfter
anschaue.
    "N..nein,
eigentlich nicht, es ist nur, weil vorher, auf dem Rastplatz, na ja..."
    Was
meint er denn? Habe ich da auf der Toilette etwas verpasst? Ich lasse ihn
weitererzählen.
    "Du
bist mir vorher auf dem Rastplatz schon aufgefallen. Leider hat mir der Mut
gefehlt Dich anzusprechen. Es klingt zwar blöd, aber ich wollte hiermit auf
andere Gedanken kommen".
    "Das
klingt echt blöd", erwidere ich lächelnd, "zumal Du ja auch nur kurz
zu mir hergeschaut hast".
"Von wegen", sagte er.
     
    Und
dann hat er mir erzählt was ich noch nicht wusste. Da wurde aus dem Jäger
plötzlich der Gejagte. Er war nämlich schon vor mir auf dem Parkplatz gewesen
und hat mich die ganze Zeit aus sicherer Entfernung beim Rauchen beobachtet.
Als dann vor mir was frei wurde, parkte er seinen Wagen kurzerhand um, wie er
sagte, um auf sich aufmerksam zu machen.
    "Was
Dir zweifelsfrei auch gelungen ist", sagte ich. "Aber woher weißt Du,
ob ich denn auch auf Männer stehe? Schließlich liegt die Wahrscheinlichkeit auf
einen Schwulen zu treffen bei etwa eins zu zehn".
"Ach weißt Du", erwiderte er, "wenn man selbst schwul ist, dann
erkennt man seine eigenen Leute auch. Dich habe ich an deinen Bewegungen und an
der Art, wie Du Zigarette geraucht hast erkannt".
Donnerwetter, 1:0 für ihn. Da kann ich glaube ich noch einiges lernen. Ob er
mit dem schwulen Leben schon viel Erfahrung hat? Gleich mal fragen.
Beziehungsweise halt, das hebe ich mir für später auf. Erstmal erfahre ich von
ihm, dass er Julian heißt, 22 Jahre alt ist und aus meiner Nachbarstadt kommt.
Wir beschließen, uns in das Bistro neben der Tankstelle zu setzen, um uns näher
kennenzulernen. Verrückt, ich spüre förmlich, wie elektrisiert die Luft ist.
Ich glaube ihm geht es genauso.
    Wenn ich
heute an diese Situation zurückdenke wird mir bewusst, dass ich mit all meinen
Sinnen bei Julian war. Ich hörte weder den Lärm der Autobahn, noch roch ich das
Benzin von der Tankstelle. Auch die Leute um uns herum nahm ich nicht wahr.
Mein Vorhaben mit Lindau und Bodensee war plötzlich in weite Ferne gerückt. Ich
war ganz auf Julian fixiert.
    Heute
bin ich überzeugt, dass ich mich damals im Bistro schon in ihn verliebt habe.
Was auch kein Kunststück war, denn er war einfach traumhaft schön. Seine
blonden Haare,
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