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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine
Autoren: Terry Pratchett
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Dinge nachzudenken. In
    seinem Job war zu häufiges Nachdenken unangebracht. Außerdem dach-
    te er auch noch auf die falsche Art nach.
    AUSGESPROCHEN NÜTZLICH. SOWOHL DRINNEN ALS
    AUCH DRAUSSEN SAUBER.
    Tod stützte wieder das Kinn auf die Hand.
    »Herr?« fragte Albert nach einer Weile.
    HMM?
    »Der Tee wird kalt, wenn du ihn stehenläßt.«
    ALBERT…

    »Ja, Herr?«
    ICH HABE ÜBERLEGT…
    »Herr?«
    WORAUF LÄUFT EIGENTLICH ALLES HINAUS? ICH MEINE,
    WENN MAN GENAU DARÜBER NACHDENKT: WO LIEGT
    DER SINN DES GANZEN?
    »Oh. Äh. Ich weiß es nicht, Herr.«
    ICH WOLLTE ES NICHT, ALBERT. DAS WEISST DU. MIR IST
    JETZT KLAR, WAS SIE MEINTE. UND ES GEHT NICHT NUR
    UM DIE KNIE.
    »Wie bitte, Herr?«
    Keine Antwort.
    Albert blickte zurück, als er die Tür erreichte. Tod starrte wieder ins
    Nichts. Niemand konnte so gut starren wie er.

    Nicht gesehen zu werden… das war kein Problem. Weitaus problemati-
    scher waren jene Dinge, die sie immer wieder sah.
    Die Träume. Natürlich konnten es nur Träume sein. Susanne wußte,
    was die modernen Theorien behaupteten: Sie definierten Träume als
    Bilder, die entstanden, während das Gehirn die Ereignisse des Tages
    verarbeitete. Sie wäre bereit gewesen, eine solche Erklärung zu akzeptie-
    ren, wenn diese Ereignisse des Tages jemals fliegende weiße Pferde, große dunkle Zimmer und jede Menge Totenschädel beinhaltet hätten.
    Wenigstens waren es nur Träume. Susanne hatte auch andere Dinge
    gesehen, zum Beispiel eine seltsame Frau im Schlafsaal. Sie erschien in
    jener Nacht, als Rebecca Scharf einen Zahn unter ihr Kissen legte. Die
    Frau kam durchs offene Fenster und blieb am Bett stehen. Sie sah fast
    wie ein Milchmädchen aus und wirkte überhaupt nicht furchterregend,
    obwohl sie durch die Möbel schritt. Münzen klirrten. Am nächsten Morgen fehlte der Zahn, und Rebecca war um 50 Ankh-Morpork-Cent rei-
    cher.
    Susanne verabscheute so etwas. Sie wußte, daß labile Personen von der
    Zahnfee erzählten, was noch lange nicht bedeutete, daß auch eine exi-

    stieren mußte. Derartige Überzeugungen deuteten auf wirre Gedanken
    hin. Von wirren Gedanken hielt sie nichts – und Frau Anstand hielt so
    etwas für besonders schlechtes Benehmen.
    Eigentlich war die Herrschaft von Frau Eulalie Anstand gar nicht so
    übel. Sie und ihre Kollegin Frau Delokus hatten das Internat auf der
    Basis einer erstaunlichen Idee gegründet: Da es für Mädchen kaum etwas
    zu tun gab, bis sie geheiratet wurden, konnten sie sich die Zeit damit
    vertreiben, etwas zu lernen.
    Es gab viele Schulen auf der Scheibenwelt, aber sie wurden entweder
    von Kirchen oder Gilden geleitet. Frau Anstand glaubte, daß sich Kir-
    chen nicht mit Logik vereinbaren ließen, und sie bedauerte es, daß nur
    zwei Gilden Mädchen ausbildeten: die Diebe und die Näherinnen. Dort
    draußen wartete eine große und gefährliche Welt; es konnte sicher nicht
    schaden, wenn junge Damen ihr mit fundiertem Wissen in Geometrie
    und Astronomie unter dem Mieder gegenübertraten.
    Frau Anstand vertrat den Standpunkt, daß es zwischen Mädchen und
    Jungen eigentlich gar keinen Unterschied gab.
    Zumindest keinen nennenswerten.
    Beziehungsweise keinen, über den Frau Anstand reden wol te.
    Deshalb hatte sie sich zur Aufgabe gemacht, bei den ihr anvertrauten
    jungen Damen logisches Denken und einen forschenden Geist zu stimu-
    lieren. Das war etwa ebenso klug wie die Absicht, hungrige Alligatoren in
    einem Boot aus Pappe zu jagen.
    Wenn Frau Anstand mit bebendem Kinn von den Gefahren in der
    Stadt berichtete, so gelangten dreihundert mit einem forschenden Geist
    ausgestattete Mädchen zu dem Schluß, daß darüber so schnel wie mög-
    lich gründliche Untersuchungen stattfinden mußten. Logisches Denken
    führte außerdem zu der Frage, woher Frau Anstand von solchen Dingen
    wußte. Die hohen, mit Eisenspitzen versehenen Mauern des Internats waren keineswegs unüberwindlich für jemanden, der sich mit Trigono-metrie auskannte und dessen Körper durch Fechten, viel Gymnastik und
    kalte Bäder bestens vorbereitet war.
    Wenn Frau Anstand von Gefahren sprach, wurden sie erst richtig inter-
    essant.

    Soviel zu der Sache mit der mitternächtlichen Besucherin. Nach einer
    Weile glaubte Susanne, daß sie sich al es nur eingebildet hatte. Das war
    die einzige logische Erklärung. Auch in dieser Hinsicht war sie außeror-
    dentlich talentiert.

    Es heißt, jeder sucht etwas.
    Imp suchte ein Ziel.
    Ein Karren hatte ihn bis hierher gebracht und
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