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Rolf Torring 129 - Unter Indianern

Rolf Torring 129 - Unter Indianern

Titel: Rolf Torring 129 - Unter Indianern
Autoren: Hans Warren
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wenden? In der Richtung, die die Büffel nahmen? Das hatte wenig Sinn! Sie würden uns bald eingeholt haben. Zur Seite also! Die Herde an uns vorüber rennen lassen!  
      Der Professor und Erika Membro liefen schon in dieser Richtung, nach links. Ich sah gleichzeitig, daß das falsch war, denn die Staubwolke, in der sich die Büffel befinden mußten, machte eine kleine Schwenkung auch nach dieser Seite.  
      „Nach rechts, Hans!" brüllte Rolf mir zu.  
      Ich verstand seine Worte in dem donnernden Getöse der den Boden stampfenden Hufe kaum noch.  
      Rolf lief schon nach rechts, Pongo folgte ihm. Ich sah zwar, daß die Staubwolke wieder eine Schwenkung, diesmal nach rechts machte, aber ich wollte meinen Freund und Pongo nicht allein lassen und folgte ihnen.  
      Die Staubwolke war jetzt an ihrem Anfang viel breiter geworden. Da sah ich auch schon die ersten Büffel. Die Masse stürmte noch immer geradeaus, nur einzelne Tiere waren nach links und nach rechts ausgebrochen.  
      Wir rannten, was die Beine und die Lungen hergaben, aber es nützte nicht viel. Die Büffel kamen immer näher, ein großer Bulle hatte uns beinahe schon erreicht. Ich sah es, als ich mich einmal kurz umschaute.  
      „Seitwärts springen!" rief ich nach vorn, wo Rolf und Pongo liefen.  
      Die beiden befolgten die Anweisung sofort. Keinen Augenblick zu früh, denn schon waren die Tiere heran und rasten in zwei, drei Meter Entfernung an uns vorbei. Sie kümmerten sich gar nicht um uns.  
      Die Erde erzitterte unter ihren Hufen. Wir waren in Sekundenschnelle in eine dichte Staubwolke gehüllt, so daß wir die Büffel nur undeutlich erkennen konnten.  
      Minuten hielt das Donnern und Dröhnen an. Dann war die Herde, die doch nicht so groß war, wie wir anfangs vermutet hatten, an uns vorbei gerast. Allmählich verschwand sie in der Ferne.  
      „Hoffentlich sind der Professor und seine Tochter gut davongekommen!" meinte Rolf, als sich der Staub auf das Steppengras zu senken begann. „Komm! Wir wollen zurück und nach ihnen sehen!"  
      Als wir an der Stelle unseres Lagers waren, sahen wir von der anderen Seite den Professor und seine Tochter langsam näherkommen. Wir atmeten erleichtert auf.  
      „Das hätte ins Auge gehen können, meine Herren!" rief uns der Professor schon von weitem entgegen.  
      „Wo mögen unsere Pferde sein?" fragte Rolf, als Vater und Tochter herangekommen waren, besorgt. Der Professor beruhigte uns:  
      „Ich kenne das Verhalten der Mustangs bei solchen Gelegenheiten. Warten wir ruhig hier eine Stunde! Dann sind die Tiere wieder da!"  
      Die Bisonherde war genau über unseren Lagerplatz hinweg gestürmt, ohne größeren Schaden anzurichten.  
      „Wie mag Raster sich gerettet haben?" fragte ich.  
      Er war in die Richtung gelaufen, die auch die Büffel gewählt hatten. Unmöglich hatte er schneller sein können als die erregten Tiere.  
      „Wir werden nachher nach ihm suchen," meinte Rolf ernst.  
      Mit der Voraussage über das Verbleiben der Pferde hatte der Professor recht gehabt. Schon nach fünfzig Minuten sahen wir sie angetrabt kommen. Sie zitterten zwar noch etwas, beruhigten sich aber bald, als wir ihnen den Hals klopften und ihnen beruhigend zuredeten.  
      Die Mahlzeit jetzt fortzusetzen, hatte keiner von uns mehr Appetit. Wir lagerten uns noch eine Stunde, bestiegen dann unsere Tiere, um weiter zu reiten, und schlugen die Richtung ein, in der wir Raster vermuteten.  
      Pongo ritt gut achtzig Meter vor uns und suchte mit den Augen ständig das Steppengras rechts und links seines Mustangs ab. Plötzlich hob er die Hand und hielt sein Tier an. Dann deutete er ins Gras. Sicher hatte er Raster gefunden. Wir baten Erika Membro, ein Stück zurückzubleiben, denn wir wollten ihr den Anblick eines von den Hufen der Büffel zertretenen Menschen ersparen.  
      Pongo war schon vom Pferde gestiegen, als wir bei ihm eintrafen.  
      Da lag wirklich ein Mensch.  
      „Raster!" sagte der Professor nur.  
      Kaum sah man an ihm etwas, daß eine Herde Büffel über ihn hinweggebraust war. Wahrscheinlich hatte eines der Tiere ihm in die Herzgrube getreten. Raster war wohl zu Boden gesunken und hatte sein Gesicht, vor das er die Hände gelegt hatte, durch Hinducken an den Boden geschützt. Der Huftritt in die Herzgrube hatte seinem Leben ein Ziel gesetzt, wie wir bald feststellten.  
      „Ein Höherer hat ihn gerichtet!" sagte Professor Membro feierlich.
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