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Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse

Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse

Titel: Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse
Autoren: Hans Warren
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Rucksack nicht dem Pferderücken anvertraut, sondern sein Gepäck auf dem eigenen Rücken behalten, und so verfügten wir über ein etwa fünfzig Meter langes, gutes, wenn auch nicht allzu starkes Seil aus bestem Manilahanf, das Rolf aus Vorsicht mitgenommen hatte und das uns bald gute Dienste leisten würde.  
      Pongo legte das Seil mit einer Schlinge über einen Felszacken, so daß wir es von unten durch einen geschickten Schleuderschwung wieder freibekommen konnten. Als erster stieg Pongo die Wand hinab, da er sich, wenn er den letzten Mann gemacht hätte, gegen die mit Steinwürfen arbeitenden Gegner schwer oben auf der Plattform hätte verteidigen können. Er legte sich Maha wieder über die Schultern und turnte geschwind abwärts. Das Seil hielt gut.  
      Ich rutschte als nächster hinab, Rolf folgte, den Schluss bildete Professor Kennt, der das Seil geschickt von unten von dem Felszacken abhakte.  
      Da wir von oben ein Steinbombardement befürchteten, eilten wir von der Abstiegstelle fort, ohne uns Zeit zu nehmen, das Seil aufzuwickeln, das Professor Kennt hinter sich herzog.  
      Erst nach hundert Metern, als wir von oben nichts mehr zu befürchten hatten, bremsten wir die Schritte. Pongo blieb Zeit, das Hanfseil aufzuwickeln.  
      „Jetzt können uns unsere Gegner nur auf dem Pfade hier folgen," sagte Kennt. „Da haben sie kein so gutes Versteck wie oben."  
      „Langsam wird mir klar, wo das Versteck gewesen sein könnte," erklärte Rolf. „Da war doch ein ziemlich großer Felsvorsprung. Er verdeckte wahrscheinlich als Tür den Eingang einer Höhle."  
      „Wollen wir nochmal hinauf?" fragte der Professor sofort.  
      Rolf winkte ab und zog den Professor weiter. Maha lief jetzt wieder lustig neben uns her und zeigte sich kein bißchen verängstigt mehr. Pongo hatte wohl recht gehabt, daß die Leute da oben einen für menschliche Nasen nicht wahrnehmbaren Geruch an sich oder in ihrer Nähe gehabt hatten, der das Tier anwiderte.  
      Da sich über uns kein Pfad auf der Höhe mehr befand, brauchten wir von oben keinen Angriff zu befürchten, schauten aber gewohnheitsmäßig noch öfter zur Höhe.  
      Unser Pfad stieg leicht, aber stetig an. Am Abend meinte der Professor, wir müßten uns jetzt mindestens 3 500 Meter über dem Meeresspiegel befinden.  
      Eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit hatten wir wieder eine Höhle erreicht, die weit weniger warm war als die erste. Hier wollten wir übernachten. Von unseren Gegnern, die sich nicht mehr hatten blicken lassen, hatten wir im Augenblick kaum etwas zu befürchten. Vielleicht war auch der gefürchtete Hypnotiseur einer der beiden Verwundeten.  
      Gleich nach dem Abendessen, das nur aus etwas Tee mit Zucker bestand, losten wir die Wachen aus und wickelten uns zum Schlafen in unsere Decken ein.  
      Da ich die vierte Wache gezogen hatte, konnte ich den Sonnenaufgang beobachten. Der ganze Himmel war noch dunkel, da begannen die Berggipfel in feurigem Glanze aufzuleuchten; es war ein einzig schönes Bild. Ein Naturschauspiel, wie man es selten erlebt!  
      Als es hell geworden war, weckte ich die Gefährten. Wir bereiteten uns den Tee, der den Hunger zwar nicht stillte, aber dem Magen das Gefühl der Leere nahm. Unterwegs hatten wir klare Quellen getroffen, die uns genügend Wasser spendeten. Auch ein bißchen Brennspiritus war noch in dem kleinen Kocher, den Pongo in seinem Gepäck gehabt hatte.  
      Da die Nacht so ruhig verlaufen war, nahmen wir an, daß unsere Gegner sich zurückgezogen hatten und uns nicht weiter verfolgen würden.  
     
     
     
      3. Kapitel Der Heilige  
     
      Der Pfad wurde manchmal so steil, daß wir nur mühsam vorwärtskamen. Vielleicht war es ganz gut, daß wir keine Pferde mehr besaßen, denn für sie wäre das Vorwärtskommen hier äußerst schwierig geworden, obwohl die kleinen Gebirgspferde dieser Gegend allerhand Steigungen bezwingen und auch auf geröllreichem Boden sicher gehen.  
      Als wir die Stelle erreichten, von der aus der Pfad wieder ins Tal hinunterführte, blieb Pongo, der ein paar Meter vor uns die Spitze des Zuges gehalten hatte, erstaunt stehen und deutete seitwärts in die Höhe.  
      Auf einer Bergkuppe stand ein Mensch, wohl ein Mönch, der beide Arme zum Himmel emporstreckte. Er bewegte sich gar nicht. Wir setzten die Ferngläser an die Augen, weil wir eine Sekunde lang vermutet hatten, daß wir ein Denkmal vor uns hätten, erkannten aber durch die Linsen klar,
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