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Rolf Torring 113 - Die Macht der Priester

Rolf Torring 113 - Die Macht der Priester

Titel: Rolf Torring 113 - Die Macht der Priester
Autoren: Hans Warren
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bemerken. Sie ließen sich aber in ihrer Andacht zunächst nicht stören und kümmerten sich nicht um uns. Nach geraumer Zeit erst erhob sich ein alter Priester und wandte sich zu uns um.  
      „Ihr seid unserer Einladung gefolgt, Fremdlinge, wir haben euch erwartet," begann er in einwandfreiem Englisch. „Unsere Macht ist groß und reicht weit."  
      Auch die anderen Priester hatten sich erhoben und zu uns umgedreht. Sie schauten uns mit düsteren Blicken an.  
      „Wir sind nicht eurer Einladung gefolgt," erwiderte Rolf die Begrüßung des ältesten Priesters, „sondern kommen aus eigenem Antrieb, um euch zu beweisen, daß wir keine Furcht vor euch haben. Auch bei unserem ersten Besuch konntet ihr uns nicht zurückhalten. Wir haben sogar den Mann mitgenommen, den ihr mit Gewalt hierbehalten wolltet. Wir fürchten euch nicht, auch wenn ihr Elefanten und Krokodile gegen uns hetzt."  
      „Du sprichst, als ob du dich noch frei fühltest," sagte der Priester. „Aber ihr seid unsere Gefangenen, alle, auch wenn ihr eure Waffen noch in der Hand haltet. Schau dich um, Fremdling!"  
      Wir blickten uns um und schraken zusammen. Lautlos hatten sich etwa zwanzig Priester in den Tempelraum geschlichen, die kurze Schwerter in den Händen hielten. Wir waren zu sorglos eingedrungen und hatten nicht damit gerechnet, daß die Priester so schnell zum Generalangriff gegen uns vorgehen würden.  
      Wo war Pongo? Er hatte sich doch an der Tür postiert, um uns im Falle einer Gefahr zu warnen.  
      „Legt die Waffen ab, Fremdlinge!" erhob der alte Priester vor uns wieder seine Stimme. „Ihr werdet sie nicht mehr brauchen. Eure Begleiter sind bereits in unserer Gewalt. Sie sterben in dem Augenblick, in dem ihr die Waffen gegen uns erhebt."  
      „Und was geschieht mit uns, wenn wir die Waffen ablegen?" fragte Rolf.  
      „Darüber wird unser Gott entscheiden, dem ihr damals entkommen seid. Legt die Waffen vor euch auf den Boden. Sonst muß ich meinen Brüdern den Befehl geben, euch mit Gewalt zu entwaffnen."  
      Es hatte keinen Zweck, hier lange zu verhandeln. Rolf war mit mir der gleichen Ansicht, er nickte mir zu, kniff dabei aber das linke Auge kurz zusammen.  
      Als wir die Waffen auf den Boden gelegt hatten, wurden wir von hinten gepackt und gefesselt. Zum Glück wurden wir nicht weiter untersucht, und so bemerkten die Priester den kleinen Reserverevolver nicht, den wir an der Innenseite der Hose in einer besonderen Tasche trugen. Unsere Lage war also nur halb so gefährlich, zumal der weiße Elefant Tembo schon das Pulver des Vergessens geatmet hatte.  
      Der alte Priester gab vier jungen Priestern einen Wink. Sie verließen den Tempelraum und kehrten bald darauf mit Lord Hagerstony und Balling zurück. Beide waren gefesselt, schienen sich aber zu freuen, als sie uns erblickten.  
      Nebeneinander wurden wir vor dem großen Götterbild niedergelegt. Eine heilige Handlung begann. Unwillkürlich mußte ich an unseren ersten Besuch im Tempel der Feuerpriester denken. Damals hatten wir im Vorhof in Gitterzellen gelegen und sollten am Abend durch den weißen Elefanten Tembo gerichtet werden.  
      Lord Hagerstony, der jahrelang in Siam gewesen war, beherrschte die Sprache der Priester einigermaßen. Er flüsterte uns zu, daß wir auch diesmal durch die Gottheit gerichtet werden sollten. Nach Sonnenuntergang würde sich unser Schicksal entscheiden.  
      Wieder gab der alte Priester seinen Leuten einen Befehl, den uns der Lord übersetzte. Sie sollten Tembo und seine Wärter holen und uns in die Zellen im Vorhof bringen.  
      Wir sollten also wie damals gerichtet werden. Ich wollte Rolf gerade nach dem Verbleib Pongos fragen, da wurden wir schon aufgehoben und fortgetragen. Man schleppte uns durch verschiedene Gänge. Endlich waren wir im Vorhof des Tempels. Die Zellen lagen dem Tempel genau gegenüber, sechs feste, nebeneinanderliegende Räume, die gegen den Vorhof durch ein Gitter verschlossen waren. Durch das Gitter konnte Tembo seinen Rüssel stecken und uns erreichen, falls wir nicht bis zur Rückwand wichen und uns gegen sie drückten. Damals waren wir nur durch eine tollkühne Tat, Pongos gerettet worden. Wie würde es diesmal werden?  
      Jeder von uns wurde in eine besondere Zelle gesperrt, so daß wir einander nicht sehen konnten. Die Priester verließen den Hof und verschwanden im Tempel.  
      Wenn ich mich ganz vorn an das Gitter stellte, konnte ich mit Rolf, der das
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