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Rolf Torring 104 - Zum Tode verurteilt

Rolf Torring 104 - Zum Tode verurteilt

Titel: Rolf Torring 104 - Zum Tode verurteilt
Autoren: Hans Warren
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konnten. Die Gewehre hatten wir diesmal mitgenommen. Die Rucksäcke waren gut gefüllt, dadurch natürlich nicht gerade leicht. Wir mußten damit rechnen, daß wir zwölf Tage oder noch länger unterwegs waren, ohne vielleicht eine menschliche Siedlung anzutreffen.  
      Wanderungen durch den Urwald habe ich in früheren Bänden so oft beschrieben, daß ich hier darauf verzichten kann.  
      Nach fünf Tagen erreichten wir die Stelle, an der nach Labutas Aufzeichnungen der Zwergenmensch aufgetaucht war. Die Stelle, ganz eindeutig beschrieben, lag mitten im Urwald, so daß wir Mühe gehabt hatten, bis dahin vorzudringen. Vielleicht kannte Labuta einen anderen Weg, denn dem Schriftstück nach mußte er oft hier gewesen sein.  
      Pongo fand nach längerem Suchen eine Stelle, an der ein Mensch gelagert haben mußte; die kleine Kochstelle machte den Eindruck, als wäre sie von einem Weißen angelegt worden; die Eingeborenen der Sunda-Inseln setzen die Steine anders zusammen. Hier schlugen auch wir unser Lager auf, das Maha als Wache umschlich.  
      Pongo hatte eine Pflanze gesucht, mit deren Saft wir uns Hände und Gesicht einrieben. Der Pflanzensaft hatte einen scharfen, aber angenehmen Geruch und hielt die zudringlichen Stechmücken von uns fern.  
      Da wir die Nacht nicht auf dem Boden verbringen wollten, hatte Pongo einen hohen Baum ausgesucht, in dessen dichtem Laubwerk er aus Lianen und Zweigen eine feste Plattform baute, die uns alle trug. Im Anfertigen solcher Anlagen war Pongo ein Meister. Als die Nacht hereinbrach, stiegen wir in den Baum hinauf. Maha wurde von Pongo emporgetragen.  
      Daß uns Schlangen beißen würden, brauchten wir nicht zu befürchten, denn nach Pongos Meinung hielt der Geruch des Pflanzensaftes, mit dem wir uns eingerieben hatten, auch Reptilien von uns fern.  
      Trotzdem hielten wir abwechselnd Wache, um nicht von anderen Tieren unliebsam überrascht zu werden.  
      Wenn ein Zwergmensch auftauchen würde, was allerdings erst bei Tage der Fall sein würde, wollten wir uns verbergen und versuchen, ihm zu folgen, um die Ansiedlung der kleinen Menschen zu finden.  
      Die Nacht verlief ruhig. Das Frühstück verzehrten wir am Boden, wo Pongo ein kleines Feuer entfacht hatte, um uns Tee zu brühen. Wasser gab es genug. Ganz in der Nähe floß ein Bach mit klarem Quellwasser, das einen ausgezeichneten Geschmack hatte.  
      Pongo und Maha paßten scharf auf, denn jeden Augenblick konnte der Zwergenmensch auftauchen, und dann mußten wir uns schnell hinter Büschen verstecken. Wir wollten ihn nicht verscheuchen, sondern hatten vereinbart, daß Pongo ihm heimlich folgen sollte, wobei er uns auf der Wegstrecke Zeichen hinterließ.  
      Durch das hohe Gras und die oft noch höheren Farne waren wir gut gedeckt und hatten doch einen vorzüglichen Überblick. Stundenlang warteten wir vergeblich und wollten gerade darangehen, uns das Mittagessen zu bereiten, als Pongo uns mit der Hand ein Zeichen gab.  
      In einiger Entfernung trat ein Mensch zwischen den Bäumen hervor. Es war aber kein Zwerg, sondern — Labuta. Ich befürchtete, daß er seinen alten Lagerplatz suchen würde, den wir eingenommen hatten, aber er ließ sich weiter unten am Bach nieder und blickte nach Westen, als ob er von dort jemand erwarte.  
      Jetzt konnten wir unmöglich ein Feuer entzünden und mußten auf ein warmes Mittagessen verzichten. Voller Spannung beobachteten wir Labuta, der sehr nervös zu sein schien.  
      Labuta stand mehrmals auf und wanderte ein Stück am Bach entlang, entfernte sich jedoch nie weit von seinem Lagerplatz. Plötzlich — es war schon am Nachmittag — eilte er nach Westen davon, verhielt den Schritt aber gleich wieder: der Zwergenmensch mußte gekommen sein.  
      Ich richtete mich vorsichtig etwas auf und sah den kleinen Menschen auch, der wie aus der Erde gewachsen vor Labuta stand. Er mochte etwa siebzig Zentimeter groß sein, hatte langes, zottiges Kopfhaar, der Körper selbst war unbehaart. Seine Stirn war flach, das Kinn kaum entwickelt. Die Hautfarbe war ziemlich hell, die Nase platt, die Augenbrauen dicht, der Hals sehr kurz, die Arme übermäßig lang, ganz so, wie es Labuta in seinen Aufzeichnungen niedergeschrieben hatte. Er war völlig unbekleidet.  
      Wie ich später erfuhr, sollen die Zwergmenschen von den Eingeborenen „Oran-Pendek" genannt werden, was nichts anderes als „kurzer Mensch" bedeutet. Die Wissenschaft nimmt an, daß die Zwergmenschen
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