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Rolf Torring 096 - Ein furchtbares Geheimnis

Rolf Torring 096 - Ein furchtbares Geheimnis

Titel: Rolf Torring 096 - Ein furchtbares Geheimnis
Autoren: Hans Warren
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durch Deckenfenster Licht erhielt, wurden wir in bequeme Sessel gesetzt.  
      Ich konnte den Kopf nicht zu Rolf drehen, der links von mir saß. Meine Augen waren starr geradeaus auf einen großen Tisch gerichtet, auf dem viele Apparate und Gläser standen. Der Arzt machte sich an den Geräten zu schaffen, entfernte Deckel von mehreren Gefäßen und sagte:  
      „Hier, meine Herren, sehen Sie eine auf die Sekunde richtig gehende Uhr. Ich habe sie eigentlich nur aus experimenteller Spielerei hergestellt.  
      Was Sie hier in der klaren Flüssigkeit sehen, ist ein Herz, ein menschliches Herz, das durch einen geringen elektrischen Strom in Tätigkeit gehalten wird. Es lebt. Die Adern sind eng geschlossen, der Blutkreislauf ist auf ein Minimum beschränkt. Das Herz hat ja keinen Körper mehr zu versorgen. Sehen Sie genau hin! Das Herz arbeitet regelmäßig, als ob es noch in einem menschlichen Körper säße.  
      Eine mechanische Übertragung auf ein Uhrwerk setzt dieses durch die Herzzuckungen in Bewegung."  
      Rolf und ich starrten das „Kunstwerk" an.  
      „Das Herz schlug noch vor vierzehn Tagen in der Brust eines jungen Inders, den mir mein 'Dschungelgeist', der Tiger, brachte."  
      So ruhig konnte solche Dinge nur ein Wahnsinniger erzählen. Das wurde mir immer klarer. Der Mann war gefährlicher als ein gewöhnlicher Mörder, der seine Opfer gleich sterben läßt.  
      „Achten Sie bitte, meine Herren, auf den Holzkasten neben dem Tisch, der wie eine große Standuhr aussieht. Er enthält eines meiner Meisterwerke. Sie werden den Körper eines Menschen in dem Kasten sehen, der nur so lange tot ist, wie ich es wünsche.  
      Der Kasten ist vergleichbar einem Eisschrank. Er bewahrt eine gleichmäßige Untertemperatur. Das ist nötig, damit die Körperzellen erhalten bleiben. Damit sie nicht erfrieren, blau und später schwarz werden und ihre Funktion, den Körper zu erhalten, nicht verlieren können, ist der Körper einbalsamiert, etwa nach Art der ägyptischen Mumien. Bitte, verstehen Sie das: außen Untertemperatur, die aber nicht an die Zellen herandringt, im Innern des menschlichen Körpers künstliche Wärme durch elektrischen Strom.  
      Wenn das Herz, das Sie hier sehen, meine kleine Uhr, zu den Stundenschlägen ansetzt, geht ein Zusatzstrom durch den Körper, der bestimmte Nerven im Gehirn des Mannes anregt; er kann sprechen. Achten Sie auf! Es wird gleich soweit sein!"  
      Doktor Thassa hatte nach dem öffnen des Kastens an verschiedenen Drahtzuleitungen gearbeitet und stellte sich jetzt neben den Kasten. Der ältere Inder im Kasten war völlig unbekleidet, die Haut wies tiefe Falten auf. Er machte nicht den Eindruck eines Toten, eher den eines Schlafenden.  
      „Mein Freund hier," fuhr Doktor Thassa fort, „braucht keine Nahrung mehr. Das ist praktisch. Er ist sozusagen konserviert. In dieser Form werden später die Menschen fortleben. Das enthebt die Menschheit der leidigen Nahrungssorgen, die eintreten würden, wenn es keinen Tod mehr gibt.  
      Noch einige Sekunden nur, meine Herren. Die Uhr wird gleich zu schlagen beginnen."  
      Im hellen Tageslicht, das durch die Oberlichtfenster einfiel, konnten Rolf und ich alles deutlich erkennen. In Hypnose waren wir nicht. Was wir sahen, waren konkrete Dinge. Auch eine optische Täuschung war unmöglich.  
      Da begann die menschliche Uhr zu schlagen. Vier kleine Glockenschläge durchklangen den Raum. Als der letzte Schlag verhallt war, öffnete der tote Inder den Mund, die Augen bekamen lebendigen Glanz, er sah starr geradeaus, als müßte er sich besinnen, dann sagte er laut und vernehmbar:  
      „Sechzehn Uhr — das ist: vier Uhr nachmittags."  
      Die Worte schienen den Inder angestrengt zu haben. Er schloß die Augen und stand unbeweglich in seinem Kasten.  
      „Was sagen Sie nun?" fragte Doktor Thassa, Anerkennung heischend.  
      Sprechen konnten wir nicht, das war gut! Vielleicht hätten wir etwas gesagt, was Doktor Thassa nicht gefallen hätte. Ich erwartete, daß er jetzt unser Todesurteil sprechen würde. Die Experimente waren noch nicht beendet. Er hantierte an Gläsern und Apparaten herum.  
      Schließlich sagte er zu uns:  
      „Ich würde Ihnen gern das Leben lassen, meine Herren, da Sie jetzt wohl von der Notwendigkeit meiner Experimente überzeugt sind und mir ein paar Menschen als Versuchsobjekte zubilligen, aber ich darf Ihnen nicht trauen. Meine beiden Helfer machen mir schon genug
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