Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 079 - Doktor Gallas Spinnen

Rolf Torring 079 - Doktor Gallas Spinnen

Titel: Rolf Torring 079 - Doktor Gallas Spinnen
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
auf der anderen Seite der Gasse. Sehen Sie den alten Turm zwischen den Bäumen? Der Professor hat auf der Plattform ein Fernrohr aufstellen lassen. Er interessierte sich sehr für Sternkunde, für Astronomie. Auch bei dem Turm handelt es sich um ein altes Bauwerk, sicher etwa zur gleichen Zeit entstanden wie der kleine Tempel, den Doktor Galla bewohnt."  
      Rolf sagte nichts. Sein Gesicht versank in scharfes Nachdenken. Dann murmelte er, mehr zu sich selber als zu uns:  
      „Ob Professor Cambrian den Doktor Galla meinte, der ihm Benares verleidet? Von seinem Turm aus muß er das Grundstück des Doktor Galla gut übersehen können. Herr Goulden," fuhr er lauter fort, „wenn Herr Woodford ins Krankenhaus gebracht ist, wollen wir Doktor Galla einen Besuch abstatten. Vielleicht erleben wir eine Überraschung."  
      Goulden hatte bereits einen Polizisten herangewinkt und gab ihm den Auftrag, einen Krankenwagen zu besorgen. Ehe der Wagen eintraf, was ungefähr sechs bis sieben Minuten dauerte, beschäftigte sich Rolf mit dem reglosen Woodford.  
      Er versuchte, durch Armbewegungen die Atmung künstlich anzuregen. Er sprach dem Unglücklichen gut zu, falls er das, was wir sagten, verstehen konnte.  
      Als der Wagen eintraf und Woodford vorsichtig auf eine Tragbahre gelegt und in den Wagen hinein gehoben wurde, machte Goulden die beiden Sanitäter darauf aufmerksam, daß Woodford sofort von Professor Made untersucht werden müsse, da er wohl nur völlig gelähmt sei und sogar verstehen könne, was um ihn herum gesprochen würde.  
      „So, meine Herren," sagte Goulden, als der Wagen die Gasse hinunterfuhr, „jetzt wollen wir sehen, was wir bei Doktor Galla erleben. lch bin neugierig, ob er sich als Besitzer giftiger Riesenspinnen zu erkennen gibt."  
      „Eine Überraschung erleben wir auf jeden Fall," meinte Rolf. Damit wandten wir uns vom Tatort des Verbrechens ab.  
     
     
     
      3. Kapitel In Doktor Gallas Hans  
     
      Wenn Rolf das Gefühl hatte, daß wir eine Überraschung erleben würden, war es meist so — und nie waren die Überraschungen angenehmer Art.  
      Während wir an der hohen, alten Mauer entlang schritten, meinte ich deshalb:  
      „Wäre es nicht besser, Rolf, wenn Pongo im Grundstück des Inspektors bleibt? Er könnte uns über die Mauer hinweg beobachten und — falls uns etwas zustoßen sollte — Mittel zu unserer Rettung oder Befreiung suchen."  
      Rolf nickte zustimmend.  
      „Wenn wirklich Doktor Galla Riesenspinnen gezüchtet hat," sagte er, „kann er ein sehr gefährlicher Gegner werden. Pongo, bleib also im Garten des Inspektors und beobachte uns!"  
      Pongo lief mit Maha voran, dem Eingang der Besitzung Gouldens zu. Er mußte sich schon auf seinem Lauscherposten befinden, wenn wir das Besitztum Doktor Gallas betraten.  
      Wir verlangsamten deshalb unsere Schritte etwas, um ihm einen Vorsprung zu lassen. Als wir an das alte, tief in die Mauer eingelassene Bronzetor kamen, ließ Goulden den altertümlichen Türklopfer gegen das Metall fallen.  
      Lange Zeit war nichts zu hören. Kein Schritt näherte sich von innen der Tür, obwohl man jeden Schritt hätte hören müssen, wie Rolf versicherte, da die Wege mit Kies bestreut waren.  
      Gerade streckte der Inspektor zum zweiten Male die Hand aus, um den Klopfer in Bewegung zu setzen, da öffnete sich die schwere Bronzetür völlig geräuschlos.  
      Unwillkürlich war ich etwas zurückgewichen, als die Tür mit einem Male lautlos aufging.  
      In der schmalen, tiefen Türöffnung stand ein alter Inder, ein hochgewachsener Mann aus dem Norden, der uns schweigend musterte. Sein kühnes, strenges Gesicht war unbeweglich, aber die großen, dunklen Augen glühten. Obwohl er im hellen Sonnenschein stand, machte er einen unheimlichen Eindruck.  
      Es dauerte einige Sekunden, bis der Inder sich zu einer tiefen Verbeugung anschickte. Aber der Gruß hatte nichts Ehrfurchtsvolles an sich, sondern wirkte eher gezwungen, als erfülle er eine nicht zu umgehende Höflichkeitsform.  
      Dann fragte er mit einer tiefen Stimme, der ein Wohllaut nicht abzusprechen war: „Die Sahibs wünschen?"  
      „Inspektor Goulden," sagte der Beamte kurz und zog seinen Ausweis. „Melden Sie uns bitte Herrn Doktor Galla!"  
      „Der Sahib Doktor ist nicht zu Hause," sagte der Inder mit unbewegter Miene.  
      „Dann müssen Sie uns Auskunft geben," meinte Goulden energisch. „Führen Sie uns ins Haus! Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher