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Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Titel: Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer
Autoren: Hans Warren
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Zweimal wurde ich geweckt und erhielt jedesmal ein stärkendes Essen und Wein. Die Mienen der Diener zeigten Unruhe und Bestürzung. Offenbar war es noch nicht vorgekommen, daß Gefangene, die für die grausame Todesart bestimmt waren, ruhig schliefen und sich das Essen gut schmecken ließen.  
      Ich war überzeugt, daß meine Gefährten ebenso handelten. Rolfs eiserne Ruhe kannte ich. Und Pongo hatte so feine Sinne, daß er es sich leisten konnte, zu schlafen; er war in jedem Augenblick hellwach, wenn eine Gefahr plötzlich und unvorhergesehen kam.  
      Die Diener konnten unsere Ruhe nicht verstehen. Das Benehmen, das wir zeigten, überstieg selbst das Maß orientalischer Gleichgültigkeit, das jeder von ihnen selbst besaß. Wenn die Diener aber jetzt schon unsicher wurden, würden wir in der Nacht um so leichter mit ihnen fertig werden.  
      Ich hätte sie gern durch Bemerkungen noch mehr in Verwirrung gebracht, aber ich befürchtete, daß Ramga unter Umständen eine andere Todesart für uns bestimmen würde, bei der wir gar keine Chance hatten. Deshalb schwieg ich.  
      Als ich zum dritten Male geweckt wurde, wußte ich sofort, daß die Dunkelheit hereingebrochen sein mußte und die grausame Jagd beginnen würde. Ich richtete mich elastisch in die Höhe und nickte den Dienern lächelnd zu.  
      Die Diener hatten jetzt kurze Messer in den Händen. Drei bedrohten mich mit ihren Waffen. Der vierte schnitt mir die Fesseln durch.  
      Ich stand auf. Wenn ich anfangs auch ein wenig schwankte, da durch die lange Fesselung eine Blutstockung in den Beinen eingetreten war, ging es bald recht gut. Mit jedem weiteren Schritt, den ich tat, gewann ich die Herrschaft über Beine und Füße mehr zurück.  
      Mit Rolf und Pongo traf ich erst oben im Flur des Palastes zusammen. Sie waren schon vor mir hinaufgeführt worden. Wir nickten einander aufmunternd zu.  
      Wie Rekruten beim Militär mußten wir geraume Zeit warten, bis Fürst Ramga geruhte, herauszutreten. Er trug einen europäischen, graugrünen Khakianzug. Im Ledergurt steckte ein kleines Messer. Sein Sohn, der Erzieher Kistna und der Haushofmeister waren ebenso gekleidet.  
      „Sie sehen recht munter aus," sagte er zu uns. „Das wird sich bald legen, wenn Ihre Arme gelähmt sind. Meine Diener ziehen jetzt die gleichen Anzüge an, wie wir sie tragen, damit wir von Ihnen weniger leicht gesehen werden. Ihre fast weißen Anzüge dagegen werden in der Dunkelheit gut auffallen."  
      Auf einen Wink von ihm packten je zwei Diener unsere Arme. Wir wurden aus dem Palast hinausgeführt.  
      Am Palisadenzaun der Arena ging es entlang, diesmal an der Seite, an der die Ställe standen. Bald waren wir vor einem hohen Eisengitter angelangt, das mit Stacheldraht durchflochten war. Eine ebenso gesicherte, schmale Tür wurde geöffnet.  
      Die Diener, die uns hierher geführt hatten, wichen zur Seite. Während sie zurückliefen, waren andere an ihre Stelle getreten, die schon Khakianzüge trugen.  
      Der schwarze Riese wurde an die Tür geführt. Vier Diener bedrohten ihn mit Messern. Ein fünfter durchschnitt seine Handfesseln, dann bekam er einen kräftigen Stoß und taumelte in die Umzäunung hinein.  
      Anschließend wurde Rolf an die Tür geführt und ebenso hineinbefördert. Ich machte den Schluß. Die Tür wurde zugeriegelt.  
      Ramga hielt sein Versprechen, uns auch kleine Messer zu geben, also nicht. Wahrscheinlich war es ihm bei nochmaliger Überlegung doch zu gefährlich gewesen. Wenn er ein anständiger Gegner gewesen wäre, hätte er uns die Änderung seines Entschlusses wenigstens mitgeteilt, als er seine letzten Anordnungen in unserem Beisein auf dem Flur des Palastes gab.  
      Wir hatten nicht bemerkt, daß Ramga plötzlich außerhalb des Umzäunungsgitters erschienen war. Höhnisch rief er uns zu:  
      „So, meine Herren, suchen Sie sich ein gutes Versteck! Sie werden bemerken, daß kein Baum im Dschungel steht. Einen sicheren Platz in den Wipfeln können Sie also nicht wählen. In einer halben Stunde kommen wir."  
      Damit war er verschwunden.  
      Wir standen vor einem Dickicht, in das ein schmaler, halb verwachsener Pfad hineinführte. Es schien unmöglich, von ihm abzuweichen, um uns in den Büschen zu verbergen.  
      Wir mußten versuchen, in der halben Stunde, die uns als Galgenfrist gegeben war, das Terrain möglichst genau kennenzulernen. Rolf schritt sofort in den Pfad hinein. Wir folgten.  
      Bald kamen wir
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