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Rolf Torring 047 ~ Unter Hereros

Rolf Torring 047 ~ Unter Hereros

Titel: Rolf Torring 047 ~ Unter Hereros
Autoren: Hans Warren
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„Ich wußte es ja," sagte Rolf, „passen Sie auf, gleich wird dieser unheimliche Spuk kommen!"  
      Eine große, schlanke Gestalt in weißem Frauengewand war auf Allison zugetreten. Deutlich konnten wir sehen, daß er sie freudig begrüßte, dann sprachen sie lebhaft miteinander, wobei die Frau oft auf den Hain hinwies. Endlich kamen sie langsam heran.  
      Unsere Spannung erreichte jetzt ihren Höhepunkt. Nach Rolfs Voraussage mußte ja jetzt das rätselhafte Untier erscheinen. Vielleicht vierzig Meter waren sie noch entfernt, und wir konnten schon das klingende Lachen der Frau hören. Da stieß Thomson einen leisen Ruf der Verwunderung aus und sagte:  
      „Jetzt erkenne ich sie. Das ist die Blessie, ein Mischblut, das in einer ziemlich berüchtigten Kneipe bedient. Allerdings ein so verteufelt schönes Mädchen, daß ich es begreifen kann, wenn die Männer sich von ihr hierherlocken lassen. Sieh einmal an, die Blessie."  
      Ein leiser Ton des Bedauerns lag in seiner Stimme; vielleicht war der brave Sergeant auch nicht ganz unempfindlich gegen die Reize des Mischblutes gewesen. Aber gleich fuhr er fort:  
      „Das kann es aber nicht allein sein, deshalb würde niemand mit ihr auf die Steppe kommen. Dahinter muß ein anderes Geheimnis stecken."  
      „Sie haben unbedingt recht," fiel Rolf ein, „und dieses Geheimnis wird 'Diamanten' heißen. Umsonst hat der Nachtspuk sich nicht Diamantenhändler ausgesucht. Ich vermute, daß diese Blessie den Opfern vorreden wird, sie hätte hier irgendwo eine reiche Mine entdeckt."  
      „Das wird stimmen," rief Thomson überrascht, „es gehen schon lange Gerüchte um, daß in der Nähe von Lehutitang Diamanten liegen müßten. Herrgott, ist das raffiniert, einfach unglaublich. Aha, jetzt zeigt sie ihm eine Stelle. Da, er bückt sich, und sie — schleicht leise davon."  
      Ich hatte meine Pistole herausgezogen, denn jetzt mußte die Katastrophe unbedingt eintreten. Allison kniete nieder und untersuchte eifrig den Boden. Das Mischblut aber schlich sich behutsam fort, auf den Hain zu. Sie hatte ihn bald erreicht und verschwand, ungefähr zwanzig Schritte von uns entfernt, zwischen den Bäumen.  
      Allison richtete sich jetzt auf, blickte umher und rief verwundert:  
      „Blessie, wo bist du?"  
      Er bekam keine Antwort, und deutlich konnten wir bemerken, daß er unruhig wurde. Zögernd kam er auf den Hain zu, dabei von Zeit zu Zeit nach dem Halbblut rufend. Ungefähr zehn Meter war er noch vom Wald entfernt, da klang zwischen den Bäumen ein Ton auf, der selbst mir einen Schauer über den Rücken jagte. Es war ein gräßlicher Ton, als stöhne ein Mensch, halberstickt, in letzter Qual auf. Und dann folgte sofort ein grauenhaftes Gebrüll, tierisch, aber doch so voll Wut, daß es menschlich erschien. Allison blieb stehen, da stürzte schon eine furchtbare Gestalt aus dem Dunkel des Waldes heraus. Riesengroß, unseren Pongo vielleicht noch überragend, breitschultrig, mit zottigem Fell bedeckt. Unnatürlich lange Pranken schlugen durch die Luft, und deutlich sah ich lange, gebogene Krallen metallisch im Mondschein flimmern. Das Furchtbarste aber war der Kopf dieses rätselhaften Geschöpfes. So mochten sich die Alten den Teufel vorgestellt haben, denn aus dem breiten, von langen Haaren überwucherten Gesicht ragten lange, gebogene Zähne heraus, wie die Waffen eines mächtigen Keilers.  
      Allison stand einige Augenblicke völlig erstarrt, und beinahe wäre ihm diese Verzögerung zum Verderben geworden. Denn das unheimliche Wesen sprang in großen Sätzen blitzschnell auf ihn zu.  
      Da aber machte der Engländer, als schon eine der furchtbaren Pranken niedersauste, einen gewaltigen Seitensprung, wandte sich um und ergriff die Flucht. Auch er dachte nicht daran, seine Pistolen gegen dieses Ungeheuer zu gebrauchen.  
      Die Ereignisse waren sich blitzschnell gefolgt, daß ich nicht Zeit gefunden hatte, meine Pistole abzuschießen. Jetzt sprang Rolf vor und rief uns zu: „Kommt schnell." Wir setzten hinter dem Flüchtigen und dem furchtbaren Verfolger her. Aber es schien schon zu spät zu sein, dem Engländer Hilfe zu bringen, denn das Ungeheuer kam ihm schnell näher und stieß jetzt nochmals das grauenhafte Gebrüll aus. Allison drehte sich um, wollte wieder einen kurzen Bogen schlagen, kam aber ins Stolpern und fiel lang hin.  
      Der unheimliche Verfolger stieß einen Triumphschrei aus, sprang mit gewaltigem Satz auf den Gestürzten zu
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