Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 035 - Kampf um Macht

Rolf Torring 035 - Kampf um Macht

Titel: Rolf Torring 035 - Kampf um Macht
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
dessen Krone die Hütte wohl beschirmte. An den Stamm band ich ihn fest, damit er sich nicht aus der Hütte herausrollen konnte. Nachdem ich ihm noch aus einem alten Lappen einen kräftigen Knebel gedreht hatte, öffnete ich seine verkrampften Kinnladen mit meinem Messer, wobei ich aber acht gab, ihn nicht zu verletzen, schob den Tuchknäuel in seinen Mund und befestigte ihn durch eine Schnur, die ich um den Kopf schlang und im Nacken verknotete.
    Sollte er auch nach seinem Erwachen unartikulierte Laute von sich geben, würde es doch kein Neger wagen, die Hütte zu betreten, um nach der Ursache zu forschen.
    Jetzt mußte ich aber noch genau überlegen, wie ich mich am besten aus dem Dorf entfernen konnte. Zum Haupttor konnte ich nicht, denn von dort klang noch manchmal verworrener Lärm herüber, ein Zeichen, daß Pongos Leute die feindlichen Stammesgenossen immer noch beschäftigten.
    Es hieß also für mich, hinten durch die Dornenhecke zu schlüpfen, und das konnte ich am besten durch die Lücke bewerkstelligen, die Pongo geschnitten hatte. Vorsichtshalber lauschte ich noch am Vorhang, dann schlug ich den Stoff zur Seite und trat hinaus.
    Der Platz vor der Hütte war menschenleer. Offenbar hatte es der Zauberer verstanden, sich im Dorf sehr durchzusetzen, sodaß seine Wohnung von allen Bewohnern gemieden wurde. Mir kam das natürlich jetzt sehr zustatten.
    Einen Augenblick zögerte ich noch, als vorn am Tor helles Jubelgeschrei aufklang. Hatten die Feinde etwa Pongo oder einen seiner Verwandten getötet? Fast war ich versucht, hinzueilen, um mich zu überzeugen, doch gleich sah ich das Aussichtslose und Gefährliche eines solchen Beginnens ein.
    Nach kurzem Zögern wandte ich mich dem hinteren Teil des Dorfes zu und schritt langsam und würdevoll zwischen den Hütten hindurch. Manchmal huschte ein Schatten an mir vorbei, und ich muß offen gestehen, daß ich doch immer heftiges Herzklopfen bekam; auch griff ich dann stets nach meiner Pistole unter der Kleidung des Zauberers. Und diese Bewegung flößte wohl den Negern oder Frauen, denen ich begegnete, noch mehr Schrecken ein als sie mir, denn dann klapperten die Gegenstände, mit denen der Zauberer sein Gewand behängt hatte; sie glaubten dann dem richtigen, gefürchteten Medizinmann gegenüber zu stehen und verschwanden stets mit merkwürdiger Eile.
    Endlich erreichte ich die hintere Seite der Dornenhecke, doch auch hier leuchtete Feuerschein von außen herüber, und verschiedene, dunkle Gestalten, die ich sehr gut gegen den nächtlichen Himmel sehen konnte, waren eifrig damit beschäftigt, neue Nahrung in die Flammen vor der Hecke zu werfen.
    Mein Entkommen war unter diesen Umständen sehr schwierig, und ich war fast verzagt, als ich einsehen mußte, daß mein Plan doch nicht so einfach durchzuführen war. Dann fiel mir aber ein, daß sich ja der Mond bald erheben würde, und wenn sein Schein über der Lichtung lag, dann waren die Feuer unnötig, und dann konnte ich es eher wagen, die Flucht zu versuchen.
    Mein Aufenthalt hier hinten konnte auffällig wirken, so entschloß ich mich schweren Herzens, wieder zur Hütte des Zauberers zurückzukehren.

    4. Kapitel. Erhöhte Schwierigkeiten

    Als ich mich schon in der Nähe der Hütte befand, gewahrte ich plötzlich Feuerschein, der schnell näher kam. Es wäre sicher aufgefallen, wenn ich jetzt meine Schritte beschleunigt hätte, und so ging ich ruhig und würdevoll weiter, obwohl mir das Herz bis zum Halse schlug.
    Keine zehn Meter vor mir tauchten plötzlich zwischen zwei Hütten sechs Neger auf, von denen drei hell lodernde Fackeln trugen, während die anderen einen Menschen zwischen sich schleppten.
    Und jetzt hätte ich mich beinahe durch einen Ausruf verraten, denn der junge, sich heftig sträubende Neger, dem die Hände auf dem Rücken gefesselt waren, war — Kubang, der Neffe unseres Pongo. Sicher war er bei dem Versuch, den Pongo mit seinen Leuten zu meiner Befreiung unternommen hatte, zu unvorsichtig gewesen und dadurch in die Hände der Feinde gefallen.
    Ich faßte mich mühsam, blieb stehen und blickte den Negern entgegen, die bei meinem Anblick viel ruhiger wurden und ihr lebhaftes Schwatzen völlig einstellten.
    Mich anzusprechen wagten sie offenbar nicht, was mir sehr angenehm war, ja, sie wagten nicht einmal, mich anzublicken. Schweigend gingen sie mit dem Gefangenen, der mir auch keinen Blick zuwarf, an mir vorbei. Ich glaubte erst, daß sie Kubang ebenfalls an den heiligen Baum binden würden,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher