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Rolf Torring 023 - Die Bande Sao-Shungs

Rolf Torring 023 - Die Bande Sao-Shungs

Titel: Rolf Torring 023 - Die Bande Sao-Shungs
Autoren: Hans Warren
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und sechs Chinesen traten herein. Ohne etwas zu sprechen, packten je zwei einen von uns und trugen ihn hinaus.
    Im ersten Augenblick dachte ich, daß dieser Umstand unsere Rettung rein könnte, denn wir konnten doch sehr leicht gesehen werden, als ich aber auf Deck war, sah ich, daß wir uns in einem Garten befanden. Das Boot war in einen künstlichen Hafen, der gegen den Fluß durch eine hohe Eisentür gegen Sicht abgeschlossen war, eingelaufen, und der Garten wurde von einer hohen Mauer umfaßt.
    Die Bande mußte sehr reich sein, denn das Besitztum war wundervoll angelegt und befand sich in bestem, gepflegtem Zustand. Und als wir das Haus sahen, war ich höchst erstaunt. Es war direkt ein weißer Palast, wie ihn sich sonst nur Millionäre leisten können.
    Der Steuermann des Bootes, der stumm neben mir schritt, lief jetzt vor und ließ einen altertümlichen Türklopfer dröhnend gegen eine mächtige, reich verzierte Bronzetür fallen. Sofort wurden die schweren Flügel geöffnet, und unsere Träger brachten uns in eine mächtige Halle, die mit auserlesenem Geschmack kostbar eingerichtet war. Formlos wurden wir auf einen wunderbaren, weichen Teppich geworfen und von den Knebeln befreit, dann entfernten sich die Träger, und der Steuermann betrachtete uns gleichgültig. Er hatte vorher einem Diener, der die Tür geöffnet hatte, etwas zugeflüstert; anscheinend wartete er auf den Anführer, denn er selbst schien nur ein untergeordnetes Mitglied der Bande zu sein, da seine Kleidung ziemlich einfach war.
    Plötzlich stand ein großer Chinese vor uns, der unhörbar hereingekommen war. Abgesehen von seiner mächtigen Gestalt, unterschied er sich auch insofern von seinen Landsleuten, als sein Gesicht mehr mongolische Züge aufwies.
    Seine Augen glitten mit kaltem, gleichgültigem Ausdruck über uns hin, während er in tadellosem Englisch sagte:
    „Die Herren werden sicher bereit sein, Leben und Freiheit gegen eine entsprechende Lösesumme zu retten. Was könnten Sie mir bieten?"
    „Wir selbst sind arm," entgegnete Rolf ruhig, „ich habe nur Geld bei mir, das ein Bekannter mir anvertraute."
    „Dann wird dieser Bekannte sich freuen, daß sein Geld Ihnen das Leben gerettet hat," lächelte der Gelbe, „um welche Summe handelt es sich?"
    „Es sind dreitausend englische Pfund," sagte Rolf kurz.
    Die Augen des Chinesen leuchteten habgierig auf, dann sagte er bedächtig:
    „Wenn Ihr Bekannter so reich ist, wird er wohl auch noch einmal dieselbe Summe für Ihr Leben geben. Nennen Sie mir seine Adresse, damit ich ihn benachrichtigen kann."
    „John Parker in Bombay," gab Rolf wieder an.
    Schweigend notierte sich der Chinese die Adresse auf ein Blatt, das er dem Steuermann des Bootes gab. Der mußte wohl wissen, was er schreiben oder depeschieren sollte, denn er stellte keine Frage, sondern nahm das Papier mit tiefer Verbeugung entgegen.
    „Wir werden ein Telegramm schicken, wandte sich jetzt der Chinesenführer an uns, „damit Ihnen die Zeit hier nicht zu lang wird. Ich hoffe ..."
    Er brach plötzlich ab und starrte lange unseren Pongo an, dann flüsterte er eifrig mit seinem Untergebenen, der uns darauf erstaunte Blicke zuwarf. Der Anführer trat jetzt dicht an uns heran, beugte sich nahe über uns und zischte:
    „Jetzt weiß ich, wer ihr seid. Ihr habt in Singapore meinen Onkel getötet. Ihr braucht nicht zu leugnen, ich weiß es genau. Gefoltert wurde er, damit euer verfluchtes Leben gerettet wurde."
    Das war für uns allerdings sehr unangenehm. Was er uns da vorwarf, stimmte nämlich genau. (Siehe Band 7 dieser Serie: „Der Tiger von Singapore".)
    Der gelbe Riese fuhr weiter fort:
    „Ich bin sein Neffe Sao-Shung, in meine Gesellschaft traten einige Diener, die in Singapore der Polizei entfliehen konnten. Euch hatte ich Rache zugeschworen, ich hätte euch gesucht und auch gefunden. Jetzt seid ihr selbst zu mir gekommen. Oh, ihr sollt büßen!"
    Seine Augen hatten den Ausdruck wilden Hasses angenommen, während er die schmalen Lippen von den großen gelben Zähnen zurückgezogen hatte. Langsam glättete sich seine verzerrte Miene, aber jetzt erschien ein grausames Lächeln um den schmalen Mund. Er nickte uns zu und zischte:
    „Ihr sollt furchtbar büßen. Morgen bereits sollt ihr gerichtet werden."
    Schnell drehte er sich dann um, winkte dem Steuermann und verließ die Halle. Sofort hob ich den Kopf und blickte Rolf an. Mein Freund machte ein bedenkliches Gesicht und zuckte leise die Achseln. Dann flüsterte
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