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Rolf Torring 019 - Der Feind des Maharadscha

Rolf Torring 019 - Der Feind des Maharadscha

Titel: Rolf Torring 019 - Der Feind des Maharadscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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mich wohl nicht, wenn ich annehme, daß Fürst Mahab Singh uns den Wagen entgegen geschickt hat?"
    „Allerdings, Herr Torring", sagte der Inder mit tiefer Verbeugung, „gestatten Sie, daß ich mich vorstelle, ich bin der erste Minister Randschit."
    „Ich freue mich, Herr Minister", lächelte Rolf liebenswürdig. „Hier ist mein Freund Hans Warren und unser treuer Begleiter und Freund Pongo."
    Der Inder schüttelte mir die Hand, zuckte etwas zusammen, als er Pongo erblickte, begrüßte aber auch ihn dann sehr liebenswürdig Der verlegene Pongo nahm neben dem Fahrer Platz, während uns der Minister auf die Hintersitze nötigte. Und so kamen wir um den von mir im Innern sehr gefürchteten Fußmarsch herum. Wir hätten sicher einen ganzen Tag bis nach Rajaori gebraucht, jetzt wurden es nur einige Stunden. Und unser drittes vorgesehenes Nachtquartier, das Gasthaus des Persers, erreichten wir bald nach Mittag. Schnell wurde hier ein Imbiß eingenommen, dann nahm der wundervolle Wagen in scharfem Tempo die Gebirgsstraße, die zum dreieinhalbtausend Meter hohen Pir-Pandschal-Paß führte.
    Rolf hatte während der ganzen Fahrt ziemlich schweigsam in seiner Ecke gelehnt. Jetzt, als wir uns dem Paß näherten, wurde er plötzlich munter. Er warf mir nur einen kurzen Blick zu und zog unauffällig, ohne daß der vor uns sitzende Minister etwas merkte, seine Pistole. Ich war zwar sehr verwundert darüber, folgte aber sofort seinem Beispiel und beobachtete die linke Straßenseite, die an uns förmlich vorbeiflog.
    Mit kurzem, grellem Signal schoß der Wagen jetzt in den engen Paß, der die gewaltige Pir-Pandschal-Bergkette durchschneidet. Der Minister Randschit drehte sich gerade zu uns um und deutete auf eine eigenartige Felsbildung, der wir in rasendem Tempo entgegenschossen.

    Er wollte wohl eine Erklärung geben, aber das Wort erstarb ihm im Munde, denn im gleichen Augenblick fielen von beiden Seiten der Straße Schüsse, und die Kugeln schwirrten in bedrohlicher Nähe um unsere Köpfe. Rolfs Pistole antwortete im gleichen Augenblick, und da auch ich verschiedene Leute sah, die durch das Mündungsfeuer ihrer Büchsen verraten wurden, leerte ich in rasender Reihenfolge das Magazin meiner Pistole.
    Ob ich jemand getroffen hatte, wußte ich natürlich nicht, dazu spielte sich der Vorgang zu schnell ab. Wir waren schon über den Paß hinaus, als endlich der Minister stotterte:
    „Ja.... ja, meine Herren, was war denn das?"
    „Anscheinend einige Schüsse", lachte Rolf gutgelaunt, „ich bin nur froh, daß dem schönen Wagen nichts passiert ist."
    Randschit schüttelte erst den Kopf, dann sagte er, wie zu sich selbst:
    „Mein Herr hat vielleicht doch recht."
    „Wie meinen Sie das?" fragte Rolf sofort.
    Randschit hob die Schultern in augenblicklicher Verlegenheit.
    „Oh, Herr Torring", stieß er dann hervor, „das wird Ihnen mein Herr, der Fürst, vielleicht am besten erzählen."
    „Gut", meinte Rolf nach kurzem Nachdenken, „ich sehe ein, daß Sie mir nichts mitteilen können oder wollen. Also lassen wir es. bis wir in Srinagar eintreffen."
    Ein erleichtertes Aufatmen des Ministers war die Antwort. Ich hatte sofort ein unangenehmes Gefühl, denn ich ahnte jetzt, daß hier die Politik eine Rolle spielte, — und das war mir immer sehr unsympathisch. Denn meisten» hat man es da mit Fanatikern zu tun, die ganz rücksichtslos über andere Menschenleben ihren Weg gehen.
    Wir fuhren jetzt in das herrliche Tal hinunter. Durch dichte Laub- und Nadelholzwälder fuhren wir, darin kamen weite Strecken Weinreben, die später von lichten
    Kirsch-, Walnuß-, Pfirsich- und Aprikosen-Hainen abgelöst wurden. Und als wir das Tal selbst erreichten, drang uns der Duft von wilden Rosen, Jasmin und anderen Blumen entgegen. Bs war wirklich ein Paradies das wir durchfuhren.
    Endlich gelangten wir nach Srinagar, der Hauptstadt des Landes. Sie liegt zwischen dem rechten Dschilamuf und dem Dalsee und ist von so vielen Kanälen durchschnitten, daß sie mich sofort an Venedig erinnerte. Nur unterschieden sich die aus dünnem Fachwerk und Ziegeln errichteten Häuser erheblich von den Palästen der alten Dogenstadt.
    Der Palalst des Fürsten dagegen wies allen Prunk eines reiches Herrschers auf. Und was wir eigentlich hatten vermeiden wollen, fand jetzt doch statt, denn als unser Wagen mit hellem Fanfarenklang in den Hof fuhr, trat sofort die Leibwache des Fürsten zusammen und bildete auf beiden Seiten der Treppe Spalier, durch das uns der Minister

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