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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller
Autoren: Arena
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hinterher.
    Katie und Antonia blieben an Roberts Fenster stehen und beobachteten gespannt, wie die beiden den Garten betraten und auf den Mann zugingen. Der legte die Schere weg und hob seine Hand an die Augen, als würde ihn die Sonne blenden.
    Sie sahen, wie erst Robert etwas sagte, dann der Mann, dann wieder Robert.
    »Mach doch mal das Fenster auf, damit wir was hören«, schlug Antonia vor. Katie versuchte, so leise wie möglich das Fenster einen Spalt zu öffnen.
    »… hat er uns gar nicht gesagt«, hörten sie durch das Verkehrsrauschen Robert in vorwurfsvollem Ton sagen.
    Die Stimme des Fremden: »Es hat schon seine Ordnung, keine Sorge. Ihr könnt gerne den Krüger anrufen und ihn fragen.«
    Matthias: »Und was kostet uns das?«
    Der Fremde: »Nichts. Die Kosten übernimmt der Hausbesitzer. Und es tut mir leid, wenn ich euch erschreckt habe.«
    Robert: »Wie sind Sie denn in den Schuppen gekommen?«
    Der Fremde: »Mit dem Schlüssel. Der liegt seit Jahren an derselben Stelle unter der Bank.«
    Robert: »Sie waren schon mal hier?«
    Der Fremde: »Ja. Das ist aber schon eine Weile her.«
    Robert: »Okay, dann… alles klar. Wenn Sie was brauchen, sagen Sie Bescheid.«
    Der Fremde: »Danke, ich finde mich schon zurecht.«
    Robert und Matthias machten kehrt. In diesem Moment blickte der Mann zu den Mädchen hoch. Ein Indianergesicht mit schroffen Linien, wie in Holz geschnitzt. Er erinnerte Antonia an irgendeinen älteren Filmschauspieler, für den ihre Mutter immer geschwärmt hatte. Früher, dachte Antonia, hat der Typ sicher mal recht gut ausgesehen. Jetzt lächelte er, was seinem hageren Gesicht gut bekam, und hob ganz leicht die Hand. Die beiden wichen zurück, sahen sich an und kicherten verlegen. Dann meinte Katie: »Scheint, als hätte uns der Vermieter einen Gärtner spendiert. Cool! Der Samstag ist gerettet. Wollen wir zum Flohmarkt gehen? Vielleicht finden wir was für dein Zimmer.«
    Frau Riefenstahl hatte gute und schlechte Tage. Heute war ein guter. Sie fühlte sich munter, ihre Rückenschmerzen hielten sich in Grenzen. Draußen schien die Sonne, aber ein erfrischender Wind sorgte dafür, dass sie nicht brannte. Wer weiß, ob ich den nächsten Sommer noch erlebe, dachte Frau Riefenstahl, und da sie vierundneunzig war, war diese Befürchtung nicht ganz von der Hand zu weisen. Sie stützte sich auf den Rollator und beschloss, einen kleinen Spaziergang über den Lindener Bergfriedhof zu machen. Der hundertfünfzig Jahre alte Friedhof war, seit sie denken konnte, nahezu unverändert geblieben; ein denkmalgeschützter Park mit hohen Bäumen. Hier herrschte die intensive, aber seltsam friedliche Stimmung des Verfalls und der Vergänglichkeit. Mächtige, von grünlichem Moos überwachsene Monumente ragten aus dem Gras und manche Familien besaßen sogar Grüfte, um darin ihre Toten zu bestatten. Eigentlich war der Friedhof für neue Bestattungen geschlossen, es wurden jedenfalls keine neuen Gräber mehr ausgehoben, aber es gab Ausnahmen: Einige alteingesessene Familien besaßen noch ein Bestattungsrecht für die sogenannten Erbbegräbnisstätten. Auch Frau Riefenstahl besaß eine solche und so wusste sie jetzt schon, wo sie in nicht allzu ferner Zukunft ihre letzte Ruhe finden würde: in einem der großen Familiengräber, wo bereits zahlreiche Verwandte bis hin zu ihren Urgroßeltern beerdigt worden waren. Es war ein schöner Platz mit einem großen Gedenkstein und es gab Tage – die weniger guten –, da sehnte sie sich dem Zeitpunkt, an dem sie hierhergebracht werden würde, sogar ein wenig entgegen. Ihre Beerdigung hatte sie jedenfalls bei einem Bestattungsunternehmen bis ins Detail planen lassen und bereits im Voraus bezahlt. Hoffentlich, dachte sie, sterbe ich Anfang April, zum Scilla-Blütenfest. Jedes Jahr im März blühten zwischen den Gräbern Abermillionen sibirischer Blausterne, Scilla genannt. Es war wunderschön, dieses blaue Blumenmeer, und die Vorstellung, darin in ewiger Ruhe zu versinken, hatte etwas Beruhigendes.
    Als sie am unteren Friedhofstor angekommen war, merkte sie, dass der Spaziergang sie doch ziemlich angestrengt hatte. Um Kraft zu schöpfen für den Heimweg, setzte sie sich auf die Sitzfläche ihres Gefährts und verschnaufte eine Weile. Da drüben stand die alte Villa. Noch immer konnte Frau Riefenstahl den Anblick kaum ertragen. Nach der schrecklichen Sache damals hatte das Haus lange leer gestanden. Erst seit zwei oder drei Jahren wurde es wieder vermietet. Wieder wohnten
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