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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)
Autoren: Alexandra Balzer
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verzweifelter Entschlossenheit: Suche nach der Witterung der Stute, Landung auf einer freien Stelle im Wald, forschen nach Spuren, Flucht, sobald die Saduj zu ihnen aufschlossen. Stunden verrannen, ohne dass sie das Flügelpferd aufspüren konnten. Eiven kämpfte gegen Erschöpfung und Mutlosigkeit an – solange das Fohlen lebte, würde er nicht aufgeben. Er hatte eine Aufgabe von wirklicher Bedeutsamkeit und er weigerte sich zu versagen. Und wenn es sein eigenes Leben kostete!
     
Avanya spürte, dass der Loy nicht mehr lange durchhalten würde. Schweiß tropfte aus seinen zahlreichen dunklen Zöpfen, sein Flügelschlag wurde stetig langsamer, er hielt sich dicht über dem Boden. Sie konnte die Spuren der Folter sehen, deren Echo sie in seinen Augen wahrgenommen hatte. Überall dort, wo die seltsam geschnittene Lederweste den Rücken nicht bedeckte – immerhin musste sie an diese riesigen Flügel angepasst werden – waren blasse Narben sichtbar. Es schien, als wären sie viele Jahre alt, doch Avanya roch sowohl frische Erdmagie als auch kaum getrocknetes Blut an ihrem Begleiter. Die Folter war mehr gewesen als lediglich Schläge. Die Art, wie er vor ihr zurückschreckte, Berührungen nur mit Schaudern ertrug, die schwere Bitternis, als er sagte, er hätte keine Sippe mehr … Oh ja, dieser Mann schuldete ihr eine Geschichte!
Aber erst mussten sie das Flügelpferd retten. Auch der kleine Hengst hatte keine Kraft mehr, sie sah ihn matt in Eivens Armen hängen. Warum nur zeigte die Stute sich nicht? Avanya konnte sie wittern, sie war nicht weit entfernt, bewegte sich allerdings zu schnell, in zu merkwürdigen Mustern, als dass Eiven ihr hätte folgen können.
„Ich lande dort in dem Baum“, rief er plötzlich atemlos. „Wenn ich jetzt nicht eine Pause einlege, stürzen wir ab.“
„Können wir nicht etwas tiefer?“, murmelte Avanya unbehaglich. Sie klammerte sich an den Stamm der mächtigen Linde, die Eiven ausgewählt hatte und setzte sich rittlings auf einen Ast, etwa fünfzehn Schritt über dem Boden. Er hingegen saß anmutig auf einem wesentlich schmaleren Zweig, hielt das Fohlen im Schoß und brauchte sich trotzdem nicht festzuhalten.
„Wenn du tiefer willst, dann klettre doch, Mutter Linde hat wunderschöne Äste, du kannst dich überall festhalten“, erwiderte er mit sanftem Spott. Avanya rollte nur die Augen. Wenn sie sich vorstellte, was ihre eigene Mutter sagen würde, könnte sie jetzt hier sein und ihre Tochter auf einem Baum sehen, in Gesellschaft eines Loy …
Rasch verdrängte sie diese Gedanken. Ihre Familie kannte sie nicht mehr, für das Volk der Nola war sie tot. Besser, sie fand sich endlich damit ab. Unter ihnen sammelten sich derweil die Saduj, ungeduldig liefen sie auf und ab, jaulten und knurrten wütend. Ein Segen, dass diese Biester nicht klettern konnten!
     
Nicht weit entfernt verbarg sich die Flügelpferdstute im Dickicht. Die Nähe der Saduj machte sie nervös, sie lahmte noch immer, ihr Bauch brannte von tiefen Bisswunden. Schmerzhafter als diese Verletzungen war der prall gefüllte Euter, der auf das Fohlen wartete. Nicht mehr lange, und ihre Milch würde versiegen. Dabei war ihr Sohn so nahe, dort, im Arm des Geflügelten. Sie war froh, dass ein Geflügelter gekommen war, diese Art von Zweibeiner war ihr zumindest vertraut, auch wenn ihr dieser hier merkwürdig erschien. Die Witterung des anderen, flügellosen Geschöpfs gefiel ihr nicht, sie misstraute ihm. Zwar hatte es das Fohlen nicht getötet, aber in kaltes Gestein hineingetragen, unter die Erde. Das flügellose Wesen roch nach Felsen und Kristallmagie, die Stute scheute davor zurück.
Etwas an diesen beiden Kreaturen, die ihren Sohn hielten, war seltsam. Trauer und Schmerz hing über beiden wie eine dunkle Wolke, die gleiche Art von Schmerz. Das Flügelpferd scharrte nervös mit dem Vorderhuf. Wie konnte ein Geschöpf des Himmels etwas mit einem Wesen der Erdgebeine gemeinsam haben?
Nun flogen sie wieder, diese beiden, trugen das Fohlen mit sich, nach dem die Stute sich so sehr sehnte. Sie hatte es gerade erst geboren, als die Saduj kamen und diesen Augenblick ihrer Schwäche nutzen konnten, sie zu verletzen und von ihrem Neugeborenen zu trennen.
Die beiden, die ihr Fohlen gefangen – gerettet? – hatten, flogen in ihre Richtung, wie schon die ganze Zeit. Es schien beinahe, als könnte die Flügellose wittern, wo sie sich versteckte, besser noch als die Saduj. Ängstlich floh die Stute, nutzte die ihr eigenen
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