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Robin Wuff und Bruder Katz

Robin Wuff und Bruder Katz

Titel: Robin Wuff und Bruder Katz
Autoren: Stefan Gemmel
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du sie zählen?«
    »Unter Einsatz meines Lebens bin ich über das Lager geflogen.«
    »Konntest du sie zählen?!«
    »Nur knapp bin ich dem Tode entkommen«, sprach der Rabe mit dramatischer Stimme weiter. »Mein letztes Stündlein …«
    »Donnerschlag und Bogenschuss! Sag uns endlich: WIE VIELE ?«
    »Was? Ach so, fünf sind es. Fünf reißerische …«
    Bruder Katz wandte ihm den Rücken zu und sagte zu den anderen: »Also fünf.«
    »Kann der Rabe überhaupt bis fünf zählen?«, wollte Joe wissen. »Vielleicht meint er auch fünfzig.«
    Jetzt reichte es Samuel aber.
    »Das nächste Mal fliegt selbst, ihr frechen Kerle. Natürlich kann ich bis fünf zählen. Sogar viel weiter. Viel, viel weiter. Mindestens bis sieben!«, empörte er sich.
    Mit erhobenem Schnabel drehte er sich um und stolzierte leise vor sich hinschimpfend zurück in seine Mühle. »Freches Rattenpack. Da setzt man sein wertvolles Leben aufs Spiel, rettet mit aller Mühe seine Federn und dann so etwas. Pah!«

    Ohne den Raben weiter zu beachten, setzten sich die anderen in einen engen Kreis und beratschlagten.
    »Fünf, hm – weniger, als ich befürchtet habe«, begann Robin Wuff.
    »Es sind aber mehr, als wir gebrauchen können«, gab Jim zu bedenken. »Ungefähr fünf zu viel.«
    »Selbst mit unseren vielen Mäusefreunden kommen wir gegen fünf Hundeschurken nicht an. Die lassen sich nicht so einfach mit Seilen überrumpeln«, stimmte ihm Bruder Katz zu.
    Eine lange Zeit sagte niemand ein Wort.
    »Wir werden mit ihnen reden«, schlug plötzlich Robin Wuff vor.
    »Reden?«, schrie Jeff aufgebracht. »Ha, reden. Du meinst, du kannst mit denen reden? Auf die Speisekarte werden sie uns setzen!«
    »Lasst es uns doch einfach versuchen.« Robin Wuff blickte in die Runde. »Also, ich gehe hin. Wer kommt mit?«
    Walther von der Käsereibe schaute angestrengt nachdenkend in die Luft, und Jeff kratzte sich hingebungsvoll in seinen Ohren. Sein Bruder Jim betrachtete eingehend seine Krallen. Er polierte sie am Fell, während Joe leise und gedankenverloren vor sich hin pfiff. Keiner von ihnen schien Robin Wuffs Frage gehört zu haben.
    Da gab sich Bruder Katz einen Ruck und erhob sich entschlossen. »Ich! Ich komme mit dir. Habe ich nicht gelobt, dir treu zur Seite zu stehen? Und hier stehe ich!«
    Robin Wuff strahlte über das ganze Gesicht, und Walther von der Käsereibe hatte wieder einmal das letzte Wort:
    »So zieht denn los mit Kraft und Mut.
    Seid achtsam bei der Hundebrut.
    Kommt gesund zurück schon bald,
    aus dem großen, dunklen Wald.«

Heldentaten für Fortgeschrittene
    M it klopfenden Herzen schlichen Robin Wuff und Bruder Katz gebückt von Gebüsch zu Gebüsch durch den Wald. Jeder Pfotentritt wurde mit Bedacht gewählt, damit auch nicht der kleinste Zweig knacken konnte.
    Plötzlich legte Robin Wuff seine Pfote auf Bruder Katz’ Schulter und flüsterte: »Pst, da vorne ist der Wohnwagen.«
    Auf einer kleinen Waldlichtung stand ein schäbiger Wohnwagen, ohne Räder und mit offener Tür. Sämtliche Scheiben waren zerbrochen, und in einer Wand klaffte ein gewaltiges Loch. Der Wagen sah leer und verlassen aus.

    Die beiden nahmen all ihren Mut zusammen und schlichen weiter, bis sie vor dem Wohnwagen standen.
    Immer noch rührte sich nichts. Mit schief gelegtem Kopf lauschte Robin Wuff noch einige Minuten, dann streckte er seinen Kopf vorsichtig durch das Loch und spähte ins Innere.
    »Siehst du etwas?«, wisperte Bruder Katz.
    »Nichts! Niemand da!«, wisperte Robin Wuff zurück.
    Zögernd stiegen die beiden in den Wagen. Spuren der Verwüstung waren zu sehen. Schränke waren umgeworfen, die Verkleidung hing in Fetzen herunter, verkrustete Pfannen und Töpfe lagen herum. Über allem hing ein unglaublich muffiger Geruch in der Luft.
    »Nichts zu sehen«, sagte Robin Wuff mit gedämpfter Stimme. »Ich glaube, die Hunde sind weg!«
    Doch er hatte seinen Satz kaum beendet, als ein tiefes, bedrohliches Knurren sie zusammenzucken ließ.
    Langsam wandten beide ihre Köpfe und blickten geradewegs in zwei dunkle Hundeaugen.
    Und plötzlich waren überall Hunde. Wie aus dem Nichts kamen sie von allen Seiten, von rechts und links, von vorne und hinten. Robin Wuff und Bruder Katz waren umzingelt.
    »Jetzt sehe ich was«, flüsterte Robin Wuff mit tonloser Stimme.
    »Ich auch!« Bruder Katz’ Stimme klang zittrig. »Aber ich glaube, das will ich nicht sehen.«
    Um sie herum waren nur noch blitzende Augen, weit aufgerissene Fänge, scharfe Zähne und
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