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Robin bekommt eine Schwester

Robin bekommt eine Schwester

Titel: Robin bekommt eine Schwester
Autoren: Sjoerd Kuyper
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für ein Junge“, sagt sie. „Dieser Robin.“
    Sie gibt Robin die alte Puppe.
    „Du mußt sehr vorsichtig mit ihr spielen, hörst du“, sagt sie. „Sie kann leicht kaputtgehen. So alt ist sie schon.“
    Robin setzt sich hin und legt die Puppe auf seinen Schoß. Die alte Puppe ist keine liebe Puppe. Sie hat ein weißes Gesicht und steife Zöpfe. Sie hat starre Augen. Keine fröhlichen Augen wie Knor. Robin sieht das ganz genau. Knor ist viel lieber.

    Aber Knor ist gegenüber. Bei Mama und Papa. Dort steht jetzt ein Bett im Wohnzimmer. Dort wird nachher ein Baby geboren. Knor ist dabei. Knor schon. Knor ist ein Glücksschwein.
    „Und warten“, sagt Onkel Klaas.
    Er sitzt in einem Sessel am Fenster. Er raucht seine Zigarre und schaut rüber zum Haus von Mama und Papa.
    „Und warten“, sagt er.
    „Komm“, sagt Tante Betty. „Wir zwei gehen einkaufen, Robin. Wir fahren einfach mal los zum Laden. Unterwegs überlegen wir, was wir einkaufen wollen. Die Puppe darf auch mit. Aber dann mußt du sie auch gut festhalten.“
    Robin und Tante Betty gehen nach draußen. Tante Betty nimmt ihr Fahrrad und setzt Robin hinten drauf. Auf den Gepäckträger. Robin hält die alte Puppe ganz fest im Arm. Tante Betty setzt sich auf den Sattel, tritt in die Pedale und fährt los.
    Sie fahren nah an Robins Flaus vorbei. Die Vorhänge sind immer noch zugezogen. Und hinter den Vorhängen...
    Auf einmal springt Tante Betty vom Fahrrad.
    „Das darf doch nicht wahr sein!“ schimpft sie.
    Sie stehen vor dem Piaus von Trien. Trien ist eine alte Frau. Sie ist älter als alle anderen Menschen im Dorf. Sie ist noch älter als die alte Puppe von Tante Betty. Ihr Gesicht ist noch weißer als das der Puppe und ihre Zöpfe noch steifer. Sie hat immer ein schwarzes Kleid an. Sie wohnt alleine in ihrem Haus. Sie geht nie nach draußen.
    Tante Betty schaut zum Haus.
    „Es ist doch jedes Jahr das gleiche!“ schimpft sie. Robin versteht nicht, warum Tante Betty so schimpft. Er schaut auch zum Haus. Das Haus steht da wie immer.
    „Trien! Komm runter!“ schreit Tante Betty.
    Robin schaut nach oben. Und da, in der schmalen Dachrinne des Hauses, steht Trien. Hoch über der Straße. Sie hält einen Besen in der Hand und fegt die Dachrinne sauber. Nasse, braune Blätter fallen runter und klatschen auf die Pflastersteine. „Komm sofort runter!“ schreit Tante Betty noch mal.
    Nun winkt Trien.
    „Es ist Herbst!“ ruft sie.

    „Ja!“ schreit Tante Betty. „Das weiß mein kleiner Finger auch schon. Komm jetzt runter!“
    „Im Herbst kommt alles runter!“ ruft Trien. „Von selbst!“
    Einer ihrer Zöpfe ist aufgegangen. Das lange, weiße Haar flattert im Wind.
    Vielleicht, denkt Robin, steigt Trien nachher auf ihren Besen und fliegt eine Runde ums Haus. „Blätter kommen runter“, ruft Trien. „Kastanien kommen runter. Eicheln kommen runter. Und alte Frauen kommen auch runter... Ich muß nur noch um die Ecke rum.“
    Sie winkt noch einmal und geht dann wieder an die Arbeit. Robin winkt zurück, aber Trien sieht das gar nicht mehr. Sie muß nur noch um die Ecke rum. „Es ist doch jedes Jahr das gleiche“, schimpft Tante Betty. „Jeden Herbst!“
    Dann lacht sie und steigt auf ihr Fahrrad.
    „Nun ja“, sagt sie zu Robin, „Trien ist darüber zweiundneunzig Jahre alt geworden. Es wird auch dieses Mal nichts passieren.“
    Sie fährt los.
    „Hältst du die Puppe auch gut fest?“ fragt Tante Betty.
    Robin hält die alte Puppe gut fest.
    So fahren sie ins Dorf.

Die Puppe

    Die Sonne scheint, aber die Straße ist noch naß. Überall sind Pfützen.
    Tante Betty fährt vorsichtig um die Pfützen herum. Sie lenkt nach links und dann nach rechts. Und wieder links und wieder rechts. So fährt sie schöne Kurven.
    Es ist nicht viel los auf der Straße, also ist es nicht gefährlich.
    Robin hält die alte Puppe ganz fest.
    Auf einmal hupt es. Ein Auto! Hinter ihnen! Es hupt laut und lange. Tante Betty lenkt nach rechts. Sie fährt am Straßenrand entlang. Genauso, wie es sich gehört. Aber das Auto hupt wieder. Noch lauter, noch länger.
    „Ja verdammt noch mal!“ sagt Tante Betty.
    Jetzt fährt das Auto neben ihnen her. Wasser spritzt aus den Pfützen hoch. Robins Schuhe werden ganz naß. Robin schaut zum Auto. Es ist ein Mercedes Benz! Das Auto von Onkel Klaas! Und Onkel Klaas sitzt selbst darin. Er lacht, und er raucht seine Zigarre, und er lenkt, und er hupt noch einmal, und er winkt. Onkel Klaas kann alles gleichzeitig.
    Tante Betty
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