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Robert und die Ritter - Das Zauberschwert

Robert und die Ritter - Das Zauberschwert

Titel: Robert und die Ritter - Das Zauberschwert
Autoren: dtv
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der Welt. Sie haben auch »Titan« zu ihm gesagt. Und Roberts Hechtsprung nach dem Handschuh war wirklich Weltklasse gewesen. Er hatte uns nur alle auch in Weltklasseschwierigkeiten gebracht.
    Nur schnell für die, die sich mit Rittern nicht auskennen: Ein Fehdehandschuh war ein Handschuh, den ein Ritter einem anderen hingeworfen hat, und wenn der ihn aufgehoben hat, sollte das heißen, dass er bereit war zu kämpfen. Dass man ihn aufhob, war Ehrensache. (Überhaupt war bei den Rittern irgendwie alles Ehrensache.) Man konnte ihn aber auch
nicht
aufheben, dann hatte der andere automatisch gewonnen, ohne zu kämpfen. Das mochte bei den Rittern niemand richtig leiden, nicht mal die Gewinner, aber wenn man gar keine Chance gegen den Handschuhwerfer hatte, war es trotzdem keine schlechte Idee.
    Wie ich jetzt von Kuno erfuhr, hatten es die kleinen Ritter bisher immer so gehalten: Die Wilden Wölfe konnten noch so viele Handschuhe über die Mauer werfen, sie hoben sie einfach nicht auf. Das ging schon lange so, und jedes Mal wurden die Wilden Wölfe ein bisschen wilder und wütender. Das einzig Gute war, dass sie seit einiger Zeit nicht mehr jeden Tag kamen, sondern nur noch jede Woche.
    »Wieso, wenn sie immer wütender geworden sind?«, fragte ich.
    »Dazwischen haben sie immer Burgarrest«, erklärte Kuno. »Irgendwann hatten sie nämlich selber keine Handschuhe mehr, da haben sie angefangen, welche von ihren Vätern zu nehmen.«
    »Und dafür kriegen sie Arrest«, sagte ich.
    »Ein Schnellmerker, dein Vetter«, sagte Rigobert zu Robert.
    »Find ich nicht«, sagte Dagobert.
    Danach herrschte Schweigen in der Runde. Sogar Robert, der sich inzwischen wieder zu uns gesetzt hatte, war still. Aber bestimmt nicht, weil er sich Sorgen machte. Er drehte selig lächelnd den gelben Handschuh in den Händen.
    »Zeig mal her!«, sagte Kuno und nahm ihn Robert ab. Jetzt spielte es ja keine Rolle mehr.Wenn ihn einer genommen hatte, konnten ihn auch alle anderen anfassen.
    »Hab’s mir gedacht«, sagte Kuno. »Von einem Erwachsenen. Wundert mich nur, dass die auf Wolfeck überhaupt noch welche haben.«
    Ich weiß nicht, warum mir das jetzt einfiel, aber plötzlich fragte ich mich, wo die nicht aufgehobenen Fehdehandschuhe eigentlich alle waren. Ich fragte Kuno, der es mir erklärte:
    »Unser Großoheim Friedehelm sammelt sie ein. Er ist Ritter im Ruhestand, die müssen nicht mehr kämpfen und dürfen das.«
    »Und was macht er damit?«, fragte ich.
    »Er steckt sie in eine alte Truhe drüben im Turm.« Kuno nickte zu dem mickrigen schiefen Ding mit der vernagelten Tür hin.
    »Aber die Tür ist doch   …«
    »Ist sie nicht«, unterbrach mich Kuno. »Das sieht nur so aus, falls die von Wolfeck uns mal wieder überfallen. Dann sollen sie denken, dass da drin nichts zu holen ist.«
    »Die
überfallen
euch?«, fragte ich.
    »Es sind R a u b r i t t e r«, sagte Kuno und zog das Wort in die Länge, als redete er mit einem, dessen Gehirn nur in Zeitlupe arbeitet. Wenn man’s genau nimmt, war ich aber auch so jemand.Was wusste ich zum Beispiel von den Gewohnheiten von Raubrittern? In den Ritterbüchern stand immer, dass sie Kaufleute und Reisende überfielen, oder auch andere Ritter, die irgendwohin reisten – aber warum sollten sie nicht auch Nachbarn überfallen, wenn gerade niemand anderes zum Überfallen da war?
    »Raubritter überfallen
alles
«, fuhr Kuno fort.
    »Verstehe«, sagte ich und schaute dabei zufällig zu den Zwillingen hin. Sie verdrehten die Augen, der eine nach links oben und der andere nach rechts unten, aber wenigstens sagten sie nichts.
    Ich wiederum sagte mir, dass ich vielleicht auch erst mal den Mund halten und stattdessen überlegen sollte. Die Lage war sowieso klar: Robert hatte den Fehdehandschuh der Wilden Wölfe genommen, also mussten wir kämpfen. Natürlich konnten Robert und ich versuchen, uns vorher zu verdrücken, aber das hätte Robert niemals mitgemacht. Der saß immer noch selig lächelnd da und schaute abwechselnd sein blitzendes Schwert an und den Handschuh, den ihm Kuno wieder zurückgegeben hatte. Wenn er nicht gewusst hätte, dass die Wilden Wölfe erst mal Burgarrest bekamen, hätte er jetzt schon zum Sturm auf Wolfeck geblasen, um sie sich zu packen, das sah man ihm an.
    Kuno, Rigobert und Dagobert sah man an, dass sie sich, wenn überhaupt jemanden, am ehesten noch Robert gepackt hätten.
    Man konnte es aber auch drehen und wenden, wie man wollte: Wir saßen in einem riesengroßen
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