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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters
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Haaresbreite zurück, ihm zu erklären, dass sie Lady Raina sei, Tochter des Barons Luther d’Bussy of Norworth, und dass ihr Vater ihn lieber für seine Frechheit ausgepeitscht sehen würde als verheiratet mit seiner einzigen Erbin. Aber es stimmte, wenn sie sagte, ihr Vater habe sie vieles gelehrt. Sie hatte endlose Lektionen über die Gefahren zu hören bekommen, die mit ihrem Titel verbunden waren, und die Risiken, in gesetzlosen Zeiten die Tochter eines reichen Barons zu sein.
    Dieser kühne Ritter glaubte, es fehle ihr an Verstand; nun, sie würde ihm auf der Stelle beweisen, dass er sich irrte. Sollte er sie doch für ein Bauernmädchen halten; das war besser, als sich in die Hände eines möglichen Entführers zu begeben. »Vermutlich wollt Ihr, dass ich Euch für einen Prinzen unter diesen Wölfen halte, nur weil Ihr einem einfachen Bauernmädchen zu Hilfe gekommen seid.«
    Eine schwarze Augenbraue wurde sardonisch hochgezogen. »Ich gestehe, dass ich kein Prinz bin, aber meinst du wirklich, ein Wolf würde ein Lamm retten, nur um es dann freizulassen?« Er lächelte träge und enthüllte eine Reihe weißer Zähne. Für einen Moment fragte sich Raina, ob sie an Ort und Stelle von ihm verschlungen würde. Mit flatterndem Herzen und zitternden Knien traute sie sich nicht, sich zu bewegen, als er die Hand ausstreckte und ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr strich. Sie hätte in Ohnmacht fallen können, hätte sie nicht an der Flanke ihrer Stute gelehnt. »Schau nicht so weidwund drein«, sagte der Ritter mit einem wissenden Augenzwinkern. »Ich bin aus Geschäftsgründen hier, nicht zum Vergnügen.«
    Und dann schlossen sich seine Hände um ihre Taille, sein Griff war warm und fest, der Abdruck eines jeden Fingers war durch ihren Bliaut auf ihrer Haut zu spüren. Raina benutzte seine Schultern als Stütze, als er sie hochhob, als sei sie nicht unhandlicher als ein Federkissen, und sie auf ihre Stute setzte.
    Er ging um Nigels Pferd herum und setzte es mit einem leichten Schlag auf den Rücken in Gang. Nigel begann sich zu rühren, als es sich in Bewegung setzte und er durchgeschüttelt wurde, sein Stöhnen drang bis zu Raina, die von ihrer Stute auf ihren dunklen Retter hinunterstarrte und von seinem Blick wie gefangen war.
    »Mach dich auf den Weg, kleines Lamm«, befahl ihr der Fremde mit einer Stimme, die Raina an ein Knurren erinnerte, »bevor der Wolf seine Gutmütigkeit zu überdenken beginnt.«
    Es war ihr unmöglich, ihre Verwirrung über seine Bemerkung zu verbergen. Sie fühlte eine Flut der Hitze ihre Wangen überziehen, als sie ihr Pferd von ihm fortlenkte. Mit zitternden Händen fasste sie die Zügel fester und begann, zum Waldrand zu reiten, des dunklen Blickes, der ihr folgte, sehr bewusst, als sie Nigels Pferd nachsetzte.
    Der Verstand rief ihr zu, zu fliehen, ihr Pferd in einen schnellen Galopp anzutreiben und sich selbst glücklich zu schätzen, dass sie alldem mit kaum mehr als zitternden Nerven und einem flatternden Puls entkommen war. Aber wie schon bei Lots Weib hätte keine Warnung eindringlich genug sein können, Raina davon abzuhalten, einen Blick zurück auf das zu wagen, was ihren Untergang hätte verzaubern können.
    Auf ihn.
    Sie wandte sich im Sattel um und sah, dass er sie beobachtete, und die wachsende Entfernung zwischen ihnen schien unter der Macht seines Blickes zu schwinden. Selbst als ihre Stute weiter ausgriff und die Entfernung zwischen Raina und dem Fremden wuchs, schien es, als sei er noch nah genug, um ihren rasenden Herzschlag zu hören, das Zittern ihrer Aufregung zu fühlen, die sie erfüllte. Nah genug, um sie zu berühren. Mochte der Himmel ihr beistehen, aber hätte er sie in diesem Moment zurückgerufen, sie wäre seinem Ruf gefolgt.
    Wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird.
    Seine grimmige Bemerkung ging ihr durch den Sinn, versetzte ihre törichten, eigenwilligen Gedanken und ihren Körper in Aufruhr. Mit einem unterdrücken Aufschrei des Erschreckens zwang sie ihre Aufmerksamkeit zurück auf ihr Pferd. Mit klopfendem Herzen und angehaltenem Atem preschte sie an Nigel vorbei, hinaus aus dem Wald und auf die Burg zu – als wäre ihr der Teufel auf den Fersen.

2
    Baron Luther d’Bussy war nicht zu übersehen, als er am darauffolgenden Morgen auf seinem alles überragenden Sitz in der Loge des Turnierplatzes saß. Stolz wie ein Pfau und fast ebenso farbenprächtig in seinem kostbaren Seidengewand thronte er über der Zuschauermenge und den
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