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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters
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Argument seines Squires brachte ein amüsiertes Lächeln auf Gunnars Gesicht. Und führte seine Gedanken zu der Frau, der er gestern Morgen im Wald begegnet war.
    Es gehörte nicht zu seinen Gewohnheiten, unschuldige Bauernmädchen zu verführen. Genau genommen war es nicht seine Gewohnheit, überhaupt irgendeine Frau zu verführen. Er hatte vor Jahren eine erste Kostprobe fleischlicher Lust erlebt, hatte die Freigebigkeit eines Frauenkörpers gekostet und erfahren, welche Macht der Wunsch danach auf einen Mann ausüben konnte.
    Er hatte damals diese Macht als Gefahr erkannt und sich einer solchen Ablenkung entzogen, um sich ausschließlich auf seinen Schwur zu konzentrieren. Bis gestern. Irgendetwas an dieser Frau – diesem Lamm – ließ seinen Puls schneller schlagen und sein Blut sich in den unteren Regionen seines Körpers sammeln. Es hatte ihn eine unglaubliche Willenskraft gekostet, sie davonreiten zu lassen, und noch bis lange in die Nacht hinein hatten die Erinnerung an sie und die Hitze, die der Gedanke an sie auslöste, in ihm geschwelt.
    Er hatte heute Morgen ganz bewusst der Versuchung widerstanden, nach ihr zu suchen, hatte seinen Blick gezügelt, wann immer dieser abgeschweift war, um in der Menge nach ihrem schmutzigen, aber wunderschönen Gesicht oder ihrer geschmeidigen Gestalt zu suchen, die sich unter dem Gewand einer Bäuerin verborgen hatte. Heute, am Tag aller Tage, konnte er keine Ablenkung gebrauchen.
    Aber dann hörte er ihre Stimme. Er wandte sich zu dem sinnlich klingenden, perlenden Lachen um und runzelte die Stirn.
    Dort stand sie, als eine von vier Edelfrauen. Ihr Rücken war ihm zugewandt, als sie sprach, und obwohl er nicht verstand, was sie sagte, hörte er ihre vor Aufregung sprudelnde Stimme. Sie trug einen seidenen Bliaut, dessen Blau an einen wolkenlosen Sommertag denken ließ. Ein Kranz aus Veilchenblüten krönte ihr Haupt, ihr dunkles Haar reichte ihr wie ein üppiger, schimmernder Schleier bis über die Hüften.
    Sie sah heute eher wie eine Königin als ein Bauernmädchen aus, und ihre Freundinnen schienen derselben Meinung zu sein, denn sie sahen sie mit verzückter Aufmerksamkeit an und lauschten ihr gebannt.
    Langsam lenkte Gunnar sein Pferd zu der Gruppe von Frauen, wobei er sich sagte, dass der Wunsch, in ihrer Nähe zu sein, eher daher rührte, sie mit ihrer kleinen Täuschung des Vortages zu konfrontieren, als sich wie die anderen in ihrer Gegenwart zu sonnen. Ihre Stimme wurde deutlicher, je näher er ihr kam.
    »Und dann, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken – «
    Sie holte mit dem Arm aus, ihre Hand war zu einer kleinen Faust geballt, die sie öffnete – eine schwache Nachahmung des Schlages, den er ihrem Angreifer im Wald versetzt hatte. Gunnar verbiss sich ein kleines Lächeln.
    Die anderen Ladys keuchten auf und schlugen sich die Hand vor den Mund, aber ihre Blicke ruhten jetzt nicht mehr auf ihr, sondern auf ihm.
    Sie sprach unverdrossen weiter. »Sicher, es war schockierend, Zeugin einer so schrecklich brutalen Handlung zu sein, aber Nigel hatte es verdient und – «
    »Lady Raina.« Die Frau neben ihr zupfte an Rainas Ärmel und zeigte mit zitterndem Finger über ihre Schulter. Raina hörte auf zu reden und wandte sich um, ihre haselnussbraunen Augen verengten sich in dem Moment, als sie ihn ansah.
    »Ihr!«, rief sie laut, und es klang in Gunnars Ohren eher wie ein Tadel als eine Begrüßung.
    Niemand, nicht einmal der kühnste Söldner in seinem Dienst, hatte es je gewagt, die Stimme gegen ihn zu erheben. Der Gedanke, dass diese zarte Frau es jetzt tat, die Hände in die Hüften gestemmt und das kecke Kinn ausnehmend hochgereckt, amüsierte ihn über die Maßen. Faszinierte ihn.
    »Guten Morgen, Lady Raina.« Er verbeugte sich tief, als er sie mit ihrem Titel anredete und zu verbergen versuchte, wie überrascht er über ihren Anblick war.
    Gestern, trotz des Schmutzes in ihrem Gesicht, war sie attraktiv gewesen. Doch jetzt, als sie zu ihm hochsah, das Gesicht rein und die Wangen rosa angehaucht von der Sonne und der Überraschung, ihn wiederzusehen, war sie atemberaubend. Ihre Freundinnen zogen sich zurück, fast ohne dass er es bemerkte.
    »Ich sehe, mein Lamm hat seine Wolle gegen feine Seide getauscht.«
    Das stolze Kinn wurde noch ein wenig höher gereckt. »Und Ihr, Mylord, scheint heute Morgen Euer schwarzes Fell unter einem Panzerhemd versteckt zu haben. Aber ich sehe noch immer den Wolf.«
    »Tatsächlich?« Er stieg aus dem Sattel und trat
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