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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters
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Turnierteilnehmern, als sei er der König höchstselbst. Mehr als nur ein paar der Vorübergehenden flüsterten hinter vorgehaltener Hand über die Kühnheit des Barons, auf seinem zur Glatze neigenden Haupt eine Krone aus geflochtenem Gold zu tragen. Mochten die Leute auf diese Zurschaustellung seines Reichtums auch noch so starren, es kümmerte den Baron nicht im Mindesten. Er hatte seine Jugend damit verbracht, den Status zu erlangen, den er jetzt hatte und genoss; nach seiner Art zu denken, hatte er jedes Recht, damit zu protzen.
    »Eine beeindruckende Beteiligung, Mylord.«
    Der Baron brummte seine Zustimmung und warf einen kurzen Seitenblick auf Nigel; dann wandte er sich ab und nahm einen kräftigen Bissen von dem gebratenen Hammelbein, um das Gespräch nicht fortsetzen zu müssen. Aus Gründen, die er lieber nicht näher untersuchen wollte, ging Nigels Stimme – genau genommen der junge Mann an sich – dem alten Mann auf die Nerven.
    Und nach dem beklagenswerten Zustand des Gesichts des jungen Mannes zu urteilen, hatte Nigel offensichtlich vor Kurzem dieselbe Wirkung auch auf einen anderen Mann gehabt, einen mit einer starken Faust und einer nicht so großen Toleranz wie die des Barons. Nigels linkes Auge war zugeschwollen und von einem faustgroßen, blauschwarz schimmernden Bluterguss umgeben, aber Nigels Stolz schien nicht gelitten zu haben. Neben den noch fast leeren Logen saß er hoch zu Ross und schaute über die herbeiströmenden Zuschauer und Turnierteilnehmer.
    Wenn er sprach, lag eine Großspurigkeit in seiner Stimme, die weder seinem Rang noch seinem Erscheinungsbild zustand. »Es ist bedauerlich, dass König Stephen zurzeit von Staatsgeschäften in Anspruch genommen wird und es ihm deshalb verwehrt ist, Zeuge der politischen Gewichtigkeit Norworths zu werden, die sich hier so großartig beweist, Mylord.«
    »In der Tat«, murmelte der Baron mit vollem Mund. Er scheuchte einen Schwarm hungriger Fliegen fort, die begonnen hatten, sein Mahl zu attackieren. Könnte er doch dieses größere Ärgernis im Panzerhemd ebenso leicht vertreiben!
    »Natürlich«, fuhr Nigel fort, »könnte ein vorausblickender Politiker die Abwesenheit des Königs als eine Gelegenheit nutzen, für sich selbst zu werben. Besonders in dieser Zeit allergrößter Unruhe.«
    Baron d’Bussy hörte auf zu kauen. Er hatte vor langer Zeit damit aufgehört, Intrigen zu schmieden und auf Eroberungsfeldzüge zu gehen, und hatte das Turnier bisher nur als das gesehen, was es sein sollte – ein Sommervergnügen. Alte Gewohnheiten legt man jedoch nur schwer ab, und der Politiker in ihm fand ein unwiderstehliches Maß an Verlockung in Nigels Andeutung eines möglicherweise zu gewinnenden Vorteils. Da er jedoch abgeneigt war, den jungen Mann zu sehr zu ermutigen, indem er seinem Ratschlag folgte, versuchte er, sich den Anschein zu geben, lediglich auf Konversation bedacht zu sein. »Und wie würdest du sie nutzen, diese Unruhe , Bursche?«
    Nigel grinste, augenscheinlich mit sich zufrieden. »Ich bin sicher, ich muss Euch nicht sagen, Mylord, dass die bedeutenderen Barone Stephens – von denen ich viele heute hier sehe – darüber reden, wie sie England vor einer Herrschaft Frankreichs über den bevorstehenden Tod unseres geliebten Königs hinaus bewahren können.«
    Der Baron lächelte süffisant. König Stephen wurde von vielen abgelehnt und nur von der Minderheit derer unterstützt, denen seine lasche Art des Regierens aus eigenem Interesse willkommen war. In erster Linie sich selbst gegenüber loyal, hatte Baron d’Bussy dafür gesorgt, zu beiden Lagern Kontakte zu pflegen. »Wäre diese Sicherheit nicht gegeben, indem Stephen seinen Sohn zum Thronerben ernennt?«
    Nigel schnaufte spöttisch. »Eustace ist ein schwacher Mann mit einem noch schlechteren Ruf als Heerführer. Die Kirche hat sich bereits geweigert, ihn zu unterstützen, und die Zahl der Verbündeten Stephens wird von Tag zu Tag kleiner. Die Barone werden eher versuchen, einen der ihren als König zu lancieren, bevor sie zulassen, dass Eustace oder Mathildas Sohn Henry all das zerstören, was England heute darstellt. Es ist nur eine Vermutung, aber ich glaube, niemand brennt darauf, dem harten Kurs zu folgen, den der junge Count Henry für den Fall angekündigt hat, dass er an die Macht kommt.«
    Der Baron strich sich über die faltigen Wangen und stieß einen schweren Seufzer aus, während er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte. Was die politische Lage anging, war Nigel
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