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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground
Autoren: Patricia Highsmith
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soll es eigentlich liegen, wissen Sie das?«
Tom lächelte. »Nein –. Er hat niemals auch nur eine Andeutung gemacht.«
»Ob das Haus einfach so liegen bleibt – aber vielleicht ist da ja irgendein Verwalter oder Anwalt, der ermächtigt ist, den Nachlaß zu ordnen, wenn es feststeht, daß er nicht mehr lebt.« Webster machte eine Pause.
Tom schwieg. Was hatte Webster im Sinn – wollte er Leimruten auslegen in der Hoffnung, daß Tom irgendeine Information von sich gab? Tom hatte ihm in London – in der Rolle Philip Derwatts – erzählt, er habe einen mexikanischen Paß und lebe in Mexiko unter einem anderen Namen.
»Glauben Sie«, sagte Webster jetzt, »daß Derwatt unter einem falschen Namen nach England gekommen und dort herumgereist ist? Vielleicht mit einem englischen Paß, aber unter anderem Namen?«
»Das habe ich immer angenommen«, erwiderte Tom gelassen.
»Dann hat er wahrscheinlich auch in Mexiko unter einem falschen Namen gelebt.«
»Ja, wahrscheinlich. Das hatte ich mir noch nicht überlegt.«
»Und hat seine Bilder in Mexiko unter demselben falschen Namen verschickt.«
Tom ließ einen Augenblick vergehen, als sei er nicht übermäßig an der Frage interessiert. »Das müßten ja die Buckmaster-Leute wissen.«
Heloise bot noch einmal die Sandwiches an, aber der Inspektor lehnte ab.
»Das würden sie nicht zugeben, da bin ich sicher«, sagte Webster. »Vielleicht kennen sie auch den Namen gar nicht, falls Derwatt die Bilder zum Beispiel doch unter dem Namen Derwatt verschickte. Aber nach England muß er unter einem falschen Namen gekommen sein, weil wir keinerlei Eintragungen auf seinen Namen haben. Darf ich wohl jetzt die Polizei in Melun anrufen?«
»Aber selbstverständlich«, sagte Tom. »Möchten Sie meinen Apparat oben benutzen?«
Webster sagte danke, nein, er könne sehr gut von unten sprechen. Er sah die Nummer in seinem Notizbuch nach und sprach dann mit dem Telefonisten in ausreichendem Französisch. Er fragte nach dem Commissaire.
Tom füllte die beiden Gläser auf dem Tablett mit Weißwein. Heloise nahm ihr Glas und trank.
Webster fragte den Commissaire in Melun, ob sie etwas von Thomas Murchison gehört hätten. Die Antwort, so schloß Tom, hieß Nein. Webster gab an, daß Mrs. Murchison in London sei und die nächsten Tage im Hotel Connaught wohnen werde; sie wäre sehr dankbar für jede Nachricht, die die Polizeibehörde in Melun eventuell an Websters Büro weitergeben würde. Webster erkundigte sich ferner nach dem verschwundenen Bild ›L´Horloge‹. Nichts Neues.
Er legte auf. Tom hätte ihn gern gefragt, ob es Neues gäbe in der Sache Murchison, aber er wollte es nicht so hinstellen, als habe er Webster bei dem Gespräch zugehört.
Webster bestand darauf, einen Fünfzig-Francs-Schein für die Telefongespräche zu hinterlassen. Nein, vielen Dank, einen weiteren Dubonnet wollte er nicht, aber er nahm einen Schluck von dem Wein.
Tom sah Webster zu, wie er dort stand und bei sich überlegte, wieviel Tom Ripley bei dieser Geschichte verbarg, wo und wie er sich schuldig gemacht hatte und wo und auf welche Weise Tom Ripley irgend etwas zu gewinnen hatte. Aber es lag auf der Hand, dachte Tom, daß kein Mensch zwei oder womöglich drei Leute – Murchison, Derwatt und Bernard Tufts – umgebracht hätte, nur um den Wert der beiden Derwatt-Gemälde zu halten, die hier an den Wänden hingen. Und selbst wenn Webster so weit ging und die Firma, die die Derwatt-Artikel vertrieb und über deren Bank Tom ein monatliches Einkommen bezog, unter die Lupe nahm, so kam er dort nicht weiter, denn das Geld wurde ohne Absendernamen auf ein Nummernkonto in der Schweiz überwiesen.
Doch zunächst war morgen noch einmal Österreich dran, und Tom mußte die Polizei begleiten.
»Würden Sie so gut sein und ein Taxi für mich bestellen, Mr. Ripley? Sie kennen die Nummer besser als ich.«
Tom ging an den Apparat und rief einen Autoruf in Villeperce an, der sofort einen Wagen zu schicken versprach.
»Sie hören heute abend noch von mir«, sagte Webster dann. »Ich meine wegen Salzburg morgen. Ist es eigentlich schwierig hinzukommen?«
Tom erklärte, daß man in Frankfurt umsteigen müsse, und sagte, er habe gehört, man komme, wenn man in München landete, schneller mit dem Bus von München nach Salzburg, als wenn man in Frankfurt auf die österreichische Maschine wartete. Das konnte aber erst telefonisch vorbereitet werden, wenn Webster seine Abflugzeit von London nach München festgestellt hatte. Er wollte mit
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