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Riley - Im Schein der Finsternis -

Riley - Im Schein der Finsternis -

Titel: Riley - Im Schein der Finsternis -
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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im Geringsten bekannt vorkam und auch seine folgenden Worte mir nichts sagten, hieß das nicht, dass nicht doch Rebecca auf irgendeine Weise dahintersteckte.
    Es bedeutete nicht, dass sie ihn nicht geschickt hatte, nur zu dem Zweck, mich einzuschüchtern.
    »Woher weißt du, wie ich heiße?« Ich kniff meine Augen zu Schlitzen zusammen.
    »Ich bin Kanta. Prinz Kanta«, erwiderte er mit sanfter, unbewegter Miene. »Und du, Riley Bloom, brauchst keine Angst zu haben. Zumindest nicht vor mir.«
    Ich straffte meine Schultern und reckte mein Kinn nach oben. Und hoffte, auf diese Weise selbstbewusster und eindrucksvoller auszusehen, als ich wahrscheinlich zu Beginn gewirkt hatte. Ich hielt seinem Blick unverwandt stand und sagte: »Das beantwortet zwar nicht meine Frage, aber ich habe von niemandem etwas zu befürchten, nur um das klarzustellen. Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, ich bin tot.«
    Er lächelte flüchtig. Man hätte große, ein wenig schiefe, weiße Zähne, rosa getönte Lippen und zwei sehr tiefe Grübchen in seiner glatten, dunklen Haut bewundern können, wäre das Lächeln nicht so schnell verflogen. »So wie ich.« Er nickte und sprach die Worte auf eine hoheitsvolle, dennoch freundliche und gleichzeitig ernste Weise aus. Dann verbeugte er sich tief vor mir. Sein glänzender Kahlkopf senkte und hob sich wieder, bevor er den Blick aus seinen ebenholzschwarzen Augen auf mich richtete. »Normalerweise würde ich mir mehr Zeit für eine förmliche Vorstellung nehmen, aber ich hoffe, wir können das überspringen und uns sofort den anstehenden Aufgaben zuwenden.«
    »Welchen Aufgaben?« Ich zog meine Augenbrauen hoch und sah mir die Einzelheiten genauer an. Extrem hohe Wangenknochen, eine breite Nase, volle Lippen, ein kräftiges Kinn, ein muskulöser Körper mit ultrabreiten Schultern, gekleidet in etwas, was man nur als einen abscheulichen Haufen Lumpen bezeichnen konnte.
    Mein Blick wanderte über ein fleckiges, einst weißes Hemd, ordentlich gesteckt in eine dunkle, stark zerrissene, abgewetzte Hose, die an den Knien abgeschnitten und ausgefranst war, und ich fragte mich unwillkürlich, was für ein Prinz wohl so herumlaufen würde. Warum ein Mitglied eines Adels- oder sogar Königshauses sich so … schäbig anziehen würde.
    Eigentlich hätte mich das nicht so sehr überraschen sollen, denn er war nicht der Einzige. Keiner der Geister, die ich bisher kennen gelernt hatte, hatte sich dazu entschlossen, einen Zahn zuzulegen, mit der sich ändernden Zeit Schritt zu halten, oder auch nur ein klein wenig das wundervolle Geschenk der sofortigen Manifestierung zu nützen. Dabei kam es einem Schlüssel gleich, mit dem man jederzeit jeden Schrank öffnen konnte, den man sich in seinen wildesten Träumen vorstellte.
    Alle Geister, die ich bisher getroffen hatte, steckten – zu meiner großen Enttäuschung – freiwillig in einer Art tragisch unmodischen Zeitfalle und bestanden darauf, die gleichen Klamotten zu tragen, in denen man sie zum letzen Mal lebend gesehen hatte – unabhängig von dem Zeitpunkt.
    »Ich entschuldige mich dafür, falls mein bescheidenes Auftreten dich erschreckt hat oder dich in irgendeiner Weise an meiner Echtheit hat zweifeln lassen.« Er entledigte sich sofort seiner Lumpen und manifestierte an ihrer Stelle eine aufwändig gemusterte, farbenfrohe Tunika. »Ich hoffe, dieser Stil missfällt dir nicht.«
    Ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen stieg und ich peinlich berührt das Gesicht verzog. Und ich fragte mich unwillkürlich, wann ich endlich lernen würde, nettere Gedanken zu formulieren, da mich doch jetzt jeder in meiner Nähe (na ja, zumindest jeder, der tot war) beim Denken hören konnte. Oder wann ich zumindest (und das war einleuchtender, wenn man bedachte, dass es sich nun mal um mich handelte) endlich lernen würde, wie ich meine Gedanken abschirmen konnte.
    Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil er das alles mitbekommen hatte, und fing an, mich zu entschuldigen, aber schon nach wenigen Worten winkte er ab. Er hob seine Hand und zeigte dabei eine mit Schwielen bedeckte Handfläche. »Das ist nicht nötig. Und wir haben auch keine Zeit dafür. Bitte erlaube mir, direkt zur Sache zu kommen, da es sich um eine Angelegenheit von äußerster Dringlichkeit handelt. Rebecca hat deinen guten Freund in die Falle gelockt, richtig?«
    »Wie kommst du darauf?« Ich blinzelte, nicht sicher, ob ich ihm trauen konnte. Und nicht überzeugt davon, dass er mir tatsächlich
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