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Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)

Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)

Titel: Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
Autoren: Peter James
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erbrach sich auf die Straße.

8
    UM NEUN UHR MORGENS saßen Phil Davidson und Vicky Donoghue in ihrer grünen Sanitäterkleidung im Krankenwagen, einem Mercedes Sprinter. Sie parkten auf einem Polizeiparkplatz gegenüber vom Uhrturm in Brighton.
    Die Vorschriften verlangten, dass Krankenwagen Notfälle der Kategorie A innerhalb von acht Minuten erreichen mussten. Von dieser Position aus war das, wenn sie aggressiv genug fuhren, machbar.
    Ihre Zwölf-Stunden-Schicht hatte vor neunzig Minuten begonnen. Der Berufsverkehr zog an ihnen vorbei, verschwamm aber hinter dem Regen, der von der Windschutzscheibe rann. Alle paar Minuten schaltete Vicky die Scheibenwischer ein. Taxis, Busse und Lieferwagen fuhren vorbei, Menschen trotteten zur Arbeit, einige unter Regenschirmen, andere durchnässt und mit düsterer Miene. Dieser Teil der Stadt sah selbst an einem sonnigen Tag nicht sonderlich gut aus, bei Regen war er schlicht und einfach deprimierend.
    Der Rettungsdienst hatte von allen Notdiensten am meisten zu tun, und sie hatten bereits ihren ersten Einsatz hinter sich. Es war ein Notruf der Kategorie B gewesen, eine ältere Dame, die auf der Straße vor ihrem Haus in Rottingdean gestürzt war.
    Die erste Lektion, die Phil Davidson in seinen acht Jahren als Rettungssanitäter gelernt hatte, war sehr einfach. Nicht alt werden. Und wenn es doch sein muss, nicht allein alt werden.
    Bei etwa neunzig Prozent aller Einsätze hatten sie es mit älteren Menschen zu tun. Menschen, die gestürzt waren, die Herzflimmern oder Schlaganfälle oder vermutete Herzinfarkte hatten oder zu hinfällig waren, um mit dem Taxi ins Krankenhaus zu fahren. Außerdem gab es eine Menge schlauer Füchse, die das System geschickt ausbeuteten. Zu ihrem großen Ärger verbrachten Rettungssanitäter die Hälfte ihrer Arbeitszeit als kostenloses Taxi für faule, stinkende und oftmals grotesk übergewichtige Menschen.
    Sie hatten die ältere Dame, die übrigens ganz reizend war, in die Notaufnahme des Royal Sussex Country Hospital gebracht und warteten nun auf den nächsten Anruf. Man wusste nie, was als Nächstes geschah, und das gefiel Phil Davidson an seinem Beruf am besten. Keine zwei Tage, keine zwei Notrufe waren gleich. Sobald die Sirene erklang, schoss das Adrenalin durch seinen Körper. Würde es ein Routineeinsatz oder einer, an den er sich noch Jahre später erinnerte? Die Notfälle waren in Kategorien von A bis C eingestuft, die auf dem Display zwischen den Sitzen erschienen, zusammen mit dem Einsatzort und den bekannten Tatsachen, die laufend aktualisiert wurden.
    Er warf einen Blick auf den Bildschirm, als wollte er den nächsten Einsatz herbeiwünschen. Bei Regen kam es im Berufsverkehr oft zu Unfällen.
    Die schweren Unfälle waren Phil am liebsten. Die Schränke des Rettungswagens waren vollgepackt mit der neuesten Traumatechnologie, darunter ein Notfallset für schwere Blutungen mit Verbandmaterial, wie es die israelische Armee benutzte; Arterienabbindern für Kampfeinsätze; einem Asherman Chest Seal zur Behandlung von Brustverletzungen, lauter Standardprodukten des britischen und amerikanischen Militärs. Der Nutzen des Krieges, dachte er oft zynisch. Die Opfer schrecklicher Unfälle, die dank des Einsatzes der Rettungssanitäter überlebten, wussten meist gar nicht, was sie den Fortschritten der militärischen Medizintechnik verdankten.
    Vicky ging rasch im Costa nebenan auf die Toilette. Sie hatte gelernt, jede Gelegenheit zu nutzen, weil man in diesem Job nie wusste, wann man zu tun hatte. Dann gab es möglicherweise stundenlang keine Gelegenheit mehr, pinkeln zu gehen.
    Als sie sich wieder hinters Steuer setzte, telefonierte ihr Kollege gerade mit seiner Frau. Es war erst ihre zweite Schicht mit Phil, aber sie arbeitete gerne mit ihm. Er war schlank, drahtig, Ende dreißig, mit kurzrasiertem Haar und langen Koteletten. Er wirkte wie der Schurke im Film, obwohl er ein ganz lieber Kerl war. Ein weichherziger Softie, der an seiner Familie hing und allen Menschen freundlich und beruhigend begegnete. Außerdem verband sie die gemeinsame Leidenschaft zu ihrem Beruf.
    Er beendete das Gespräch und schaute wieder aufs Display. »Ungewöhnlich still bis jetzt.«
    »Nicht mehr lange.«
    Sie saßen schweigend da, der Regen prasselte auf den Rettungswagen. Während ihrer Zeit beim Rettungsdienst hatte Vicky festgestellt, dass jeder Kollege ein Lieblingsgebiet hatte und wie von Zauberhand genau diese Fälle anzuziehen schien. Ein Kollege bekam
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