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Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Titel: Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz
Autoren: Heinrich Steinfest
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erreicht hatten, ersuchte Lukastik: »So, könnten Sie mich bitte losmachen. Ich bin ein ganz schlechter Einhandpinkler.«
    (Er hatte völlig vergessen, eigentlich geplant zu haben, alles nur noch einhändig machen zu wollen – seiner veränderten Gliedmaße wegen. Statt dessen hatte er Alexa mit beiden Armen geliebt, hatte den Lancia mit beiden Händen gesteuert, beidarmig gestikuliert und so weiter. Und auch jetzt bestand er auf seiner Zweiarmigkeit. Ein bißchen inkonsequent, aber verständlich. – Die Menschen vergessen, daß sie zwei völlig verschiedene Arme besitzen, so, wie sie vergessen, sowohl einen göttlichen wie auch einen teuflischen Willen in sich zu tragen.)
    »Na gut«, sagte der Polizist, der ja nicht ernsthaft eine Flucht Lukastiks befürchtete. Die Handschelle war mehr ein Symbol. Eine Strafe für Lukastiks langjährige antiösterreichische Unbestechlichkeit.
    Während der Polizist das Metall von Lukastik losmachte, beeilten sich die zwei Männer, die an den Pissoirs standen, unverzüglich fertig zu werden und hinauszukommen. Sie hielten das wohl für irgendeine FBI-CIA-Angelegenheit. Und bei FBI und CIA denken die Leute stets an verirrte Kugeln und sogenannte Kollateralschäden.
    Als man nun alleine war, stellte sich Lukastik an eins der emaillenen Becken und öffnete seine Hose. Im gleichen Moment ging hinter ihnen eine Kabinentüre auf, aus welcher sehr rasch und behende jemand heraustrat und eine Injektionsnadel in die Schulter des spitznasigen Polizeibeamten rammte.
    Lukastik hätte Olander eine solche Flinkheit und Kaltblütigkeit nicht zugetraut. Etwas mußte sich geändert haben. Alles ging rapido. Der Polizist verlor postwendend das Bewußtsein, so, als habe ein Engel ihn totgeküßt. Er fiel nach hinten, wurde aber von Olander aufgefangen.
    »Schnell, helfen Sie mir«, verlangte Olander.
    »Den Mann müssen Sie schon selbst schleppen. Das war schließlich nicht meine Idee«, erklärte Lukastik und blieb tatsächlich ungerührt stehen.
    Olander machte die Arbeit alleine, zerrte den Polizisten in eine Kabine, quetschte ihn zwischen Klosettbecken und Trennwand und schloß die Türe, vor die er sich hinstellte. Er betonte, dem Mann ein hochwirksames, aber gut verträgliches Narkotikum gespritzt zu haben. Nichts, was ihn umbringen würde. Dann sagte er: »Ich muß mit Ihnen sprechen.«
    »Das sehe ich«, äußerte Lukastik und besaß die Güte, näher an Olander heranzutreten, damit man nicht zu brüllen brauchte.
    »Wo ist die Figur?« fragte Olander. »Und tun Sie nicht so, als hätten Sie keine Ahnung, wovon ich spreche.«
    »Ich habe das Ding nicht bei mir«, erklärte Lukastik.
    »Ihre Schwester? Hat Ihre Schwester den Affen?«
    »Nein.«
    »Wer dann?«
    »Was werden Sie tun, wenn ich mich weigere, es Ihnen zu verraten? Mich töten? Das wäre gar nicht schlecht. Es würde mich einigermaßen entlasten, was die Morde an Dr. Pichler und Dr. Grünberg angeht.«
    Olanders verkrampfter Blick verriet augenblicklich, daß diese Nachricht eine neue für ihn war. Er machte sich aber gar nicht erst die Mühe, dies zu beschwören. Sondern erklärte nochmals, daß er unbedingt die letzte Figur benötige.
    »Wieso?« fragte Lukastik.
    »Weil die Sammlung nur als Ganzes auch wirklich funktioniert. Weil die Figuren nur zusammen einen realen Schutz bilden.«
    »Sie glauben an diesen Hokuspokus?«
    »Sie doch auch.«
    »Ich habe nur einen Deal mit Dr. Grünberg akzeptiert«, erklärte Lukastik.
    »Sagten Sie denn nicht, Grünberg sei tot? Warum also nicht den Deal mit mir machen? Es geht Ihnen doch darum, Dora Kolarov zu beschützen. Habe ich recht?«
    »Ja, die Frau soll ihre Ruhe haben.«
    »Geben Sie mir die Colanino-Figur, dann kann ich das gewährleisten.«
    »Ausgerechnet Sie, Olander?! Wo Sie doch wahnhaft daran glauben, dieses Kind sei Ihr Kind.«
    »Jeder in dieser Geschichte hat seinen Wahn. Das allein spricht nicht gegen mich. Sie müssen mir vertrauen, daß ich das Beste aus der Sache mache. Etwas Besseres, als die Mailänder daraus machen würden. Ist das so schwer vorstellbar?«
    Ja, das war vielleicht tatsächlich die Frage: Wer könnte die Welt besser werden lassen? Ein Mann namens Olander oder ein Firmenimperium namens Colanino?
    Hier war nirgends das Fernsehen, welches jetzt schnell eine Umfrage hätte starten können. Lukastik mußte diese Entscheidung alleine treffen. Er sagte: »Also gut. Longhi hat die Figur. Ich habe sie ihm gegeben, weil er gerade da war.«
    »Rufen Sie ihn an
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