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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell
Autoren: Allerheiligen
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Menschen gehörte, die Lebensmittel nicht wegwerfen konnten, zeigten sich zwar bereits auf ihren Hüften – aber es würde noch eine lange Weile dauern, bis sie ihr mehr gaben als eine sinnlich-frauliche Figur. Jeder Mann, den diese Frau so anhimmelte, wie Peter von ihr angehimmelt wurde, hätte sich glücklich schätzen können.
    »Eigentlich«, begann Sabrina langsam, »hab ich angerufen, weil ich Sie fragen wollte, seit wann Sie bei der Landshuter Kripo sind.«
    »Seit 2004 «, erwiderte Peter befremdet. »Warum? Bin ich bei einer Gehaltsrunde übersehen worden?«
    »Nein. In München hat es heute Nacht ein Geiseldrama gegeben. Ich dachte, Sie kennen vielleicht einen der Beamten, die in den Fall verwickelt sind. Ich bin ja erst nach Ihnen hierhergekommen.«
    »Ich war nicht in München. Ich war in Augsburg, bevor ich nach Landshut zurückgekommen bin.«
    »Der Beamte, den ich meine, stammt aus Landshut«, sagte Sabrina. »Aber dann können Sie ihn ja nicht kennen. Ist jedenfalls eine schlimme Sache. Wollen wir froh sein, dass wir hier nur selten mit so etwas zu tun haben. Gute Nacht.«
    »Was davon übrig ist«, sagte Peter.
4 .
    Die Luft im Wagen roch nach schlechtem Kaffee, aufgebackenen Tankstellen-Brezen aus Industrieteiglingen und dem Zigarettenrauch, den man mit hereinbringt, wenn man nach der Pinkelpause auf dem Autobahnparkplatz zu schnell wieder eingestiegen ist und den letzten Rauch ins Fahrzeuginnere ausgeatmet hat. Robert Kalp glaubte, daneben auch den metallisch-schwefligen Geruch von Harald Sanders abgefeuerter Pistole zu riechen, aber er sagte sich, dass er sich das einbildete.
    »Was ist, wenn du unrecht hast?«, fragte Robert. »Wenn es Blofeld gar nicht um die alten Klunker ging?«
    »Und der Museumsdiebstahl in Wittenberg?«
    »Da hat er zielsicher die wertvollsten Stücke aus der Wettiner Sammlung abgeräumt.«
    »Vielleicht, weil genau an dem Tag der Herzogsschmuck ausgelagert war, um fotografiert zu werden – was er nicht wissen konnte?«
    »Harald, du konstruierst da einen Zusammenhang, obwohl es sich vielleicht einfach nur um einen ganz normalen Raub im Auftrag einer Hehlerbande handelt. Dass er sich ausgerechnet den Juwelier ausgesucht hat, der Kopien vom Herzogsschmuck angefertigt hatte, kann reiner Zufall sein. Immerhin war der Mann einer der bekanntesten und wohlhabendsten Münchner Goldschmiede! Wenn er den Tresor aufgebrochen und den Herzogsschmuck mitgenommen hätte – dann würde ich sagen, du hast recht. Hat er aber nicht. Er hat auch die Kopien zurückgelassen.«
    »Er hat erkannt, dass es Kopien waren. Und an den Tresor kam er nicht mehr ran, weil jemand im Haus des Juweliers den Notrufknopf drücken konnte. Er hatte keine Zeit mehr dafür, ihn aufzubrechen, er musste zusehen, dass er entkam.«
    »Ich möchte nur vermeiden, dass wir uns in was verrennen …«
    »Wir wären schlechte Polizisten, wenn wir einer möglichen Spur nicht folgen.«
    Robert seufzte. »Harald, wir sind schlechte Polizisten, wenn wir eine Spur haben und ihr im Alleingang folgen!«
    Harald grinste. »Aber weil wir gute Polizisten sind, lösen wir den Fall im Alleingang.«
    Robert schüttelte den Kopf. Er ließ sich tiefer in den Sitz sinken. »Das ist Wahnsinn, Harald«, murmelte er. »Wir sind beide so was von im Arsch! Du solltest dich stellen.«
    »Ich hab dein Versprechen!«
    »Ja … ja! Und ich halte es auch.«
    Harald boxte Robert gegen den Oberarm. »Wir kriegen ihn. Für den Tod des Juweliers reißen wir ihm die Eier ab!«
    »Harald, du hast den Juwelier erschossen.«
    »Scheiße«, sagte Harald nach einer Weile, in der Robert ihn mit zunehmender Besorgnis angestarrt hatte. »Scheiße, ja!«
    Das Ausfahrtsschild mit dem Flughafensymbol darauf glitt kurz in den Lichtkegel des BMW und verschwand wieder hinter ihnen in der Dunkelheit. Vor ihnen, im Osten, färbte sich der Himmel perlmuttfarben. Die Ausfahrt zum Flughafen München – zum Flughafen Franz Josef Strauß , jeder Politiker braucht sein eigenes Mausoleum! – war dunkel und unbeleuchtet und passte zu den hilflosen Versuchen der Airport-Betreiber, mitten in der von Bauerndörfern und Schlafstädten zersiedelten Ebene des Erdinger Mooses so zu tun, als sei der Flughafen eine internationale Drehscheibe von höchstem Rang.
    Harald fummelte in seiner Jackentasche herum und warf Robert einen zerknitterten Flyer in den Schoß. Robert schaltete die Lampe am Armaturenbrett an. Der Flyer pries eine Ausstellung der Bayerischen Schlösserverwaltung
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