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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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darf?«
    »Gut möglich. Wie gesagt, ich kann nichts versprechen. Aber …« Lady Celyn strich Rhosmari wieder über die Wange. »Selbst wenn du mich nicht besuchen kannst, kannst du mich immer rufen und ich werde kommen.«
    Rhosmari legte ihre Hand auf die ihrer Mutter. »Das wäre schön«, sagte sie leise.
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum Martin das getan hat«, sagte Winka. Die Eichenfeen sahen zu, wie die Wächter des Ältestenrats die beiden Schwarzen Flügel, Hasenglöckchen und andere Anhänger der Kaiserin in Handschellen abführten. »Ich meine, wir mochten die Kaiserin doch alle nicht, und ich kann nicht einmal sagen, dass ihr Tod mir leidtut. Aber sie hatte doch sowieso keine Macht mehr, warum sie dann noch töten?«
    Wegen Lyn und Toby , dachte Rhosmari, aber sie sagte es nicht. Wie hätte sie jemand anders verständlich machen sollen, was das kleine Theater und seine Besitzer Martin bedeutet hatten oder wie grausam diese Verbindung – und Freundschaft – geendet hatte.
    »Ich kann mir einen Grund denken«, sagte Timothy. »Wenn ich Rhosmari etwas befehlen konnte, obwohl ich nicht zaubern kann, dann könnte die Kaiserin auch ohne ihre Zauberkraft noch mithilfe der wahren Namen über ihre Anhänger herrschen. Martin muss gefürchtet haben, Jasmin könnte einfach abwarten, bis die Kinder des Rhys sie für harmlos hielten, und dann mit Hilfe ihrer Anhänger fliehen.«
    »Vielleicht«, erwiderte Pechnelke. »Aber warum hat er dann auch Veronica getötet?«
    »Sie war die Erbin der Kaiserin«, sagte Rhosmari. »Martin sagte mir einmal, er glaube, die Kaiserin habe Veronica bereits in den Zauber eingeweiht, mit dem sie ihre Anhänger versklavte, und ihr vielleicht auch deren wahre Namen gesagt. Wenn Veronica also je hätte fliehen können, wäre sie uns womöglich genauso gefährlich geworden wie Jasmin.«
    »Mag sein. Trotzdem war es Mord, so wie er einfach …« Winka erschauerte. »Und dann flog er weg, als gehe ihn das alles nichts an. Findet ihr es nicht auch falsch, dass jemand so viele schreckliche Dinge tut und trotzdem ungestraft davonkommt?«
    Rhosmaris Blick wanderte zum Horizont, an dem die Sterne bereits verblassten. »Ungestraft?«, wiederholte sie leise. Timothy legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich. »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Was die Macht der wahren Namen betrifft«, bemerkte Königin Baldriana, »so sprach darüber vorhin Lady Arianllys mit Pechnelke. Sie sagte etwas, das ihr meiner Meinung nach alle hören solltet. Pechnelke?«
    Die Bibliothekarin der Eiche wurde rot, als die anderen Feen sich ihr zuwandten, doch sie räusperte sich tapfer und begann: »Offenbar gibt es in den ältesten Aufzeichnungen der Kinder des Rhys, die noch in der alten Feensprache verfasst sind, aus der unsere wahren Namen stammen, eine Stelle, in der es heißt, vor einigen Tausend Jahren hätten die Feen ihren Herrschern ihre Namen freiwillig als Teil ihres Treueids anvertraut.«
    »Das überrascht mich nicht«, warf Broch ein, ohne auf Dorna zu achten, die ihn mit dem Ellbogen anstieß. »Deshalb brauchten die Kinder des Rhys ja überhaupt erst den Namensstein, damit sie sich von dieser Knechtschaft befreien konnten.«
    »Aber es sollte gar keine Knechtschaft sein«, erwiderte Pechnelke, »das ist ja das Überraschende. Die Feen gaben ihren Herrschern ihre Namen ursprünglich nur, damit die sie anschließend freisprechen konnten. So wie Timothy es heute Abend mit Rhosmari gemacht hat. Die Namen waren ursprünglich kein Mittel der Kontrolle. Niemand sollte damit gezwungen werden, etwas zu tun, das er nicht wollte. Sie waren eine Geste des Vertrauens.«
    Die Feen dachten stumm über Pechnelkes Worte nach. Schließlich sagte Königin Baldriana: »Wenn wir sichergehen wollen, dass nie wieder ein Tyrann wie Jasmin über uns herrscht, sollten wir diese alte Tradition vielleicht erneuern. Aber ich verlange von meinen Untertanen nichts, was ich nicht selber zu tun bereit wäre. Ich fordere euch deshalb auf, meine Zeugen zu sein, wenn ich die beiden, die meinen Namen hören sollen, bitte, vorzutreten: Winka und – Perianth.«
    Peri, die noch auf Pauls Schoß saß, stand erschrocken auf. »Majestät?«
    »Ich wüsste niemanden, dem ich meinen Namen lieber anvertrauen würde als dir«, fuhr Baldriana fort. »Bei niemand sonst wäre ich mir so sicher, dass er nie missbraucht wird. Du hast deine Freiheit lange genug für die unsrige geopfert. Jetzt ist es Zeit, dass auch du frei bist.« Sie
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