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Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Zeno Diegelmann
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Erstes, stand auf, kam auf ihn zu und reichte ihm die Hand.
    »Mensch, Klaus, es tut gut, dich wiederzusehen.«
    »Ja.«
    Seeberg schüttelte die ihm entgegengestreckte Hand wohl ein wenig zu zögerlich, worauf Kohlers Gesichtszüge sogleich trauriger wurden. Gerade so, als wäre die fröhliche Begrüßung nicht angemessen.
    »Und nochmals herzliches Beileid. Ich wäre ja gerne zur Beerdingung gekommen, aber du wolltest ja nicht, dass …«
    »Schon gut.« Allein die Erinnerung an das Begräbnisließ Seeberg einen Schauer über den Rücken laufen. Er hatte alle Freunde, Bekannten und Kollegen darum gebeten, von Beileidsbekundungen abzusehen. Als Laura zu Grabe getragen wurde, waren nur er und seine Frau Helena anwesend gewesen. »Sind Sie fertig?«, fragte Seeberg den Mann, der die Leiche fotografierte, und ging an Kohler vorbei zu den anderen Personen.
    »Nur noch eins.« Die Kamera klickte ein letztes Mal, und der Fotograf verschloss das Objektiv mit einem Nicken in Seebergs Richtung. »Okay.«
    »Na, dann wollen wir mal«, setzte Kohler an. »Klaus, das ist Christoph Ammer, ein junger Kollege, der seit sechs Wochen bei uns in der Mordkommission ist. Und Julia Freitag, du müsstest sie noch vom Fall Pogatetz kennen.«
    »Natürlich.« Seeberg schüttelte Hände und musterte kurz die beiden. Ammer war nicht nur blutjung, sondern offensichtlich auch einer dieser übermotivierten Anfänger, die ständig um die Gunst der alteingesessenen Platzhirsche buhlten. Er hatte blonde, streng zurückgegelte Haare und seine hagere Figur in eine schwarze Lederjacke gehüllt. Julia Freitag war eine attraktive Frau Ende zwanzig, die damals beim Fall Pogatetz frisch zum Team nach Fulda gestoßen war. Er hatte Respekt vor ihr, da sie als Vollwaise beharrlich ihren Weg gegangen war und eine vorbildlicheKarriere eingeschlagen hatte. Seeberg mochte sie.
    Der Kommissar räusperte sich und ging zu Füßen des Opfers in die Hocke, um erste Eindrücke zu sammeln. Das Opfer schätzte er auf Ende sechzig und ungefähr ein Meter achtzig groß, übergewichtig mit Halbglatze. Neben den unzähligen Einstichen im Oberkörper zeugte in der linken Armbeuge ein stecknadelgroßer blauer Fleck von einer Injektion. Seeberg befühlte den Stoff des Jacketts des Toten, das neben ihm lag. Dann hob er die Schuhe des Opfers leicht an und inspizierte auch diese eindringlich.
    »Und, was sagst du, Klaus?«
    Kommissar Seeberg sah zu Kohler auf.
    »Das Opfer hatte jedenfalls Stil. Die teure Kleidung lässt den Schluss zu, dass der Mann vermögend gewesen sein muss. Die Schuhe bestätigen diese These ebenfalls, sie sind poliert und an den Sohlen kaum abgetragen. Wer hat die Leiche gefunden?«
    Sofort trat Ammer einen Schritt vor.
    »Ein wohnsitzloser Mann namens Philipp Hesse, Herr Kommissar. Der Mann ist vierundzwanzig und ein stadtbekannter, aber bisher nie sonderlich auffällig gewordener Junkie. Das war vor ungefähr einer Stunde.«
    »Kommt er als Täter in Frage?«
    »Ich denke nicht, Herr Kommissar.«
    »Darf ich fragen, warum Sie das denken, Herr Ammer?«
    Der junge Mann stockte in seiner Ausführung.
    »Naja. Außer gegen das Betäubungsmittelgesetz hat Hesse noch nie gegen irgendwelche Gesetze verstoßen. Außerdem hätte er uns nicht verständigen müssen.«
    Der Kommissar wies auf das entkleidete Opfer zu seinen Füßen.
    »Und die Injektion in seiner Armbeuge? Könnte das nicht auf einen Streit unter Junkies hindeuten? Vielleicht ging es um zehn Euro für den nächsten Schuss.«
    »Schon … aber … Hesse wirkt auf mich nicht wie ein Mörder.«
    »Darf ich Sie etwas fragen, Ammer?«
    »Natürlich.«
    Der junge Beamte musste vor Nervosität schlucken. Es war ihm sichtlich unangenehm, sich rechtfertigen zu müssen.
    »Haben Sie Erfahrungen mit Heroin?«
    »Mit Heroin? Wie meinen Sie das?«
    »Na, haben Sie das verdammte Zeug schon mal in Ihre Adern gedrückt?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Crack geraucht?«
    »Nein.« Ammer schüttelte verstört den Kopf.
    »Haben Sie denn wenigstens schon einmal jemanden in einem Drogenwahn ausflippen sehen. Mit Messern? Und Blut? Und Toten?«
    »Nein, Herr Kommissar.«
    Seeberg schwieg einen Augenblick. Dann sah er Ammer tief in die Augen.
    »Dann können Sie sich auch nicht im entferntesten ausmalen, was in so einem Kopf vorgeht, wenn ein Junkie auf Turkey oder ’nem Trip ist, nicht wahr?«
    Ammer schüttelte den Kopf. »Nein. Wahrscheinlich nicht.«
    »Okay. Wir werden uns den Verdächtigen später vorknöpfen.
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