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Rheinsteigmord - Kriminalroman

Rheinsteigmord - Kriminalroman

Titel: Rheinsteigmord - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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Körper nämlich. Nach totem menschlichem Körper. Nach Leiche.
    Wenn die Dinge so lagen, dann war es ganz genauso schlimm, wie es aussah. Oder noch schlimmer.
    Etwas drückte sich zitternd an sein Bein. »Ist gut, Pollux«, belog er seinen Dackel. Der winselte. Jupp nahm ihm seine Feigheit nicht übel. Ganz im Gegenteil. Er war froh, dass Pollux, nachdem er seinen Fund aufgeregt kläffend angezeigt hatte, nun keinerlei weiteres Interesse zeigte. Wie alle Dackel konnte Pollux recht beharrlich sein. Hätte er sich der Leiche wieder genähert, Jupp wäre gezwungen gewesen, ihm zu folgen. Um zu verhindern, dass das Tier irgendetwas Unaussprechliches am Tatort anrichtete.
    Tatort, dachte er, verdammt! Pollux winselte lauter.
    Das war alles Hildegards Schuld. Und die von Dr.   Gabler. Bewegungsmangel, Hochdruck, Männer in seinem Alter und Risikogruppe – sie hatten ihn mürbegeredet, so lange, bis er aufgab, sich fügte. So lange, bis er in lächerlicher Kleidung dreimal die Woche durchs Tal »walkte«. Allein das Wort! Walken! Das war gar kein Wort, wenn schon musste es »gehen« heißen, obwohl es das nicht ganz traf, denn Gehen war eine normale Sache, eine, die sich nicht im Mindesten unwürdig anfühlte. Ganz im Gegensatz zu Walken.
    Wären nicht Hildegard und Dr.   Gabler gewesen, Jupp säße jetzt gemütlich am Frühstückstisch bei einer schönen Tasse Kaffee und würde sich höchstens ein bisschen über das aufregen, was in der Zeitung stand.
    Sein Herz pumpte aufgeregt. Er versuchte, es zu ignorieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Er musste etwas tun. Überprüfen, ob der Mann, der da lag, wirklich so tot war, wie es den Anschein machte. Einen Anruf tätigen, Notruf, Polizei, Rettungswagen. Und dann ruhig bleiben, hier warten, einfach herumstehen in seiner lächerlichen Kluft, in Gesellschaft eines dicken, alten Dackels, einer Leiche und eines Bussards, der am Himmel kreiste und klagende Rufe ausstieß.
    Kurz liebäugelte er mit dem Gedanken, sich einfach umzudrehen, die Steigung energisch und entschlossen hinaufzuwalken. Zurück nach Lengsdorf, einfach nach Hause gehen und so tun, als wäre nichts geschehen. Irgendwer würde den Toten schon finden. Irgendwer anders, jemand, der der Situation besser gewachsen war als er.
    Er seufzte. Verfluchte sein Schicksal in gotteslästerlicher Manier. Dann zog er sein Handy aus der Tasche und wählte den Notruf.

ZWEI
    Britta öffnete das Küchenfenster, um den zwar nicht unangenehmen, aber doch sehr raumgreifenden Duft nach gebratenen Eiern gegen ein wenig frische Morgenluft zu tauschen. Sie blickte in den Park des Anwesens im Godesberger Villenviertel, versuchte, den Anblick zu genießen. Mit mäßigem Erfolg.
    »Noch einen Kaffee?« Sie wandte sich zu Margot um, die eben ihren geleerten Teller von sich schob.
    Die winkte ab. »Till kann jeden Moment hier sein.«
    Britta rollte die Augen. Till war Margots neuester Zeitvertreib. Knackige zwanzig war der Junge, und er frönte einer teuren Leidenschaft. Einem roten Ford Thunderbird nämlich, Baujahr 1977, den er sensationell billig bei einem dubiosen Internethändler erstanden hatte. Im Rausch der Begeisterung hatte er den finanziellen Aufwand, den Instandsetzung und -haltung des Gefährts mit sich brachten, geflissentlich übersehen. Als sich das zu rächen drohte, war er auf die gloriose Idee gekommen, seine Dienste als Chauffeur per Inserat anzubieten.
    Eine fragwürdige Geschäftsidee, jedenfalls dann, wenn sie Kundschaft wie Margot auf den Plan rief. Die ließ sich begeistert in einschlägige Cafés im Ahrtal kutschieren, um dort mit Till einzukehren und die irritierten Blicke der kaffeeklatschenden Seniorinnen zu genießen. Dass die meisten Till eher für ihren Enkel als für ihren Lebensabschnittsbegleiter hielten, kam ihr dabei nicht in den Sinn. Trotz ihres gereiften Alters befand Margot sich nämlich im Zustand der immerwährenden Pubertät. Das konnte amüsant sein. Musste aber nicht.
    Letztlich war es ohnehin egal, dachte Britta. So, wie alles irgendwie egal war. Jedenfalls der überwiegende Teil der Dinge. Jedenfalls in letzter Zeit.
    Margots Stimme riss sie aus ihren unerfreulichen Gedanken. »Du brauchst ein paar anständige Psychopharmaka. Und zwar dringend.«
    »Es geht mir gut.«
    »Sicher. Das kann man sehen.« Margot schüttelte unwillig den Kopf. »Und – was hast du heute so vor?«, erkundigte sie sich, anscheinend um versöhnliche Stimmung bemüht.
    »Keine Ahnung.
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