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Rheinsteigmord - Kriminalroman

Rheinsteigmord - Kriminalroman

Titel: Rheinsteigmord - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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notierte die beiden Nummern, die ganz oben auf der Liste unter der von Frau Friesdorfs Schwester standen.
    »Schildern Sie mir doch bitte, was Ihr Mann bei dem Telefonat gesagt hat. Ich meine, hat er nicht gesagt, wo er ist? Ist er vielleicht darauf eingegangen, dass er schon ganz in der Nähe war?«
    »Nein. Und er hat nichts Besonderes gesagt …«
    Fred ließ sich Friesdorfs Foto und eine Beschreibung geben. Der Professor war ein kleiner Mann mit Glatze, grauem Haarkranz und Brille. Kein besonderes Erkennungszeichen, auch nicht bei der Kleidung. Graue Windjacke, Aktentasche, kariertes Hemd, braune Hose. Ziemlich unauffällig, dachte Fred.
    Sie standen auf dem Flur. »Also gut, Frau Friesdorf. Ich gehe allem nach und melde mich dann.«
    »Eine Frage hätte ich noch. Was wird das Ganze kosten?«
    Fred hatte dieses Thema absichtlich bis zum Schluss offengelassen. Man konnte besser mit den Kunden verhandeln, wenn man erst mal Interesse zeigte, den einen oder anderen Ratschlag gab und sogar schon mal, ohne nach Bezahlung zu fragen, eine kleine Untersuchung durchführte. Er überlegte kurz. »Das ist bei Detektiven genau geregelt«, sagte er dann. »Ich bekomme eine Tagespauschale von sechshundert Euro. Spesen wie zum Beispiel Benzingeld kommen hinzu. Dreißig Cent pro Kilometer plus Mehrwertsteuer. Ich denke, ich werde drei Tage brauchen, um Ihren Mann zu finden. Wenn es Ihnen recht ist, hätte ich gern die Hälfte als Vorschuss. Der heutige Tag zählt mit.«
    Frau Friesdorf nickte, ging in einen anderen Raum und kam mit einem Bündel Geldscheine zurück. Es waren neun Hunderter. Sie zählte Fred das Geld in die Hand und verlangte eine Quittung. Fred riss ein Blatt aus seinem Notizbuch und schrieb in Schönschrift, dass Frau Friesdorf ihm neunhundert Euro gezahlt hatte. Datum, Unterschrift. Dann verabschiedete er sich. Dabei fiel ihm etwas ein.
    »Hat Ihr Mann als Historiker eigentlich ein Spezialgebiet?«, fragte er.
    »Er beschäftigt sich vor allem mit dem frühen 20.   Jahrhundert.«
    »Das heißt? Zwanziger Jahre? Dreißiger Jahre?«
    »Ja, auch, aber eigentlich noch früher.«
    »Die Kaiserzeit?«
    »Es sind vor allem die Jahre zwischen 1914 und 1918, die ihn interessieren. Sie wissen doch, was sich in dieser Zeit ereignet hat?«
    Fred dachte nach. Ja sicher, das hatte er doch in der Schule gehabt. Das wusste er. Jedenfalls glaubte er das.
    Frau Friesdorf half ihm auf die Sprünge, allerdings nicht, ohne ihm einen missbilligenden Blick zuzuwerfen.
    »Der Erste Weltkrieg«, sagte sie.

4
    Während er zum Bahnhof zurückging, schaltete er sein Handy ein. Charly hatte viermal versucht, ihn anzurufen. Eine Mailbox hatte Fred nicht, also gab es nichts abzuhören.
    Fred suchte sich eine Ecke neben einem parkenden Auto unter einem der Bäume und wählte die Nummern, die er aufgeschrieben hatte. Zuerst die mit der Vorwahl 02   635.
    Das Tuten wechselte nach dem dritten Mal auf eine andere Tonhöhe. Der Teilnehmer hatte wohl auf einen anderen Anschluss umgestellt, und der Anruf wurde weitergeleitet. Eine verzerrte Stimme meldete sich. Fred verstand nur Sprachfetzen.
    »…stein, hallo?«
    Ein Mann. Die Stimme war von Rauschen umhüllt, das Gespräch war also offenbar an ein Handy weitergeleitet worden. Es klang, als stünde der Mann neben einem Gleis, auf dem gerade ein nicht endender Güterzug vorbeiraste.
    »Bleikamp hier. Wer spricht da bitte?«
    Endlich verstand er den Namen. Haustein. Frank Haustein.
    »Ich bin auf der Suche nach jemandem, der vor ein paar Tagen von Ihrem Anschluss aus telefoniert hat.«
    Fred erklärte, dass er Friesdorf suchte, war sich aber nicht sicher, ob die Verbindung gut genug war und dieser Haustein ihn auch verstand. Die Antwort kam wieder in Fetzen.
    »Hören Sie«, rief Fred, »kann ich Sie später noch mal anrufen? Oder können Sie mir sagen, ob Sie wissen, wo Herr Friesdorf ist?«
    »… Professor … getroffen … hier.«
    »Wo ist ›hier‹?«
    Das Rauschen wurde zum Knattern, beruhigte sich dann etwas, und mit einem Mal war die Stimme dieses Frank Haustein glasklar zu hören. Es war, als würde ein wolkenverhangener Himmel unvermutet aufreißen und sein strahlendes Blau zeigen.
    »Na, hier in Rheinbrohl.«
    Rheinbrohl, dachte Fred. Einer dieser kleinen Rheinorte. Auf der anderen Seite der Landesgrenze. Irgendwo vor Neuwied.
    »Was wollen Sie von ihm?«, fragte Haustein. Fred registrierte so etwas wie berufliche Neugier. War der Mann auch Detektiv?
    »Ich bin Privatermittler.
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