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Rheinsteigmord - Kriminalroman

Rheinsteigmord - Kriminalroman

Titel: Rheinsteigmord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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überragten ihn zu beiden Seiten mächtige gemauerte Stümpfe – die Überreste der alten Remagener Brücke. Links der Straße verlief die Bahnlinie. Rechts der Rhein.
    Fred wusste natürlich, dass der Rhein eine Region war, die von Touristen aus aller Welt besucht wurde. Trotzdem hatte er sich, abgesehen von markanten Punkten wie dem Deutschen Eck in Koblenz oder der Loreley, noch nie damit befasst, und ihm wurde bewusst, dass er diese Strecke hier wahrscheinlich noch nie gefahren war. Wenn er nach Süden wollte – Charly hatte einmal einen Auftrag gehabt, der sie nach Frankfurt geführt hatte –, nahm er die Autobahn.
    In Linz schoss in einem Springbrunnen eine Fontäne in die Höhe, rundherum von anderen Wassersäulen begossen. Fachwerkhäuser mit schmuckvollen Schnitzereien säumten den Weg – allerdings brutal zugebaut von der Bahnlinie. Bis Bad Hönningen kam nur noch wenig Besiedlung – nur ein bräunliches Pegelhäuschen aus dunklem Stein wachte am Fluss. Die strengen vertikalen Reihen der Rebstöcke an den Hängen wirkten wie gekämmt.
    In Bad Hönningen verließ Fred die Bundesstraße und fuhr durch den Ort. Hin und wieder begegnete ihm ein Schild mit der Aufschrift »Fremdenzimmer«. Vor allem ein »Haus Sonnenschein« mit einer stilisierten Sonne auf einer blau-weiß gehaltenen Werbetafel fiel ihm auf, aber er hatte ja sein fahrbares Haus dabei.
    Die Rheinhänge zogen sich plötzlich zurück und machten einer ausgedehnten Ebene Platz. Die Straße durchschnitt das weite Areal mit Feldern und einem kleinen Industriegebiet. Fred stoppte an einem Kreisverkehr. Wie in vielen Orten hatte man im Mittelrund zur Begrüßung der Touristen Gegenstände angeordnet, die auf die wichtigsten Themen der Gegend aufmerksam machen sollten. Da gab es auf einem Stück Schiene eine Lore aus dem Bergbau und so etwas wie einen Palisadenzaun. Ein steinerner Torbogen überragte das Ganze. Fred konnte sich keinen Reim darauf machen. Verständlicher war ein kleines Boot: Man war ja schließlich an einem Fluss.
    Nach einem Lidl-Supermarkt kamen die ersten Häuser des Ortes. Das Café Schmidt war ein längliches weißes Gebäude an der Straße, aus dem weiß-grün gestreifte Markisen ragten. Neben dem Eingang, über dem in großen Buchstaben der Name angebracht war, erstreckte sich eine Terrasse. Nur einer der Gäste, die dort saßen, passte auf Hausteins Beschreibung. Er trug Jeans und ein hellblaues Hemd.
    Fred parkte gleich gegenüber vor einem Blumengeschäft. Er stieg aus und nutzte eine Lücke im Verkehr, um über die Straße zu kommen.
    »Sie sind wirklich Privatdetektiv?«, fragte Haustein, nachdem Fred sich vergewissert hatte, seinen Kontaktmann gefunden zu haben.
    Er setzte sich. »Wie gesagt. Wieso fragen Sie? Sie auch?«
    Haustein lächelte. »Nein. Ich war in einem Verlag angestellt. Jetzt bin ich selbstständig. Dieselbe Branche. Pressetexte. Anzeigenverkauf.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    Die Kellnerin kam. Fred hatte sich die Speisekarte noch gar nicht angesehen. Er bestellte einfach ein Kännchen Kaffee. Erst jetzt fiel ihm ein Stück weiter hinten auf der Terrasse etwas Seltsames auf. Es war die Nachbildung eines viereckigen Wachturms – mit aufgemalten Steinen und abgerundeten Fenstern. Unter dem Dach gab es eine Fachwerketage, um die ein hölzerner Gang herumlief. Das ganze Ding war etwa zwei Meter hoch und stand in einem Betontrog.
    »Das ist ein Limesturm«, erklärte Haustein, der Freds erstaunten Blick bemerkt hatte. »Sagt Ihnen der Limes nichts? Der alte Grenzwall der Römer? Er verlief vom Rhein aus nach Osten und dann weiter nach Süden. Er war die Grenze zwischen dem Römischen Reich und Germanien.«
    Fred hatte davon gehört. »Und wie kommt er nach Rheinbrohl?«
    »Er fing hier an. Das heißt, nicht ganz genau hier, sondern ein Stück weiter in Richtung Hönningen. Da steht eine Nachbildung des ersten Limesturms. In der Nähe der Fähre. Weiter oben im Wald und auf den Höhen gibt es noch Reste der echten Türme zu sehen. Der Limes ist heute Weltkulturerbe. Er verlief übrigens genau zwischen dem heutigen Rheinbrohl und Bad Hönningen. Die Leute in Hönningen sind Germanen, und wir sind Römer.« Er grinste, und Fred wurde klar, dass das so eine Art lokaler Spruch sein musste.
    Der Kaffee kam.
    »Wieso steht so ein Turm hier im Café?«, fragte Fred.
    »Eine der Spezialitäten des Cafés Schmidt ist die sogenannte Limestorte«, erklärte Haustein. »In Rheinbrohl dreht sich so einiges

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