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Revierkönige (German Edition)

Revierkönige (German Edition)

Titel: Revierkönige (German Edition)
Autoren: Daniela Gerlach
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liebst!“
    „Doch.“
    Der Freese tat einen großzügigen Schluck aus seinem Glas und schüttelte den Kopf, ohne dass sein Gegenüber die Übertriebenheit der Geste bemerkte. Aus Veras weit geöffnetem Mund kam ein Lachen, gerade so, als fielen ihre Zähnchen heraus und dem Freese klirrend ins Glas. Sie drückte schelmisch ein Auge zu und hielt seinem Blick stand. Es irritierte ihn, dass sie es war, die jetzt mit ihm flirtete. Sie forderte ihn heraus, sie gab ihm ganz klare Zeichen. Er war der Ersatzmann. Er hätte gerne seine Hand unter ihr T-Shirt geschoben und wäre den Formen ihrer Brüste nachgegangen, ganz langsam und zärtlich, auch ersatzweise. Silvia hatte einen ganz hübschen Körper, wenn auch mit viel zu kleinen und zu weichen Titten. Das kam von der Sonnenbank.
     
    Die Musik wurde so laut, dass man sich kaum noch unterhalten konnte. Fast halb zwölf. Vera hatte sich etwas vom Freese abgewandt und bewegte ihre Hüften. Die Musik hatte gerade gewechselt und die Tanzfläche wurde leerer. Dann liefen die Talking Heads und Vera mit ihnen davon. Dirk Freese stand eine Weile unschlüssig da. Irgendwo im Gewühl erblickte er Frank, aber er hatte keine Lust mit ihm zu reden. Egal, wo man hinging, Frank Diepenbrock sah man immer irgendwo stehen, mit einem Bier in der Hand und einer Kippe in der anderen, wie ein Apostel mit seinen Attributen. Spargel amüsierte sich oben auf der Plattform anscheinend prächtig mit Martina und einem anderen Mädchen, das er nicht kannte. Er machte auch keine Anstalten, seinen Standort zu wechseln. Warum ließ er Vera allein? Der Sache musste man mal auf den Grund gehen. Aber ein andermal, jetzt brauchte er erst mal Geld. Er hatte soeben in Sekundenschnelle, hervorgerufen durch den Anblick seines Kollegen Frank Diepenbrock, der ihn daran erinnerte, dass er bis morgen Vormittag den Artikel für die Titelgeschichte abliefern musste, hatte also in nicht mehr als fünf Sekunden einen Schlachtplan für die nächsten Stunden entwickelt. Vera kam nicht zurück. Besser so. Er musste raus, weg von diesem Ort, weg von ihrem Geruch, von ihrer süßen Schnute und ihrem braunroten Haar, ihrem strammen Busen. Hatte ja doch keinen Zweck. Im Moment jedenfalls nicht.
    Anke beugte sich mit ihrem tiefen Ausschnitt über die Theke und säuselte etwas von einundzwanzig Mark.
    „Hab ich was von Zahlen gesagt?“, giftete der Freese.
    „Sachma, bisse jetz total daneben, oder was? Natürlich hasse zahln gesacht! Und den hier spendier ich dir noch extra.“
    „Und wieso einundzwanzig? Ihr spinnt wohl!“
    „Deine entzückende Begleitung kostet auch was, Freese.“
    Das Gesicht von Anke war viel zu nah und es war einfach zum Reinschlagen. Sein Freund Micha, der es ja wissen musste, hatte ihm kürzlich erzählt, sie wäre eine von den verpopptesten Weibern der Stadt. Der Spargel kannte sie auch gut, aus alten Punkzeiten. Er selber gehörte wohl zu den wenigen, die noch nicht über diesen sonnenbankgebräunten Körper gerutscht waren. Er kippte den vom Hause großzügig spendierten Tequila runter und raffte das Wechselgeld zusammen. Nicht zehn Pfennige würde er der blöden Schnecke dalassen. Trotzdem musste er sich jetzt Geld leihen, wenn er noch ein bisschen Koks besorgen wollte. Horst fiel ihm ein, aber der ließ da nicht mit sich reden, schon gar nicht, wenn es sich um Dirk Freese handelte, denn gegen solche wie den Freese hatte der alte Hippie was, als wäre er dran schuld, dass dessen Spezies ausstarb. Zu Silvie konnte er jetzt nicht gehen, da musste erst ein telefonisches Vorbereitungsgespräch stattfinden. Sie nahm ja nichts mehr, seit ihr beim Küssen mal die Rotze aus der Nase lief, weil ihre Schleimhäute kaputt waren. Braves Mädchen ..., Spargel, der Spargel musste ihm Geld leihen.
    Während er die Treppe hinaufging, hörte er Martina quäken: „Ach nee, der Freese!“
    Er konnte sie schon aus ästhetischen Gründen nicht ausstehen. Wie immer trug sie ihre schwarzen, vom Waschen leicht vergrauten und nach Weichspüler miefenden Klamotten. Aber Schwarz macht ja bekanntlich schlank, und Martina konnte das gebrauchen. Dem Freese fiel zum ersten Mal auf, dass nicht nur ihre Haarfarbe, sondern auch ihr Haarschnitt Spargels Frisur verdächtig ähnlich sahen. Ästhetik hin oder her, nicht alle Frauen konnten eine Augenweide sein, man kannte sich eben und redete das nötige Blabla. Spargel lehnte lässig an der Spiegelwand und beugte sich ziemlich tief über Martinas blonde Begleitung. Er zupfte
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