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Rettungskreuzer Ikarus Band 040 - Flammende Begeisterung

Rettungskreuzer Ikarus Band 040 - Flammende Begeisterung

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 040 - Flammende Begeisterung
Autoren: Achim Hiltrop
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brauchte einige Schrecksekunden, um sich zu orientieren. In seinem Traum hatte er wieder in die spiegelnden Helmvisiere von Soldaten des Sicherheitsdienstes geblickt – und in die Mündungen ihrer Sturmgewehre. Wieder und wieder hatten sie abgedrückt und die Magazine ihrer Waffen geleert. Die großkalibrigen Projektile hatten seinen Körper geradezu zerschreddert, bis nur noch ein blutiger Klumpen Hackfleisch von ihm übrig geblieben war, der noch immer aus Leibeskräften schrie. Als er eigentlich hätte sterben müssen, war er aufgewacht.
Anande wischte sich mit einem Ärmel des Schlafanzugs über die Stirn. Sein Herz klopfte heftig, und sein Atem ging stoßweise. Sein Unterbewusstsein war offensichtlich noch immer dabei, das traumatische Erlebnis der letzten Woche aufzuarbeiten. Die Narbe unter seinem linken Auge zuckte unkontrolliert, und er rieb nachdenklich daran. Er seufzte schwer und tastete nach dem Wasserglas auf seinem Nachttisch. Nachdem er einen gierigen Schluck getrunken hatte, warf er einen Blick auf die Uhr. Wie spät war es überhaupt?
Halb fünf.
Mist.
In einer Stunde würde er ohnehin aufstehen müssen. Es lohnte sich kaum, im Bett liegen zu bleiben. Wenn er sich nun noch einmal umdrehte und einschlief, würde er sich, wenn gleich der Wecker schrillte, wie gerädert fühlen und den ganzen Tag schlecht gelaunt sein. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und stand auf.
Eine halbe Stunde später betrat er die Krankenstation von Vortex Outpost . Zu seinem Erstaunen stand die Tür von Doktor Saldor Ekkris Büro offen. Er steckte neugierig den Kopf herein. »Kannst du etwa auch nicht schlafen?«
Ekkris Gesicht sah ebenso zerknittert aus wie sein Kittel. »Mein Apartment liegt direkt unter der Krankenstation«, sagte er und gähnte herzhaft. »Das ist klasse, wenn es mal schnell gehen muss. Es ist aber Scheiße, wenn in den Zimmern über dir eine Horde wanderlustiger Patienten auf und ab rennt und an die Wände und Türen bollert.«
Anande lächelte mitfühlend. »Armer Onkel Doktor.«
Ekkri wandte sich wieder seinem Computerterminal zu. »Bin ich froh, dass ich aus dem Alter raus bin, wo mir dieser Virus gefährlich werden könnte.«
Anande trat interessiert vor. »Gibt es schon neue Erkenntnisse?«
»Nein. Der älteste Patient, von dem wir wissen, ist fünfzig Jahre alt, die jüngste Patientin fünfzehn. Das scheint offenbar das Fenster zu sein, in dem der Organismus auf den Virus anspringt. Aber das hat deine Expertenrunde dir ja sicherlich auch schon gesagt.«
Anande nickte. Die Tatsache, dass der Erreger offenbar sehr wählerisch in der Wahl der betroffenen Wirtskörper war, stellte sein Team in der Tat vor ein Rätsel. In den täglichen Besprechungen wurde heiß diskutiert, ob besonders junge und besonders alte Organismen eine natürliche Immunität gegen den Erreger besaßen, die man analysieren und simulieren konnte. Damit wäre eine vorbeugende Impfung, vielleicht sogar eine Heilung der bereits infizierten Patienten denkbar gewesen. Die Alternative nämlich – dass der Erreger selbst es war, der entschied, ob die Krankheit in dem Betroffenen ausbrach oder nicht – kam einem Horrorszenario gleich. Wenn diese Theorie zutraf, dann waren die Kinder keineswegs vor dem Erreger sicher; möglicherweise trugen sie ihn bereits als tickende Zeitbombe in sich, welche irgendwann im Laufe der Pubertät hochgehen konnte. Als wenn diese Phase der menschlichen Entwicklung nicht schon schwierig genug wäre...
»Seid ihr bei eurer Arbeit denn inzwischen weiter gekommen?«, erkundigte sich Ekkri.
Anande schüttelte den Kopf. »Die Tatsache, dass wir neben Rod und Sonja nun auch noch die Patienten von der Vok'Uhila hier an Bord haben, bringt uns ebenso Vorteile wie Nachteile. Einerseits macht es die Arbeit nicht leichter, weil wir viel mehr Patienten zu betreuen haben, als wir eigentlich bewältigen können. Anderseits ermöglicht es uns vergleichende Studien an Ort und Stelle, ohne dass ich auf Untersuchungsergebnisse von den Kollegen auf den betroffenen Welten warten muss. Wir haben inzwischen ein beinahe auf die Stunde exaktes Profil des üblichen Krankheitsverlaufes erstellen können. Doktor Cortez und Doktor Gandolfo sind jetzt damit beschäftigt, die biochemischen Vorgänge in den Körpern der Patienten auf diesen Zeitstrahl aufzutragen und weiter zu analysieren. Es gibt unter den Hunderten von Patienten eigentlich nur zwei Ausreißer, bei denen die Krankheit unregelmäßig verläuft.«
Ekkri hob fragend
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