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Rettungskreuzer Ikarus Band 033 - Mister Zed

Rettungskreuzer Ikarus Band 033 - Mister Zed

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 033 - Mister Zed
Autoren: Nicole Rensmann
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ruderte. »Sie hat keine
Vorrichtungen, um ein Netz zu bauen, nur Widerhaken an den Füßen,
mit denen sie sich in den Seilen festhalten kann. An der glatten Wand jedoch
würde sie herunterrutschen und auf dem Boden zerschmettern.« Zeds
gesundes Auge glänzte, als begrüße er diese Vorstellung. »Nun
muss sie dort oben bleiben, bis ich sie wieder herunterlasse.«
    »Aber verhungert sie dann nicht?«, warf Raphael ein, der ein Herz
für genmanipulierte Insekten zu entwickeln schien.
    »Mitleid?« Zed trat so nah an den Geistlichen heran, dass dieser eingeschüchtert
einen Schritt zurückging. Doch Zed ließ nicht von Raphael ab, er
musterte ihn, als scanne er sein Gehirn. »Tatsächlich! Mitleid. Sie
frisst alles, was in der Luft herumschwebt, saugt Staubpartikelchen, Schuppen,
Haare – und all das, was ich ihr zugestehe. Ich würde doch niemals
eines meiner Kinder verhungern lassen. Was denkt ihr denn von mir?« Er
schien beleidigt.
    Roderick zog Raphael zur Seite, weg von Zed, der sich noch dichter an den Geistlichen
gedrängt hatte und sagte zu dem verrückten Forscher: »Zeigen
Sie uns den Konstruktionsraum?«
    »Lasst uns zunächst etwas essen. Es ist spät. Zeit für ein
ausgiebiges Mahl und eine kleine Willkommensfeier. Ihr Schiff ist hier gut aufgehoben.
Und auch Ihnen wird nichts geschehen. Kein Ort ist sicherer als meine Station.
Weder auf Ephalus, noch auf sonst einem Planeten, zu welcher Epoche auch immer.
Niemand kommt hier herein. Und niemand mehr raus, sofern ich es nicht veranlasse.«
    Wieder ging er voran. »Kommen Sie. Ich bringe Sie in den Saal, dort geht
es nicht so steril zu. Seien Sie meine Gäste!« Er lächelte. »Lasst
euch verwöhnen, fühlt euch wohl – wer weiß, wie lange ihr
bleiben müsst!«
    Roderick und Sonja verständigten sich mit raschen Blicken. Der Kerl wirkte
auf sie schizophren: auf der einen Seite freundlich und besorgt, auf der anderen
vollkommen verrückt. Ihnen war es gelungen, die Station zu betreten, auch
wenn sie die Sperren nur mithilfe des Gouverneurs überwunden hatten. Aber
sie würden auch einen Weg hinaus finden – finden müssen, ihr
Sohn wartete auf seine Eltern.
    Zed wollte sie allem Anschein nach nur einschüchtern. Doch Sonjas ungutes
Gefühl verstärkte sich.
    Sie folgten ihm durch die Tür, durch die er zuvor gekommen war und gingen
durch einen langen, schmalen Korridor, dessen Metallwände bläuliches
Licht produzierten. Zahlreiche Türen führten rechts und links vom
Gang weg; in unterschiedlichen Farben sahen sie wie die Zufluchten eines Kindes
aus, oder wie die Eingänge zu Spielzimmern für verschiedene Lebensformen.
Wie sahen wohl die Spiele aus, mit denen sich Zed dahinter vergnügte?
    Nachdem sie an gut einem Dutzend Türen vorbeigegangen waren, stoppte Zed
endlich. Auf den ersten Blick sah es aus, als presse er sein Gesicht gegen die
Wand, die sich daraufhin lautlos zur Seite schob. Doch Sonja glaubte, dass etwas
aus seinem Mund geschnellt, dem Anschein nach einen Mechanismus ausgelöst
hatte und wieder in Zeds Mundhöhle verschwunden war. Für eine Zunge
hatte es aber zu schmal und dunkel ausgesehen. Roderick und Raphael hatten hinter
Zed gestanden und somit nichts sehen können.
    Lächelnd und mit einer einladenden Handbewegung winkte Mister Zed sie nun
in den Raum. An den Wänden hochgestapelt standen Glasbausteine in grellen
Farben: rot, pink, grün, gelb.
    Die spärliche Einrichtung bestand aus einem rechteckigen Tisch mit acht
Stühlen. Das matte Metall verfärbte sich gelb, nachdem Mister Zed
zu Demonstrationszwecken seine Hand auf eine Stuhllehne gelegt hatte.
    Sonja musste sich ein Lachen verkneifen. Dieser Raum sah tatsächlich so
aus wie das Spielzimmer eines großen Kindes.
    »Ist es nicht wunderbar?«, fragte Mister Zed, der Sonjas Gedanken
nicht gelesen zu haben oder zu ignorieren schien. Sie wollte es auf einen weiteren
Versuch ankommen lassen – später, sobald sich die Gelegenheit ergab.
    Roderick räusperte sich. »Durchaus interessante Farbgestaltung.«
    Raphael grinste für einen Prior viel zu frech und Sonja boxte ihn in die
Seite. Er sollte sich vorsehen; noch einen Ausrutscher und sie würde ihn
zurück auf die Ikarus schicken, auch wenn Roderick dagegen argumentierte.
    »Nicht wahr? Die Wände sind aus Leuchtdioden, die sich der Stimmung
im Raum anpassen. Ich vermute, dass sie im Laufe des Abends noch zu flackern
beginnen«,
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