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Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille
Autoren: Dirk van den Boom
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hatten ihr Mütchen an ihm kühlen wollen, was ihnen schlecht
bekommen war. Nikolai war alt, aber er war sehr kräftig und seine Zeit
bei der Militärpolizei hatte er nicht hinter dem Schreibtisch zugebracht.
Die Streifen der Stadtmiliz hatten nur noch stöhnende, windelweich geprügelte
kleine Jungs aufsammeln müssen, die nicht erzählen wollten, wie all
das passiert war. Natürlich wussten alle Bescheid, aber die an Personalmangel
leidende Polizei drückte alle Augen zu und schaute fort, wenn der Provost
und seine Männer für zumindest etwas Ordnung im Viertel sorgten. Sie
wussten, wer er war, woher er kam und wo er selbst bei seinen Aktionen die Grenze
ziehen würde, und das war mehr, als sie von einigen der schlecht ausgebildeten
und viel zu jungen Milizionären erwarten konnten.
    Aneka seufzte und strich sich mit der flachen Hand über ihren voluminösen
Bauch. Ihre Tochter quittierte dies mit einem kräftigen Tritt in die Nieren,
der Aneka schmerzerfüllt aufseufzen ließ. Sie blickte auf die Uhr.
In Bälde würde Nikolai zurückkehren, den kleinen Lieferwagen
mit halblegal erworbenen Armeebeständen gefüllt, die er mit viel zu
geringem Profit an die Bewohner des Viertels weiter verkaufen würde. Viele
ließen nur noch anschreiben, und würden alle Kreditnehmer auf die
Idee kommen, ihre Schulden auf einmal zurückzuzahlen, würden sie sich
eine komplett neue Ladeneinrichtung kaufen können. Doch der Respekt, der
Nikolai entgegen gebracht wurde, hing auch damit zusammen, dass er viel zu gutmütig
war, um jemandem wie Donja Lestrada das Letzte zu nehmen, was sie besaß.
    Und über allem lauerte die Nemesis in Gestalt der Outsider. Aneka verdrängte
den Gedanken daran, wo sie nur konnte. Genug Informationen waren von den bereits
okkupierten Welten durchgedrungen, so dass jeder wusste, was für eine Konsequenz
ihnen drohte, wenn die Aliens den Sieg davontragen würden. Aneka war 33,
sie hätte dann noch zwei Jahre zu leben. Und ihre Tochter würde nie
älter als 35 werden. Nikolai ... Nikolai würde kämpfen und dabei
sterben, ein besserer Tod, als enthirnt und langsam wahnsinnig werdend in einem
Glasbehälter weiter existieren zu dürfen.
    Ihre Tochter trat erneut zu.
    Aneka streichelte die gespannte Haut ihres Bauches.
    »Ruhig, meine Kleine«, flüsterte sie mit Inbrunst. »Es wird
ein Wunder geschehen, keine Sorge. Ein Wunder wird geschehen.«
    Sie setzte sich zurecht und wartete auf Nikolai.

    »Ephalus Control. Ephalus Control. Rufen Raumkreuzer auf Vektor 26/11.
Aktivieren Sie Ihren Transponder.«
    Selbst die automatisierte Ansage der Systemkontrolle hatte für Sentenzas
Ohren etwas Archaisches. Die gemeinsame Sprache des Commonwealth – die
von den meisten schlicht »Standard« genannt wurde –, hatte ihre
Wurzeln in dem Prä-Standard des Zweiten Imperiums, und so konnten die Besatzungsmitglieder
der Ikarus als Typen mit einem etwas seltsamen Hinterwäldlerdialekt
durchgehen.
    Es würde also keine gravierenden Verständigungsprobleme geben. Trotzdem
war es ein besonderer Moment, erstmals eine Stimme aus der Vergangenheit zu
hören, auch, wenn es nur die einer Aufzeichnung war.
    »Trooid, den Transponder.«
    Der Android schaltete. Eine Flut von Signalen mit den von Panettone vorbereiteten
Identifizierungscodes entströmte den Antennen. Die Reaktion kam augenblicklich,
offenbar ebenfalls automatisiert.
    »Frachtschiff CS-466, Sie sind identifiziert. Wünschen Sie eine Landung,
einen Orbit oder sind Sie nur auf der Durchreise.«
    »Trooid!«
    Trooid war am ehesten dazu geeignet, das Prä-Standard fehler- und akzentfrei
zu sprechen. Er übernahm die erste Kommunikation.
    »Hier CS-466. Wir bitten um einen Leitstrahl zur Landung auf dem Frachthafen.
Wir haben medizinische Güter geladen.«
    Erneut ließ die Antwort nicht lange auf sich warten. Diesmal war es keine
Aufzeichnung, sondern eine echte Stimme, jemand im Kontrollturm des Hauptraumhafens
oder aus einer der Orbitalstationen. Es war nicht identifizierbar, ob es ein
Mann oder eine Frau war, aber gelangweilt klang die Stimme nicht. Angesichts
der Tatsache, dass neu eintreffende Zivilschiffe eher die Ausnahme als die Regel
darstellten, war das auch nicht weiter verwunderlich.
    »CS-466, wir senden Ihnen den Leitstrahl. Wir weisen Sie darauf hin, dass
sich Ihr Schiff in einer Kampfzone der Kategorie Gelb aufhält. Sie dürfen
den Leitstrahl nicht
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