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Rettungskreuzer Ikarus Band 024 - In den Gärten der Tomakk

Rettungskreuzer Ikarus Band 024 - In den Gärten der Tomakk

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 024 - In den Gärten der Tomakk
Autoren: Achim Hiltrop
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in der gleichen Situation durchgemacht hatte, war
noch zu frisch für ihn.
    Doch Shilla war erstens Vizianerin und zweitens Trägerin einer Shodan-Blumenkrone,
was sie in die Lage versetzte, gefahrlos die fremdartigen neuronalen Interfaces
der Tomakk-Technologie zu nutzen. Shanti-21 hatte recht gehabt – er konnte
Shilla bei der Steuerung des Schiffes nicht helfen.
    Er riss sich von dem Anblick los und starrte stattdessen aus dem Brückenfenster,
einem transparenten Teil der ledrigen Außenhülle des Raumschiffs.
Das Schiff raste in einem atemberaubenden Tempo durch einen langen Tunnel, dessen
Ende rasch näher kam. Im nächsten Moment schossen sie ans Tageslicht
wie ein Korken aus der Flasche. Jason hätte den Profit eines ganzen Quartals
dafür gegeben, ein gescheites Monitorsystem mit Heckkameras zur Hand zu
haben; zu gerne hätte er gesehen, welches Inferno sich hinter ihnen ausbreitete.
    »Festhalten«, hörte er Shillas Stimme in seinem Kopf, »es
wird gleich etwas holprig.«
    Sie hatte ihren Satz kaum beendet, da wurde das Schiff auch schon durchgeschüttelt.
Jason hatte keine Gelegenheit, sich einen festen Halt zu verschaffen, und flog
hilflos quer durch den Raum.
    Das Rütteln ließ nicht nach. »Ist ja eine Mordsexplosion für
so eine kleine Festung«, scherzte er.
    »Das ist nicht nur die Festung«, korrigierte ihn Shilla.
    »Wovon redest du?«
    In ihrem Tonfall lag etwas Ungeduldiges. »Das Herz der Anlage, von dem
Shanti-21 sprach, führte bis an den Kern dieses Mondes heran. Schon vergessen?«
    Allmählich dämmerte ihm, worauf sie hinauswollte. »Du meinst,
das, was da hinter uns explodiert ...«
    »Ist der gesamte Mond. Ja.«
    In Gedanken verdreifachte der Händler den Kaufpreis für die Heckkamera
und den angeschlossenen Monitor.
    »Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich habe ein Schiff zu fliegen.«
    Der mentale Kontakt zu der Vizianerin wurde abrupt unterbrochen.

    Fast eine halbe Stunde verging, in der Jason das unbestimmte Gefühl hatte,
in einer Schneekugel eingeschlossen zu sein, die von einem kleinen Kind begeistert
geschüttelt wird. Er zog sich einige schmerzhafte Prellungen zu, wagte
aber auch nicht, sich irgendwo an einer der Pflanzen festzuhalten, um nicht
versehentlich den Bordcomputer zu beschädigen. Shanti-21 instruierte ihn
schließlich, wie er die organischen Sicherheitsgurte anlegte.
    Endlich ließen die Turbulenzen nach, und als Shilla das Schiff in einer
weiten Kurve herumschwenken ließ, erhaschte Jason endlich den ersehnten
Blick auf den Mond, den sie verlassen hatten.
    Oder das, was davon übrig war.
    Wo vor einer Stunde noch ein üppig bewaldeter Kleinstplanet seine Bahn
gezogen hatte, breitete sich jetzt eine Wolke von Asteroiden aus. Die verbliebene
Atmosphäre hatte sich mit dem noch immer glühenden Magmakern vereinigt
und leuchtete wie eine traurig glimmende Miniatursonne inmitten des Schleiers
aus Staub, Schutt und Geröll.
    Jason pfiff anerkennend durch die Zähne. »Und unsere Verfolger?«
    »Die Shuttles der Drunar sind unmittelbar vor der Zerstörung des Mondes
gelandet«, meldete Shanti-21. »Keine Überlebenden.«
    »Und das Schiff der Exekutoren?«
    »Das Kit8ril-Schiff kann ich ebenfalls nicht orten«, meldete der Bordcomputer.
»Entweder wurde es zerstört oder es ist vorher geflüchtet. Es
könnte auch sein, dass es noch da ist. Die Strahlung da draußen beeinträchtigt
meine Sensoren.«
    »Hmm.« Jason kratzte sich am Kinn.
    Mit einem schmatzenden Geräusch löste sich der Blütenkelch von
Shillas Gesicht. Die Vizianerin strich sich eine Locke ihres dunklen Haars aus
der Stirn und erhob sich von ihrem Sitz.
    »Was hast du dir dabei gedacht, Jason?«, tadelte sie ihn.
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Das gleiche könnte ich
dich fragen. Warum bist du nicht ohne uns abgeflogen? Wir könnten jetzt
alle tot sein!«
    »Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, ich lasse dich und Taisho zurück«,
erwiderte sie. »Du hast die Nachricht an mich doch nur so formuliert,
damit ich komme, um deinen Hintern zu retten – ohne dass du um Hilfe flehen
musstest.«
    »Ach ja? So einer bin ich also?« Er tippte sich mit dem Zeigefinger
an die Schläfe. »Hier, bitte schön. Lies meine Gedanken, wenn
du mir nicht glaubst!«
    »Jason, bitte.«
    »Sieh nach!«, schrie er sie an.
    Widerstrebend streckte sie ihre mentalen Fühler aus – und erschrak,
als sie sah, dass sie ihm Unrecht
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