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Rettungskreuzer Ikarus Band 018 - Präludium

Rettungskreuzer Ikarus Band 018 - Präludium

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 018 - Präludium
Autoren: Martin Kay
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Jorans wissenschaftlicher Stab sein mochte, seine Leute wären niemals in
der Lage gewesen, dieses Ding zu konstruieren. Nicole wusste nicht, woher
sie die kühne Vermutung nahm. Sie fühlte es einfach.
    »Was ist das?« Die Frage, um die sie sich gedrückt hatte, sprach
ihr Erster Offizier aus. D'Angelo streckte die Hand zu dem Ring auf dem Boden
aus. Das Gebilde mochte etwa zehn Meter im Durchmesser groß sein, war
knapp einen Meter dick und nicht gänzlich rund. An mehreren Stellen wies
es Einkerbungen und ornamentartige Verzierungen auf. Stellenweise rankten Schläuche
aus tief liegenden Anschlussmodulen und verschwanden irgendwo in der Dunkelheit
der Halle. Die Oberfläche des Rings war krustig und schartig.
    Zuerst hatte Nicole van der Lindern das feine Funkeln als eine Reflexion betrachtet,
die von den Arbeitsleuchten herrührte. Doch da sie nun genauer hinsah,
konnte sie das ständige Wabern erkennen, das sich über die Legierung
des Ringes zog. Das Material war in Bewegung, fast als würde es leben!
    Dr. Paynehill machte eine einladende Geste in Richtung des Kreises. Er stellte
seinen Mitarbeiterstab vor. Namen wie Schall und Rauch, die Nicole sofort wieder
vergaß. Wie gebannt starrte sie stattdessen auf das stetige Pulsieren
auf der Ringoberfläche. Leichte Wellenbewegungen, wie kurz geschnittenes
Gras, das sich im Wind wog. Der Vergleich hinkte, denn im nächsten Moment
kam ihr der Gedanke, dass es eher leichten Wellen ähnelte, doch kaum, dass
sie an Wasser dachte, schlich sich eine andere Vorstellung in ihr Bewusstsein:
Ein Segel, dessen Stoff sich in einer Böe aufbäumte, kräuselte
und wieder glättete. Mehrere andere Assoziationen keimten in immer schnellerer
Abfolge in ihr auf. Die Bilder prasselten auf sie nieder, wie peitschender Regen.
    Nicole musste sich zwanghaft von dem Anblick des Ringes losreißen, um
nicht laut aufzuschreien. Kaum, dass sie Paynehill in die Augen blickte, verblassten
die Bilder in ihren Gedanken.
    Der Wissenschaftler lächelte wissend. »Ich sehe, Sie haben es auch
bemerkt, Captain.«
    Zwischen Nicoles Brauen entstand eine tiefe Furche. »Ich kann mich der
Frage meines Ersten nur anschließen, Doktor. Was ist das?«
    »Seine Majestät hat Ihnen nichts gesagt?«, fragte Paynehill statt
ihre Neugier zu befriedigen.
    Nicole schüttelte den Kopf.
    »Ob Sie es glauben oder nicht, meine Liebe, es handelt sich bei diesem
Ring um ein Sprungtor!«
    Nicole glaubte es nicht. Ihr Erster Offizier ebenso wenig. Und dennoch irrten
sie.

    »Flitterwochen?« An'tas Gesichtszüge entgleisten. Von einem Moment
auf den anderen tauschte ihr schönes Antlitz den Platz mit einer vor Unglauben
verzerrten Fratze, wie sie direkt aus einem Horrorkabinett hätte stammen
können.
    Thorpa raschelte hektisch mit seinen astartigen Extremitäten. Weenderveen
fiel die Kinnlade herunter. Selbst Trooid zeigte ein überraschtes Stirnrunzeln
und offenbarte damit bereits mehr emotionales Verhalten, als man einer künstlichen
Lebensform wie ihm vor einigen Jahren überhaupt zugesprochen hatte.
    Einzig Dr. Anande ließ sich keine Gefühlsregung anmerken. Ja, es
schien sogar, als hätte er den Ausführungen Captain Losians nicht
einmal ansatzweise zugehört. Er stand neben dem Eingang des Chef-Büros
der Rettungsabteilung, hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt
und starrte halb auf seine Fußspitzen, halb in den Raum hinein. Er vermied
es tunlichst, einen der anderen anzusehen.
    Milton Losian, der pensionierte Corps-Captain, der auf Wunsch Sally McLennanes
noch immer in den Diensten des Freien Raumcorps stand, musterte Anande besorgt.
Seit der Arzt erfahren hatte, dass er in Wahrheit ein Mörder gewesen war,
der verbotene genetische Experimente betrieben hatte, wirkte er in sich gekehrt
und hielt sich weitestgehend zurück, was den Umgang mit seinen Kameraden
der Rettungsabteilung betraf. Niemand wusste wie gut oder ob überhaupt
Jovian Anande damit zurechtkam. Die Selbstzweifel und Vorwürfe nagten sichtlich
an seinem Verstand. Losian nahm sich vor, Dr. Ekkri zu bitten, einen Blick auf
seinen Kollegen zu halten. Die Gefahr, dass Anande rückfällig wurde
und zu alten Gepflogenheiten zurückkehrte, jetzt wo seine Erinnerungen
geweckt waren, mochte ebenso wahrscheinlich sein, wie die, dass er die Wahrheit
nicht verkraftete und sich schlicht das Leben nahm.
    Losian lehnte sich tiefer in die Polster, faltete die
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