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Rettungskreuzer Ikarus Band 018 - Präludium

Rettungskreuzer Ikarus Band 018 - Präludium

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 018 - Präludium
Autoren: Martin Kay
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Lichtjahre lagen. Joran hatte von Anfang an darauf
verzichtet, ein Sprungtor in diesem System zu installieren. Somit war Saphir
nur über den direkten Flug durch den Hyperraum zu erreichen – ein
Privileg, das allein größeren Schiffseinheiten vorbehalten blieb.
Zwar waren die Hyperantriebe extrem anfällig und kostenintensiv in Unterhaltung
und Wartung, aber ohne Sprungtor war zumindest gewährleistet, dass kein
fremdes Schiff durch Zufall einen falschen Austrittsvektor wählte und hier
eintraf.
    Hier , dachte Joran und verzog die Mundwinkel seines entstellten Gesichts
zu einem Lächeln, das nach außen hin jedoch nur wie eine unfreiwillig
komische Grimasse wirkte. Hier wird es beginnen!
    Jorans Plan zur Machtübernahme in diesem Sektor der Galaxis beinhaltete
drei Phasen. Das Vorauskommando, das die Seer'Tak Anomalie erreichte war ein
Ablenkungsmanöver gewesen. Es sollte zwar Sondieren und Spähen, doch
die Informationen, die es einholte, waren Joran bereits durch den Multimperialen
Nachrichtendienst übermittelt worden. Der MND arbeitete zuverlässig
und unterstand allein dem Kronprinzen. Sein Vater, der erlauchte Kaiser Ercilar,
hatte nicht einmal mitbekommen, wie ihm nach und nach die Kontrolle über
die Flotte und den MND entzogen worden war.
    Joran ballte die Rechte zur Faust und war versucht, sie auf die Armlehne des
Kommandosessels niedersausen zu lassen. Die Wut im Bauch füllte ihn erneut
aus, ließ ihn nicht nur innerlich beben, sondern beinahe gänzlich
außer Kontrolle geraten. Die Outsider-Schläfer waren die Verstärkung
gewesen, ein Notfallplan, den das Corps zu früh entdeckt und vereitelt
hatte. Jetzt musste das Projekt auf Saphir einfach klappen.

    Die Aussicht, je wieder auf der Brücke eines multimperialen Kreuzers stehen
zu können, begrub Nicole van der Lindern zusammen mit der Hoffnung, Kronprinz
Joran könne an seiner Habgier und Boshaftigkeit ersticken. Sie wusste nicht,
was sie erwartet hatte, als sie den Verlust der Seezunge meldete. Folter,
Hinrichtung, Demütigung ... vielleicht von alledem etwas. Doch Joran hatte
sie fast in dem Glauben gelassen, dass alles in bester Ordnung war. Sie diente
bis heute an Bord der Praetorianer , nahm an allen Besprechungen teil,
man akzeptierte ihre Meinung und ihren Rat. Joran hatte sich nicht anmerken
lassen, ob er wütend war oder nicht.
    Heute wusste sie, wie wütend er war. Die Demütigung konnte nicht größer
sein. Die Schande würde ihr Familienhaus auf ewig beflecken. Sie, Captain
eines kaiserlichen Kreuzers Seiner Majestät, war dazu verdammt auf dem
entferntesten Planeten des Outbacks in der Kraftwerkanlage Wachdienst zu schieben.
    Er hätte mich töten sollen , dachte Nicole und strich sich eine
wirre Strähne ihres langen, mittelblonden Haares hinters Ohr. Sie trug
noch immer die kaiserliche Uniform und ihre Ranginsignien. Der Spott, den Joran
ihr damit zollte, konnte nicht größer sein. Ein Captain zum Wachdienst
degradiert. Ins Logbuch der Praetorianer eingetragen, über das multimperiale
Nachrichtennetz in ihrer Personalakte vermerkt. Seit dem Verlust der Seezunge schmückte eine ornamentähnliche Tätowierung ihre linke Gesichtshälfte.
Das Muster besaß zwar nicht die geringste Ähnlichkeit mit jenen,
die die freien Handelskapitäne des Raumcorps zur Schau trugen, doch allein
die Tatsache, ihr Gesicht auf diese Weise zu zieren, sollte den anderen Kapitänen
des Kaiserreichs verdeutlichen, wie sehr sie sich für das verlorene Schiff
schämte.
    Ein Räuspern riss sie aus ihren zornigen Gedanken. Nicole van der Lindern
fuhr herum und sah sich ihrem ehemaligen Ersten Offizier gegenüber, der
die gleiche Schmach wie sie ertragen musste. Lieutenant-Commander Sandro D'Angelo
musste zu seiner Vorgesetzten aufsehen. Trotz seiner geringen Größe
von nur 1,65 Meter hatte er sich innerhalb der Flotte zu einer Respektperson
hochgearbeitet. Nicole vertraute ihm blind. Mehr als einmal hatte seine nüchterne
Einschätzung einer Situation ihr und der Besatzung der Seezunge in Krisensituationen das Leben gerettet. Der kleine Mann mit dem dunklen Teint
trug sein schwarzes Haar kurz und rechts gescheitelt. Seine dunklen Augen wirkten
durchdringend. Er machte stets einen autoritären Eindruck und strotzte
vor Selbstsicherheit, so dass von seinen Untergebenen nie jemand auf den Gedanken
gekommen war, ihn aufgrund seiner geringen Körpergröße zu
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