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Rettungskreuzer Ikarus Band 014 - Phönix

Rettungskreuzer Ikarus Band 014 - Phönix

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 014 - Phönix
Autoren: Martin Kay
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Crew nicht im Mindesten. Seit gut achtundvierzig
Stunden absolvierten sie nun schon Testflüge im so genannten Outback der
Galaxis, in einem Umkreis von rund zwanzig Lichtjahren um die Raumstation Vortex
Outpost.
    Zwar hatte Trooid ihnen abwechselnd etwa vier Stunden Schlaf gegönnt, aber
Templeton Ash fand, dass sie für die letzten zwei Tage wirklich genug geübt
hatten. Dementsprechend genervt war sein Blick auch, als sie einen neuen Funkspruch
von Vortex Outpost erhielten. Trooid hatte die letzten Übungseinsätze
von der Raumstation aus koordiniert, um das Verhalten der Crew zu testen, wenn
er sich nicht an Bord befand und ihnen direkt über die Schulter schaute.
Nun kündigte sich der Androide wieder an, und Ash ahnte schon Schlimmes.
Der Traum von einem Land urlaub war wahrscheinlich wieder geplatzt. Dabei
ahnte er noch nicht einmal, wie schlimm es wirklich war.
    »Bei allem Respekt, Captain«, hörte Ash den Chefingenieur Deson
Merc von seiner Konsole aus sagen. Er bediente sich des allgemeinen Protokolls,
das schon aus der Zeit vor der Großen Stille und noch viel weiter in der
Vergangenheit vorschrieb, den Kommandanten eines Schiffs mit Captain anzureden, auch wenn er den Rang nicht innehatte.
    Ash drehte sich im Sessel um und blickte in Commander Hellermans Richtung. Die
Übungsszenarien schienen auch ihn so langsam zu langweilen. Zumindest sprach
der Ausdruck auf seinem zernarbten Gesicht Bände.
    »Wir haben uns eine Pause verdient«, fuhr Deson Merc fort. »Eine echte Pause.«
    Ashs Blick wanderte zu dem Taletheer, der zusammen mit ihrer Bordtechnikerin
das einzige nichtmenschliche Crewmitglied an Bord der Phönix war.
Der Mann war stattliche zwei Meter zehn groß, dafür aber spindeldürr
mit einem blassen, leicht silbrigen Teint. Wie bei Taletheern üblich, war
er bar jeder Körperbehaarung und trug eine Schutzbrille, um das Licht der
Bordbeleuchtung spektral in ein Äquivalent seines Heimatsterns umzuwandeln.
Ash hatte diesen Prozess nicht ganz begriffen, wusste nur, dass die Taletheer
zum Leben bestimmte Botenstoffe und Vitamine benötigten, die Rezeptoren
in ihren Augen aus dem Licht ihrer Sonne gewannen. Über die Augen eines
Taletheers wollte Templeton Ash lieber nicht nachdenken. So sehr ihm der Umgang
mit Nichtmenschen vertraut war, so hinderte ihn seine kreatürliche Angst
vor einigen Insektenarten davor, den Anblick eines Taletheers ohne Schutzbrille
zu ertragen. Die Augen der Aliens glichen den facettenreichen Sehorganen der
mitropischen Heuwespe. Nur mit Abscheu und Ekel erinnerte sich Ash an seine
Jugend, in der er in ein Nest dieser unterarmlangen Biester gefallen und von
ihnen zerstochen und beinahe halb gefressen worden war – so war es ihm
jedenfalls damals vorgekommen.
    Hellermans Stimme riss ihn aus seinen unangenehmen Erinnerungen.
    »Ihre Kritik ist angekommen, Mister Merc«, sagte der Commander. »Wenn
Sie wünschen, vermerke ich das im Logbuch, aber wir haben einen Job zu
erfüllen.«
    »Unser Job ist es, fit für den Ernstfall zu sein«, wandte Merc
ein und beugte sich über seiner Konsole nach vorn. »Wir dürfen
unsere Kräfte nicht mit diesen Geplänkeln verschwenden.«
    » Mister Merc«, rief Hellerman mit einer plötzlichen Schärfe
in der Stimme, die Ash zusammen zucken ließ. Der Commander erinnerte den
Taletheer daran, dass er ohne militärischen Rang an Bord der Phönix diente, sich aber dennoch der Kommandostruktur und den Befehlen zu beugen
hatte. Soweit Ash wusste, war Merc zuvor Freiberufler im Bereich Maschinentechnik
und Bergungsarbeiten gewesen und hatte sich auf eine Ausschreibung des Raumcorps
hin für den Einsatz auf der Phönix beworben. Nur seiner jahrelangen
Beschäftigung als Maschinist eines Linienkreuzers verdankte er seine Anstellung
im Corps. Die Händlerallianz setzte im Normalfall auf erfahrenes Personal,
das den präzisen militärischen Drill der Raummarine durchlaufen hatte.
Es gab wenige private Einrichtungen, die Raumpiloten und Schiffspersonal ausbildeten
– und wenn, dann meist nur für zivile Zwecke. Die Erschließung
neuer Welten, Eskorten für Transporter und Frachter, das Abwehren von Piraten
und Schmugglerbanden, drohende Konflikte mit dritten Parteien wie dem Multimperium
veranlassten das Freie Raumcorps dazu, normalerweise ihr Personal aus Leuten
mit militärischem Training zu rekrutieren. Natürlich gab es immer
wieder Ausnahmen, doch
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