Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten

Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten
Autoren: Martin Kay
Vom Netzwerk:
vor.
    »Für die Erlösung!«, rief der Suchende aus und drückte
ab, ehe es Roderick verhindern konnte. Der Laserstrahl hatte den Brustkorb des
anderen aufgeschnitten, sein Herz durchbohrt und ihn auf der Stelle getötet.
Er kippte hinten über, und noch im Tod schienen seine Augen Sentenza anklagend
anzustarren.
    Geschockt verharrte der Ikarus- Captain über dem Leichnam und ging
selbst in die Knie. Was hatte den Mann nur veranlasst, sich das Leben zu nehmen?
War er so sehr auf die Lehren Asianos eingeschworen, dass er bereitwillig den
Tod suchte?
    »So sinnlos«, murmelte Roderick Sentenza und fühlte, wie langsam
Wut in ihm aufkeimte. Wut auf sich selbst, dass er die Aktion nicht vorhergesehen
hatte; auf Asiano, der für den Selbstmord mit verantwortlich war.
    Sonja, die Anande dabei geholfen hatte, die Bewusstlosen nach draußen
auf den Gang zu tragen, ging neben ihm in die Hocke und schloss ihn in die Arme.
    »Warum?«, flüsterte Roderick. Er fühlte einen Stich im Herzen,
als hätte der Laserblitz ihn selbst getroffen.
    Sonja wusste nichts darauf zu sagen. Ihre Augen waren unverwandt auf den Toten
gerichtet. Der Schock saß ihr ebenso in den Gliedern wie ihm. Neben sich
gewahrte sie Reno.
    »Wie ich schon sagte«, meinte dieser leise, »sie hatten bereits
die Erlösung erwartet. Das Schicksal hatte sie dem Tode geweiht, und Sie
haben Gott gespielt und dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen, Captain. Und
Gott ist für die Erleuchteten nur der Erlöser.«
    Als auch Anande einsah, dass die Gläubigen sich um ihre Leute kümmerten
und bereits Sanitätspersonal mit Tragen herbei eilte, gesellte er sich
zu den anderen.
    »Wir sollten jetzt verschwinden«, sagte Jovian. »Die werden uns
das sicher noch Übel nehmen.«
    »Er hat Recht«, bekräftigte Reno. »Und ich wäre nicht
abgeneigt, Ihr Angebot anzunehmen, mit Ihnen zu kommen.«
    »Von welchem Angebot reden Sie?«, wunderte sich Roderick, noch halb
abwesend und den Toten anstarrend.
    »Die werden mich lynchen, wenn ich hier bleibe«, sagte der Mann. »Oder
mir das Gleiche antun wie Nova.«
    »Was ist denn mit ihr?«, fragte Sonja besorgt.
    »Später.«
    Endlich raffte sich Roderick Sentenza auf, nahm den Laser an sich und ließ
sich von Sonja stützen.
    Meine Schuld , dachte er verzweifelt. Es hätte nicht soweit kommen
dürfen. Vielleicht wäre es nicht geschehen, wenn ich Priester Lemore
mitgenommen hätte.
    Als sie den Gang draußen betraten, räumte er seine Selbstzweifel
beiseite. Sein Verstand begann wieder zu arbeiten und das Ereignis nüchtern
zu betrachten. Sentenza wusste, dass er Asiano und sein Glaubensgebilde falsch
eingeschätzt hatte. Wenn es einen Schuldigen gab, dann den selbst ernannten
Erlöser.
    Sie nahmen den Weg zurück zum Hangar. Die Gläubigen, die sie unterwegs
trafen, machten einen großen Bogen um sie oder verschwanden gleich in
abzweigenden Gängen und Räumen. Asianos Propaganda-Maschinerie wirkte
voll und ganz. Auf jedem öffentlichen Bildschirm, den sie passierten, wurde
der gewaltsame Einbruch der Ikarus- Crew ins Sanktuarium gezeigt. Im Tempelraum
waren versteckte Kameras installiert gewesen. Auch der Freitod des Suchenden
wurde immer wieder und wieder in Zeitlupe wiederholt.
    Sentenza kochte vor Wut. Am liebsten hätte er den Weg in die Biosphäre
eingeschlagen und Asiano zur Rechenschaft gezogen. Nur das bisschen Vernunft,
das den Schock überwunden hatte, hielt ihn davor zurück.
    Sie trafen sich im unteren Ring mit Darius Weenderveen und Thorpa, die über
die Monitore ebenfalls von dem Geschehen unterrichtet waren.
    Als sie gemeinsam das Unterdeck erreichten, setzte Asiano seiner Tirade die
Krone auf. Sie passierten gerade einen der Schirme, als das Bild des Selbstmörders
ausgeblendet wurde und dem Antlitz des Erlösers Platz machte.
    »Das haben Sie nun davon, Captain Sentenza«, sprach Asiano mit deutlich
schärferem Ton, als noch vor einer guten Stunde in der Biosphäre.
»Sie hätten sich nicht einmischen dürfen, haben unsere heilige
Stätte entweiht und sind zum Mörder geworden.«
    Sentenza blieb stehen.
    »Ja, ganz recht! Sie haben einen Unschuldigen auf dem Gewissen! Glauben
Sie nicht, dass Sie ungeschoren davon kommen werden. Ich habe einflussreiche
Verbündete im Multimperium und sogar dem Corps. Man wird Ihnen den Garaus
machen, Sentenza, das verspreche ich Ihnen. Seht her, meine Getreuen, dort steht
der Mörder und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher