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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)
Autoren: Martin Hüfner
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Europäischen Union unbedingt verhindern, weil sie den gemeinschaftlichen Binnenmarkt massiv stören und das Wachstum in der Gemeinschaft empfindlich verringern würden.
    Viertens ist es sehr schwer, in der Europäischen Union die beiden Länder Frankreich und Deutschland in zwei unterschiedliche Gruppen zu stecken. Zum einen würden sich die Franzosen mit Händen und Füßen dagegen wehren, in die Klasse der weniger stabilen Länder rubriziert zu werden. Was haben die Franzosen in der Vergangenheit nicht alles getan, um eine starke und stabile Währung zu haben? Und das sollte nun umsonst gewesen sein?
    Zum anderen ist die deutsch-französische Freundschaft einer der Grundpfeiler der europäischen Integration. Beide Länder waren von Anfang an der Motor der Gemeinschaft. Der Wille, die »Erbfeindschaft« zwischen Paris und Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg endgültig zu überwinden, war das zentrale Motiv der Franzosen für die Gründung der Europäischen Gemeinschaft. In all den Jahren danach galt: Wenn Frankreich und Deutschland gut miteinander auskamen, half das auch der Entwicklung der Union insgesamt. Wenn die Atmosphäre zwischen ihnen nicht stimmte, dann ging auch in der Union nichts mehr.
    Das war den jeweiligen Regierungschefs auch stets deutlich. Sie arbeiteten unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gut zusammen. Der Sozialdemokrat Helmut Schmidt war ein guter Partner des konservativen Giscard d’Estaing. Helmut Kohl arbeitete eng mit dem sozialistischen François Mitterrand zusammen. Der deutsche Kanzler Schröder kam wiederum gut mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac aus. Bei Merkel und Sarkozy sind seit langem einmal zwei Regierungs- beziehungsweise Staatschefs gleicher parteipolitischer Couleur zusammen. Interessanterweise beruht ihre Kooperation weniger auf einer emotionalen Bindung als die ihrer Vorgänger.
    Fünftens: Eine grobe Verletzung des europäischen Prinzips ist der Vorschlag von Henkel, den Euro unter die Führung welches Landes auch immer stellen zu wollen. Das passt nicht zu der Union. Hier sind alle Mitglieder – formell – gleichberechtigt. Die Luxemburger haben das gleiche Gewicht wie die Deutschen oder die Niederländer. Sie würden sich nie einer deutschen Führung unterordnen wollen. Das Gleiche gilt im Süden. Es wäre undenkbar und würde allen Prinzipien der Europäischen Union zuwiderlaufen, wenn Frankreich den Italienern oder Spaniern sagen wollte, was sie zu tun haben. Selbst das Duo Frankreich und Deutschland hat in der Praxis der Union immer Schwierigkeiten mit den anderen Mitgliedern, wenn sie mit einem gemeinsamen Vorschlag in Sitzungen des Europäischen Rats gehen.
    Es existiert in der Union keine Führung auf Dauer. Es gibt, wie in jeder Demokratie, immer nur gewählte Vorsitzende, die auf Zeit agieren. Nicht zufällig haben Politiker aus dem kleinen Luxemburg in der Geschichte der Union immer eine wichtige Rolle gespielt. Der derzeitige luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker ist schon seit langem Vorsitzender der wichtigen Euro-Gruppe, in der die Finanzminister des Euro-Raums sitzen.
    Sechstens gäbe es bei einer Trennung in einen Nord- und einen Süd-Euro in der Europäischen Union insgesamt drei währungspolitische Arrangements: die beiden Euro-Gebiete und den Bereich der flexiblen Wechselkurse für Großbritannien, Schweden, Dänemark und sieben zentral- und osteuropäische Staaten. Das ist zwar kein Beinbruch, macht das Leben in der Union und auf dem Binnenmarkt aber schwieriger.
    Siebtens: Eine Gemeinschaft wie die EU muss aufpassen, dass sie nicht in zu viele Kleingruppen zerfällt. Neben den währungspolitischen Arrangements gibt es ja auch noch die Schengen-Gruppe mit offenen Grenzen untereinander (der auch Länder angehören, die nicht Mitglieder der EU sind, zum Beispiel Norwegen und die Schweiz), oder aber die Visograd-Gruppe, der nur die zentral- und osteuropäischen Staaten angehören. Je mehr »Untergruppen« es in einer Union gibt, umso unübersichtlicher und schwieriger wird die Zusammenarbeit.
    Achtens wäre eine Aufteilung des Euro ein starkes Signal an den Finanzmarkt, dass der Zusammenhalt zwischen den Mitgliedern doch nicht so stark ist, wie bei der Gründung der Währungsunion suggeriert worden war. Als die Verträge zum Euro unterschrieben wurden, sandten die Politiker die Botschaft: Diese Währungsunion ist etwas für die Ewigkeit. Wir bleiben zusammen, komme, was wolle. Wenn jetzt nach gerade einmal etwas
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