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Rettende Engel (German Edition)

Rettende Engel (German Edition)

Titel: Rettende Engel (German Edition)
Autoren: Ingrid Glomp
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ihrem Interesse und auch nicht in dem ihrer Kunden.
    Sie war früh dran, fast eine halbe Stunde vor der verabredeten Zeit. Breslauer sollte keine Gelegenheit haben, kalte Füße zu bekommen, für den Fall, dass er doch früher als verabredet auftauchte. Im Moment war noch nichts von ihm zu sehen. Da vorne war eine Parkbox frei. Schön, dass auch mal etwas klappte. Zügig fuhr sie auf die andere Straßenseite und parkte entgegen der Fahrtrichtung.
    Cori war immer noch wütend, weil Andreas Neumann, dieser Schmierenjournalist, ihr mit einer Story zuvorgekommen war, die sie doch überhaupt erst aufgespürt hatte. Wo es so wichtig war, dass sie endlich mal wieder eine Exklusiv-Geschichte landete.
    Aber sie sollte ja super korrekt vorgehen. Die zuständigen Stellen, sprich: die Polizei, informieren, damit die Täter keine Gelegenheit bekamen, Beweise zu vernichten. Jon Brecht, der Chefredakteur von KIOSK, dieser Edelillustrierten aus Hamburg, hatte darauf bestanden, denn schließlich waren sie keine „Boulevardpostille“. Dabei konnte sich gerade eine Wochenzeitschrift nicht leisten, auf einer Geschichte zu sitzen und zu warten. Letzten Donnerstag hätten sie damit rauskommen müssen. Brecht war ein verdammter Idiot.
    Leider gab es nämlich bei der Staatsanwaltschaft, die von der Polizei unterrichtet worden war, eine undichte Stelle so groß wie der Elbtunnel. Und Neumann, dieser Schmierfink, den Cori als Kollegen zu bezeichnen sich weigerte, berichtete als Erster über den Skandal. Es ging um den Mord an einem Call-Girl, in den immerhin ein Hamburger Senator verwickelt war.
    Wo sie so mühsam nach Informanten gesucht und außerdem Beweise für Verbindungen zwischen dem Hamburger Rotlicht-Milieu und Menschenhändlern in Moldawien gefunden hatte. Der Gedanke daran brachte sie schon wieder auf 180 und sie malte sich aus, was sie Brecht, dem feinen Herren, am liebsten alles sagen würde. Der hatte doch keine Ahnung vom Reporteralltag. Aber so etwas würde ihr nie wieder passieren. Das hatte sie sich geschworen.
    Sie trommelte mit den Fingern auf dem lederbezogenen Lenkrad ihres Alfa Romeo Spider. Sie wartete nicht gern. Aber der Anblick des Wageninneren lenkte sie ab. Liebevoll strich sie über das schwarze Armaturenbrett und den schwarzen Ledersitz mit den roten Steppnähten. Sie freute sich, dass sie das Cabrio, wenn auch gebraucht, vor ein paar Tagen so günstig kaufen konnte. Doch schnell kehrten ihre Gedanken zurück zu dem Fiasko mit der Exklusiv-Geschichte, die jetzt keine mehr war. Ach was, Fiasko. Das war ein Super-GAU.
    Wie aus dem Nichts zischte etwas durch ihr Blickfeld und krachte – PENG! – mit voller Wucht auf die Motorhaube. Cori sprang vor Schreck gut eine Handbreit vom Sitz hoch und stieß gegen das Dach ihres Autos. Was zum Teufel?
    Irgendetwas war äußert unsanft auf dem Alfa gelandet und dann nach vorn auf den Boden gerutscht.
    Aber was? Vorsichtig stieg sie aus und blickte nach oben. Soweit sah alles ungefährlich aus. Am Himmel war weit und breit nichts zu entdecken. Hatte sich ein Eisblock von einem Flugzeug gelöst? Dafür war der Knall zu dumpf. Andererseits: Was wusste sie schon? Oder war das „Ding“ von woanders heruntergekracht? Das Bankgebäude hatte sieben oder acht Etagen, und im fünften Stock stand ein Fenster offen. Sonst war nichts zu sehen. Auch von dort schien keine Gefahr zu drohen.
    Neugierig ging sie um ihren Wagen herum. In der Motorhaube war eine tiefe Delle. Blut verunzierte den schwarzen, gepflegten Lack. Und Blut sickerte unter dem Hinterkopf und Rücken von Rolf Breslauer hervor auf den Asphalt des Parkstreifens. Der Banker lag auf dem Rücken, das Gesicht unverletzt. Trotzdem bot er keinen schönen Anblick.
    Schnell wendete Cori die Augen ab. Dass es sich um Breslauer handelte, wusste sie, weil sie sich sein Bild im Internet angesehen hatte. Jetzt war er tot, so viel war klar. Coris Herz begann wie wild zu pochen. Es schlug ihr bis zum Hals. Ein Klischee, aber so war es tatsächlich.
    Breslauers Worte „Ich treffe Sie vor der Bank“ bekamen plötzlich eine ganz neue Bedeutung. Cori kicherte nervös. Gut, dass er nicht sie, sondern nur das Auto getroffen hatte. Obwohl: Der Alfa Spider war ihr ganzer Stolz. Aber wenigstens war das Stoffdach noch ganz.
    Konnte denn jemand, der auf so etwas Verformbares, Nachgiebiges wie die Motorhaube ihres Traumautos fiel, überhaupt sofort tot sein? Sie brauchte nicht Breslauers Puls zu fühlen, um sicher zu sein: Er konnte. Der Mann
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