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retten die Pferde

retten die Pferde

Titel: retten die Pferde
Autoren: Enid Blyton
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sagte sich Nanni. Aber vielleicht tun wir es doch. In der allerletzten Nacht, wenn wir wissen, dass es wirklich keine andere Möglichkeit gibt, den armen Tieren zu helfen. Noch bleiben uns ein paar Tage. Wenn uns nur etwas einfallen würde!
    Nachdem die Pferde die Leckerbissen verspeist hatten, gingen die Mädchen nach Lindenhof zurück. Jetzt peitschte ihnen der Regen direkt ins Gesicht. Es war ziemlich ungemütlich.
    „Wenigstens hat der Zierer die Stalltür offen gelassen“, meinte Marion. „Max und Sternchen können rein, wenn es ihnen draußen zu nass wird.“
    Kurz vor Lindenhof kam ihnen ein Mann entgegen, der die Mütze tief ins Gesicht gezogen hatte. Erst als er vor ihnen stand, erkannten die Mädchen den Hausmeister.
    „Was macht denn ihr hier bei diesem Sauwetter?“, wunderte sich Herr Holzbauer.
    „Wir haben Max und Sternchen besucht, die Pferde vom Zierer-Bauern, die er zum Abdecker geben will, jetzt, wo er auszieht“, erklärte Hanni.
    „Zum Abdecker? Wieso? Das sind doch schöne, gesunde Tiere, ich kenne die beiden. Alt sind sie natürlich. Aber sie könnten noch gut ein paar Jahre leben.“
    Die Mädchen erzählten ihm die ganze Geschichte. Der Regen tropfte ihnen in den Kragen, ab und zu pfiff ihnen eine Windbö um die Nase. Sie kümmerten sich nicht darum. Sie standen da wie festgewurzelt und redeten. Über alles. Auch darüber, dass sie genug Geld gesammelt hatten um die Pferde zu kaufen. Und über Frau Fröschl, die versprochen hatte sich der Tiere anzunehmen. Aber sie war erst seit Sonntagabend Bürgermeisterin von Rottstadt.
    „Hm“, machte Herr Holzbauer und kaute am Stiel seiner Pfeife. Er war ein schweigsamer Mann.
    „Mögen Sie überhaupt Pferde?“, erkundigte sich Nanni.
    „Ich? Ob ich Pferde mag?“ Er lachte. „Ob ich Pferde mag, fragst du mich. Nun ja, ihr Mädchen wißt nicht viel von mir, ich weiß ja auch wenig von euch. Ich habe fast mein ganzes Leben mit Pferden verbracht. Mit fünfzehn habe ich als Pferdebursch auf einem Gestüt angefangen. Später war ich bei einem Rennreiter, einem sehr bekannten Mann. Ich habe sein Pferd gepflegt. Seine Stute Miriam. Sie war schön, wunderschön. Und klug. Er hat mit ihr viele Turniere gewonnen. Wir sind zusammen durch ganz Europa gereist, Miriam, er und ich, von einer Meisterschaft zur anderen. Es war eine großartige Zeit, obwohl meine Frau immer geschimpft hat, ich wäre zu selten zu Hause. Da hatte sie natürlich Recht. Dann verunglückten Miriam und mein Chef bei einem Turnier. Es war ein Regentag wie heute. Er wollte nicht starten, weil er wusste, wie gefährlich es war. Aber die Offiziellen redeten so lange auf ihn ein, bis er es doch tat. Miriam war so schwer verletzt, dass man sie erschießen musste. Mein Chef kam ins Krankenhaus und es dauerte Monate, bis er wieder gehen konnte. Mit dem Reiten war es vorbei. Lange Zeit wollte er kein Pferd mehr sehen. Heute ist er Verwalter auf einem großen Gestüt. Der beste, den man sich vorstellen kann. Er hat keines der Pferde jemals geritten, aber er kennt jedes einzelne genau. Er liebt Tiere und hat seine Freude an ihnen.“
    „Er ist sicher sehr unglücklich“, sagte Marion. Ihre Stimme war kratzig.
    „Ich glaube nicht“, meinte Herr Holzbauer. „Ich habe ihn mehrere Male besucht. Natürlich wäre er glücklicher, wenn er reiten könnte. Keine Turniere, nur so. Aber es macht ihn glücklich, die Pferde um sich zu haben, für sie zu sorgen, mit ihnen zu leben.“
    Marion schwieg. Darüber wollte sie nachdenken, nahm sie sich vor.
    „Warum sind Sie dann eigentlich nach Lindenhof gekommen? Bei uns gibt es keine Pferde.“
    Hanni wusste, dass es unhöflich war, so direkt zu fragen, doch die Neugierde war stärker als die Höflichkeit.
    „Wegen meiner Frau. Als Miriam tot war und mein Chef im Krankenhaus, hatte ich keinen Job mehr. Natürlich hätte ich zu einem anderen Turnierreiter gehen können, es gab da ein paar Angebote. Aber dann wäre die Rosa wieder das halbe Jahr allein gewesen. Als Hausmeister in Lindenhof konnten wir zusammen sein. Sie war sehr glücklich hier. Zwei Jahre später ist sie gestorben. Ihr habt sie nicht mehr gekannt.“
    Die Mädchen wollten sagen, dass ihnen das Leid täte. Es war schwierig, sie drucksten ein bisschen herum. Herr Holzbauer winkte ab. Über den Tod seiner Frau wollte er nicht mit ihnen sprechen.
    Der Regen wurde schwächer, der Wind ließ nach. Im Wäldchen hing schon die Dämmerung.
    „Ja, die Pferde vom Zierer-Bauern“, sagte Herr
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