Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Requiem für einen Rockstar (German Edition)

Requiem für einen Rockstar (German Edition)

Titel: Requiem für einen Rockstar (German Edition)
Autoren: Anne Gold
Vom Netzwerk:
Wenn doch Borer …», versuchte Ferrari das Gespräch aufzunehmen.
    «Schon gut, ich habe verstanden! Du musst dich nicht bemühen. Das wäre ja auch zu viel verlangt», sprach sie und schlug die Tür hinter sich so heftig zu, dass es wahrscheinlich im ganzen Kommissariat zu hören war.
    Ferrari seufzte. Frauen! Er wischte seine Akten zur Seite und griff nach der «Basler Zeitung». Die vier Devils, zwischen achtundzwanzig und fünfunddreissig, also im Alter von Nadine, strahlten ihn von der Titelseite an. Das Konzert im St. Jakob-Park war der Abschluss der Europa-Tournee. Ferrari überlegte, was an den vier schlaffen Typen dran war, dass sogar eine Frau wie Nadine weiche Knie bekam. Die Hysterie kannte keine Grenzen, wollte man dem Artikel glauben, und Ferrari zweifelte keine Sekunde. Der Auftritt von Nadine war ihm Beweis genug. Zwanzig Konzerte in ganz Europa. Alle bis auf den letzten Platz ausverkauft. Sogar in Prag und Moskau waren die Fans um die letzten Tickets Schlange gestanden. Als bekannt wurde, dass das Abschlusskonzert der Tour im heimischen «Joggeli» stattfinden würde, ein spontaner Entscheid von Leadsänger Piet, kam es vor den Vorverkaufstellen zu einem Grossandrang. In der Nacht vor dem Vorverkaufsbeginn lagen die meist weiblichen Fans in Schlafsäcken vor den Schaltern, um garantiert eines der Tickets ergattern zu können. Erfolgreich waren sie, die schlaffen Teufel. Das musste man mit oder ohne Neid zugeben. Jede Menge Gold- und sogar Platinalben und eine ausverkaufte Tournee, was heute absolut keine Selbstverständlichkeit mehr war. Vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis die Jungs den Sprung über den grossen Teich schaffen würden. Der letzte Abschnitt des Artikels, anscheinend gehörte die Journalistin zur Devils-Fangemeinde, war stark. Nein, stark übertrieben, wäre wohl treffender, befand Ferrari. Da hiess es, die Zeit der alten Superstars sei nun endgültig vorbei, weg mit den Stones, Madonna und Robbie Williams. Die Gegenwart und selbstverständlich die Zukunft gehöre einzig und allein den Devils – und nur den Devils. Hm, Teufel an die Macht müsste da wohl Grönemeyer singen. Ob ihm das gefallen würde? Bestimmt nicht. Und mir auch nicht, dachte der Kommissär. Im Kasten nebenan war zu lesen, weshalb Teens und Twens Auftritte in kleinerem Kreis bevorzugten, und nicht mehr zu Grossevents pilgerten. So wie einst. Die horrenden Preise und das Überangebot machten es aus. Massenveranstaltungen sind eh ein Gräuel, unterbrach Ferrari die Lektüre und was die Preise betraf, da konnte er ein Lied davon singen. Für ein Konzert der Rolling Stones hatte er doch sage und schreibe hundertachtzig Franken pro Ticket bezahlt, und nicht einmal für einen Tribünenplatz. Fünf Stunden lang war er auf dem Militärflugplatz Dübendorf mit Monika zusammen im Matsch gestanden. Aber die Stones hatten ihn dafür mit einem sensationellen Konzert entschädigt. Die Schlussfolgerung des Musikexperten, der sein Wissen des Langen und Breiten über den Leser ergoss, konnte in wenigen Worten zusammengefasst werden: kleiner ist feiner. Clubs sind in, Stadien out. Natürlich gab es Ausnahmen, etwa die Popikone David Bowie oder die Rocklegenden von Led Zeppelin. Letztere hatten sich nach zwanzig Jahren erneut zusammengerauft, um auf Tournee zu gehen.
    Der Kommissär schüttelte bedächtig den Kopf, faltete sorgsam die Zeitung zusammen und legte sie auf einen Aktenstapel. Vage dämmerte es ihm, dass seine Freundin Monika mit ihrer Tochter Nicole Streit hatte. Ja genau, Nikki wollte unbedingt auch an dieses Konzert im St. Jakob-Park, doch ihre Mutter befand, sie sei noch zu jung mit ihren dreizehn Jahren. Als Monika ihrer Tochter anbot, sie zu begleiten, hing der Haussegen schief. Allein der Gedanke, ein Konzert mit der Mutter besuchen zu müssen, brachte Nikki auf die Palme. Eine Woche lang hielt der Entrüstungssturm an. Dann konnte man wieder zur häuslichen Normalität übergehen. Wie ich doch den Alltag liebe …
    Unbemerkt war Staatsanwalt Jakob Borer eingetreten.
    «Störe ich?»
    «Nein, kommen Sie nur rein. Ich habe mich eben mit Nadine über Sie unterhalten.»
    «War nicht zu überhören! Die freche Göre glaubt wohl, sie kann sich alles erlauben.»
    An Borers Hals zeichneten sich rote Flecken ab. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er höchst erregt war.
    «Was glaubt die Person eigentlich, wer sie ist! Benimmt sich in meinem Büro wie meine Chefin. Ich habe endgültig genug von dieser Kupfer,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher