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Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Titel: Renner & Kersting 01 - Mordsliebe
Autoren: Angelika Schroeder
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als sie ihn kennen lernte, diese Traurigkeit aus, die ihn für Frauen so anziehend machte. Es war eine stürmische und wunderschöne Zeit gewesen – wenigstens zu Beginn der Beziehung. Erst nach und nach hatte sie erkannt, dass er die Probleme, die ihm Scheidung und Sohn bereiteten – das Kind lebte bei seiner Mutter – als Vorwand benutzte und es genoss, einerseits im Selbstmitleid, andererseits in ihrer liebevollen Fürsorge zu baden. Aber dieser Polizist war anders. Unzweifelhaft belastete ihn etwas, doch versuchte er es zu unterdrücken und zu überspielen. Er erwartete kein Mitgefühl, und Selbstmitleid schien ihm fremd.
    „Hm, ich verstehe.” Helga spielte mit ihrem Glas. Sie akzeptierte die gezogene Grenze. „Aber der Beruf macht Ihnen doch Spaß? Oder liege ich da falsch?”
    „Nein, das stimmt schon. Ich möchte gern etwas Sinnvolles tun. Ob mehr verkauft wird, ein Computer schneller arbeitet oder die Menschen besser verwaltet werden, ist im Grunde nicht wichtig. Aber die Festnahme eines Mörders bedeutet mehr Sicherheit für alle. Obwohl …”, einen Atemzug lang zögerte er, „manchmal fühle ich mich wie der Narr, der gegen Drachen kämpft. Schlägt man einen Arm ab, wachsen fünf neue nach. Und das Schlimmste ist – die Täter werden immer jünger. Viele Taten werden einfach aus Langeweile begangen, aus Frust oder Überdruss. Und ich frage mich, woher kommen dieser pure Egoismus und diese Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben? Wo sind Toleranz und Achtung vor dem Nächsten geblieben?” Er verstummte abrupt. „Du meine Güte, ich glaube, ich habe viel zu viel geredet. Die einfache Wahrheit ist, dass der Job mir gefällt, jedenfalls meistens, und ich ganz gut darin bin. Sprechen wir von etwas anderem.”
    Dazu war Helga jedoch nicht bereit. Sie wollte erst mehr über die Jagd nach Sandras Mörder erfahren. „Wie ist das mit all den Spuren, die Sie laut Presse verfolgen? Wenn Sie tatsächlich so viele Hinweise haben, warum dann noch keine Ergebnisse?”
    Er seufzte. „Sollen wir der Presse sagen, dass wir vor einem Rätsel stehen? Natürlich gibt es Spuren, aber leider nichts Konkretes. Ehrlich gesagt, wir haben noch nicht einmal einen handfesten Verdacht. Aber das behalten Sie bitte für sich. Wenn die Reporter das erfahren, hacken die noch mehr auf uns herum, und der Druck von der Staatsanwaltschaft ist eh schon stark genug. Heute Morgen wurde eine Sonderkommission gebildet, um intensivere Arbeit und schnellere Ergebnisse zu gewährleisten.”
    „Das klingt, als würde es Ihnen nicht gefallen?”
    „Teils, teils. Je mehr Mitarbeiter, desto schwieriger ist die Kommunikation untereinander. Auf der anderen Seite können wir jetzt Hinweisen aus der Bevölkerung schneller nachgehen.”
    „Außerdem wird den Menschen auf diese Weise deutlich gezeigt, wie aktiv und engagiert unsere Polizei ist.”
    Ihr Lächeln fiel wohl etwas zu ironisch aus, denn Kersting reagierte verstimmt: „Glauben Sie etwa, wir hätten vorher nichts getan?”
    „Tut mir Leid, ich habe manchmal eine spöttische Ader, ich weiß auch nicht woher, aber so ist es nun mal.”
    Sein Nicken deutete an, dass er ihre Entschuldigung akzeptierte. „Sie haben mir damals ganz schön die Meinung gesagt über Polizisten, die in der Schule herumlungern, anstatt Mörder zu suchen.”
    Als er das zweite oder dritte Mal in der Schule auftauchte, hatte sie ihre Erwartungen an die Polizei ziemlich drastisch formuliert, erkannte inzwischen jedoch die Schwierigkeiten seiner Arbeit.
    „Mmmh, klang es wirklich so schlimm? Ich war einfach enttäuscht, dass Sie nichts herausfanden.”
    „Enttäuscht? Das ist wohl eine gehörige Untertreibung.” Er grinste erinnerungsträchtig. „Wissen Sie noch, wie Sie mich angefahren haben, ich solle gefälligst meinen Job erledigen, statt Ihnen auf die Füße zu treten?”
    „Doch, ich erinnere mich. Was glauben Sie, was an dem Tag los war? So kribbelig habe ich die Kinder selten erlebt. Während des Unterrichts gab es keine ruhige Minute, sie klauten sich gegenseitig Stifte und Hefte, die sie quer durch die Klasse warfen, und in der Pause schlugen sie sich wie die sprichwörtlichen Kesselflicker; ein blaues Auge, ein umgeknickter Finger und mehrere zerschrammte Knie waren die Folge. Ich hatte nicht einmal Zeit für einen Kaffee, und dann tauchten Sie auf mit Ihren Fragen, die ich als höchst überflüssig erachtete. Dass ich da … äh … etwas heftig reagierte, müssen Sie verstehen.” Sie nahm einen
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