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Rendezvous mit einem Mörder

Rendezvous mit einem Mörder

Titel: Rendezvous mit einem Mörder
Autoren: J.D. Robb
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unter ihrer Lederjacke, auch wenn sie beinahe mager wirkte, harte, feste Muskeln, besaß ein gut funktionierendes Gehirn und obendrein ein Herz.
    »Die Sache ist ziemlich heikel, Dallas.«
    »Das habe ich mir schon gedacht. Wer ist das Opfer?«
    »Sharon DeBlass, Enkelin von Senator DeBlass.«
    Keiner der beiden Namen sagte ihr etwas. »Politik ist nicht gerade meine Stärke, Feeney.«
    »Der Gentleman aus Virginia, ultrarechts, altes Geld. Die Enkelin nahm vor ein paar Jahren eine scharfe Linkskurve, zog hierher nach New York und erwarb die Lizenz als Gesellschafterin.«
    »Dann war sie also eine Nutte.« Dallas sah sich in der Wohnung um. Die Einrichtung war sehr modern – Glas und dünnes Chrom, an den Wänden signierte Hologramme, eine dunkelrote, in die Wand eingelassene Bar. Auf dem breiten Stimmungsmonitor hinter der Theke verschwammen verschiedene, kühl pastellfarbene Formen miteinander.
    Adrett wie eine Jungfrau, dachte Eve, und kalt wie eine Hure. »Was angesichts ihrer Wohnungswahl nicht weiter überrascht.«
    »Die Politik macht den Fall so delikat. Das Opfer war eine vierundzwanzig Jahre alte weiße Frau. Der Tod hat sie im Bett ereilt.«
    Eve zog eine Braue in die Höhe. »Klingt beinahe poetisch, vor allem, nachdem sie ihr Leben anscheinend ebenfalls größtenteils dort verbracht hat. Wie ist sie gestorben?«
    »Das ist das nächste Problem. Ich möchte, dass du dir die Sache selbst ansiehst.«
    Als sie das Zimmer durchquerten, nahm jeder von ihnen eine schlanke Dose, besprühte sich die Hände, um Fett und Fingerabdrücke zu versiegeln, und vor der Tür des Schlafzimmers besprühte Eve auch noch die Sohlen ihrer Stiefel, damit keine Fasern, Haare oder Hautreste daran kleben bleiben würden.
    Ihr Argwohn war geweckt. Normalerweise wären außer ihr zwei weitere Ermittler am Tatort, um Geräusche und Bilder aufzunehmen, und die Spurensuche würde mit der ihr eigenen Ungeduld längst darauf warten, alles genauestens untersuchen zu können.
    Die Tatsache, dass man außer ihr nur noch Feeney auf den Fall angesetzt hatte, zeigte, welche Diskretion und Vorsicht geboten zu sein schienen.
    »Es gibt Sicherheitskameras im Eingang, in den Fahrstühlen und in den Korridoren«, stellte sie jetzt fest.
    »Ich habe die Disketten bereits sichergestellt.« Feeney öffnete die Tür und ließ ihr den Vortritt.
    Es war kein hübscher Anblick. Eve vertrat die Ansicht, dass der Tod nur selten eine friedliche, religiöse Erfahrung für den Menschen war. Er war ein widerliches Ende, das Heilige und Sünder gleichermaßen traf. Dieser Tod jedoch war regelrecht schockierend, als hätte jemand ihn absichtlich derart inszeniert, um andere zu beleidigen.
    Das riesige Bett war mit offenbar echtem Satin in der Farbe reifer Pfirsiche bezogen, und kleine, sanfte Strahler waren auf die nackte Frau gerichtet, die in einer kleinen Mulde auf dem schimmernden Laken lag.
    Die Matratze machte geradezu obszön geschmeidige Wellenbewegungen im Rhythmus der aus den Lautsprechern im Kopfteil des Bettes ertönenden Musik.
    Sie war immer noch eine Schönheit mit ihrem Kameengesicht, den langen, dichten, flammend roten Haaren, den smaragdgrünen Augen, die glasig unter die verspiegelte Decke des Schlafzimmers starrten, und den langen, milchig weißen, sanft schaukelnden Gliedern, bei deren Anblick man unwillkürlich an Schwanensee dachte.
    Allerdings waren Arme und Beine der Toten nicht gerade künstlerisch drapiert, sondern dergestalt lüstern ausgestreckt, dass die Tote genau in der Mitte des Bettes ein X formte.
    Sie hatte ein Loch in der Stirn, ein zweites in der Brust und ein drittes, das grässlich zwischen ihren offenen Schenkeln klaffte. Blut war auf das schimmernde Laken gespritzt, an ihr heruntergelaufen, hatte regelrechte Pfützen gebildet und überall widerliche Flecken hinterlassen.
    Selbst die lackierten Wände waren dunkelrot bespritzt, als hätte irgendein bösartiges Kind dort ein tödliches Gemälde angebracht.
    Sie musste schwer schlucken und sich zwingen, das Bild eines kleinen Kindes zu verdrängen.
    »Ihr habt das Szenarium auf Band?«
    »Ja.«
    »Dann stell das verdammte Ding doch bitte endlich ab.« Als Feeney die Musik zum Verstummen und das schaukelnde Bett zum Stehen brachte, atmete sie aus. »Die Wunden«, murmelte sie und trat, um sie sich genauer anzusehen, näher an die tote Frau heran. »Zu sauber für ein Messer. Zu ausgefranst für einen Laser.« Plötzlich blitzte die Erkenntnis in ihr auf – alte
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