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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park
Autoren: Julia Quinn
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starrte ...
    Fragte sie sich, ob überhaupt irgendjemand, auch seine Familie, ihn wirklich kannte.
    „Das schräge Licht der Dämmerung", sagte sie.
    Er drehte sich abrupt zu ihr um. „Was?"
    „Gut, die Dämmerung ist schon vorbei, aber noch nicht lang."
    „Warum hast du das gesagt?"
    Sie blinzelte. Ihrer Meinimg nach benahm er sich seltsam. „Ich weiß nicht." Sie sah wieder auf das Wasser hinaus. Das Sonnenlicht war immer noch recht stumpf, beinahe pfirsichfarben, und der Teich wirkte beinahe ver-zaubert, umschlossen von Bäumen und sanften Hügeln.
    „Mir hat das Bild gefallen. Ich fand die Beschreibung sehr gut. Aus Miss Sainsbury, weißt du."
    „Ich weiß."
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe es immer noch nicht ausgelesen."
    „Gefällt es dir?"
    Sie drehte sich wieder zu ihm um. Er klang so ernsthaft. Untypisch ernst. „Ich denke schon", sagte sie ein wenig unverbindlich.
    Er sah sie noch ein, zwei Augenblicke an. Sein Blick war ein wenig ungeduldig. „Entweder es gefällt dir, oder es gefällt dir nicht."
    „Das stimmt nicht. Einige Dinge gefallen mir sehr gut daran, andere weniger. Ich glaube wirklich, dass ich das Buch erst auslesen muss, ehe ich ein Urteil abgeben kann."
    „Wo bist du denn?"
    „Warum ist dir das so wichtig?"
    „Ist es gar nicht", protestierte er. Doch er sah genau wie ihr Bruder Frederick aus, wenn sie ihm vorhielt, er sei in Jenny Pitt aus dem Dorf verliebt. Frederick hatte die Hände in die Hüften gestemmt und „Stimmt nicht", gesagt, aber es war ganz offensichtlich, dass es stimmte.
    „Ich mag ihre Bücher eben sehr gern, das ist alles", brummte er.
    „Ich mag Yorkshire Pudding auch gern, aber wenn andere ihn nicht mögen, bin ich deswegen noch lange nicht beleidigt."
    Darauf wusste er keine Antwort, und so zuckte sie nur mit den Schultern und wandte sich wieder ihrem Stein zu. Sie versuchte den Griff nachzuahmen, den er ihr vorhin gezeigt hatte.
    „Was gefällt dir denn nicht?", fragte er.
    Blinzelnd sah sie auf. Eigentlich hatte sie gedacht, dass diese Unterhaltung abgeschlossen sei.
    „Ist es die Geschichte selbst?"
    „Nein", sagte sie und warf ihm einen neugierigen Blick zu. „Die Geschichte gefällt mir. Sie ist zwar ein bisschen unglaubwürdig, aber das macht ja auch teilweise ihren Reiz aus."
    „Was ist es dann?"
    „Ach, ich weiß nicht." Sie runzelte die Stirn und seufzte, während sie eine Antwort auf seine Frage suchte. „Der Stil ist manchmal ein wenig schwerfällig."
    „Schwerfällig", wiederholte er.
    „Es gibt ziemlich viele Adjektive. Aber", fügte sie munter hinzu, „Beschreibungen kann sie gut. Das mit dem schrägen Licht der Dämmerung gefällt mir ja."
    „Es wäre schwierig, Beschreibungen ohne Adjektive zu verfassen."
    „Stimmt", gestand sie ihm zu.
    „Ich könnte es ja versuchen, aber ..."
    Er verstummte. Ganz plötzlich.
    „Was hast du da gesagt?", fragte sie.
    „Nichts."
    Aber er hatte ganz entschieden nicht nichts gesagt. „Du hast gesagt..." Und dann keuchte sie auf. „Du bist das!"
    Er schwieg, verschränkte nur die Arme vor der Brust und warf ihr einen „Ich weiß nicht, wovon du redest"-
    Blick zu.

    Ihre Gedanken überschlugen sich. Wieso hatte sie das nicht bemerkt? Es hatte doch so viele Hinweise gegeben.
    Zum Beispiel, als sein Onkel ihm das blaue Auge verpasst und er gesagt hatte, man könne nie wissen, wann einem eine solche Beschreibung einmal nützlich werden könnte. Die signierten Bücher. Und in der Oper! Er hatte davon geredet, dass ein Held nicht auf der ersten Seite in Ohnmacht fallen dürfe. Nicht in der ersten Szene, auf der ersten Seite!
    „Du bist Sarah Gorely!", rief sie aus. „Du bist es wirklich. Du hast ja sogar dieselben Initialen."
    „Wirklich, Annabel, ich ..."
    „Lüg mich nicht an. Ich werde deine Frau. Du kannst mich nicht anlügen. Ich weiß, dass du es bist. Ich habe ja sogar gedacht, das Buch klingt ein wenig wie du, als ich es gelesen habe." Sie lächelte ein wenig verlegen. „Das war sogar das, was mir am besten daran gefallen hat."
    „Wirklich?" Seine Augen leuchteten auf, und sie fragte sich, ob ihm klar war, dass er sich damit verraten hatte.
    Sie nickte. „Wie um alles in der Welt konntest du das nur so lange geheim halten? Ich nehme mal an, dass niemand es weiß. Lady Olivia hätte bestimmt nicht so über das Buch gelästert, wenn sie gewusst hätte ..." Sie verzog das Gesicht. „Oh, das ist schrecklich."
    „Deswegen weiß sie es nicht", sagte er. „Sie würde sich
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