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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park
Autoren: Julia Quinn
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zärtlicher Konzentration. „Die Wangenknochen auch."
    „Ich sehe meiner Mutter sehr ähnlich", sagte sie und konnte den Blick nicht von ihm lösen.
    „Du bist eine Vickers", entschied er mit wohlwollendem Lächeln.
    Sie versuchte, ihr eigenes Lächeln zu unterdrücken. „Was es auch wert sein mag."
    „Eine ganze Menge, glaube ich", sagte er und beugte sich herab, um sie auf den Mundwinkel zu küssen. „Glaubst du, sie ist schon eingeschlafen?"
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er küsste sie auf den anderen Mundwinkel. „Und jetzt?"
    Erneut schüttelte sie den Kopf.
    Er trat einen Schritt zurück, und sie musste lachen, als sie sah, wie er leise von eins bis zehn zählte, wobei er jede Zahl stumm mit den Lippen formte und dabei den Blick zur Decke richtete.
    Sie beobachtete ihn belustigt. Gelächter perlte in ihr hoch, schaffte es aber nicht nach draußen. Sobald er fertig mit Zählen war, sah er wieder auf sie herunter. Seine Augen strahlten wie die eines kleinen Jungen, der sich auf Weih-nachten freute. „Und jetzt?"
    Sie öffnete den Mund, wollte ihn tadeln, ihm sagen, er solle doch geduldig sein, aber dann brachte sie es nicht fertig. Sie war so verliebt in ihn, sie würde ihn heiraten, und an diesem Tag waren so viele Dinge passiert, die ihr gezeigt hatten, dass das Leben zum Leben und die Menschen zum Lieben da waren und dass sie, wenn man ihr das Glück anbot, mit beiden Händen zugreifen und nie wieder loslassen sollte.
    „Ja", sagte sie und legte ihm die Arme um den Hals. „Ich glaube, jetzt ist sie eingeschlafen."

    Wenn dies ein Roman wäre und er ihn schriebe, dachte Sebastian, als er Annabel in die Arme schloss, wäre nun das Ende des Kapitels erreicht. Nein, das Kapitel hätte schon drei Seiten vorher aufgehört, ohne jede Andeutung von Intimität oder Verführung und ganz gewiss ohne die überwältigende Lust, die ihn überkommen hatte, als Annabel ihm die Arme um den Hals geschlungen und ihm das Gesicht zugewandt hatte.
    Solche Dinge durfte man einfach nicht zu Papier bringen.
    Aber er schrieb die Geschichte ja nicht, er lebte sie, und als er sie hochhob und zum Bett trug, dachte er bei sich, dass das auch sehr gut so war.
    „Ich liebe dich", flüsterte er und legte sie ab. Ihr Haar war offen, eine dunkle, wellige Masse des Entzückens. Er wollte jede einzelne Locke streicheln, sich jede einzeln um den Finger wickeln. Er wollte sie auf seiner Haut spüren, an seinen Schultern, über seiner Brust. Er wollte alles von ihr spüren, am ganzen Körper, und das für den Rest seines Lebens.
    Rasch ließ er sich ebenfalls auf dem Bett nieder, halb neben ihr, halb auf ihr, und zwang sich, sich einen Moment Zeit zu nehmen, es zu würdigen, zu genießen und Dank zu sagen. Sie sah zu ihm auf, und in ihrem Blick lag alle Liebe der Welt. Davor wurde er ganz demütig, ihm fehlten die Worte, ihm blieben nur das überwältigende Gefühl der Verehrung und der Verantwortung.
    Er gehörte jetzt zu jemandem. Er gehörte jemandem. Was er tat... ging nicht länger nur ihn etwas an. Was er tat, was er sagte ... es war nun auch für einen anderen Menschen von Bedeutung. Wenn er ihr wehtat, sie enttäuschte ...
    „Du wirkst so ernst", wisperte sie und hob die Hand an seine Wange. Ihre Hand war kalt, und er schmiegte sich an sie, küsste die Handfläche.

    „Ich habe immer kalte Hände", sagte sie.
    Er lächelte. „Du sagst das, als wäre es ein tiefes, dunkles Geheimnis."
    „Meine Füße werden auch gern kalt."
    Ernst und zärtlich drückte er ihr einen Kuss auf die Nase.
    „Ich schwöre, dass ich den Rest meines Lebens damit zubringen werde, dir Hände und Füße warm zu halten."
    Sie schenkte ihm ein Lächeln, dieses breite, herrliche, wunderbare Lächeln, das so oft zu ihrem breiten, herrlichen, wunderbaren Lachen anwuchs. „Ich schwöre, dass ich ..."
    „Dass du mich auch dann noch liebst, wenn mir die Haare ausgehen?", schlug er vor.
    „Einverstanden."
    „Dass du Wurfpfeile mit mir spielst, auch wenn ich immer gewinne?"
    „Da bin ich mir nicht so sicher ..."
    „Dass du ..." Er hielt einen Augenblick inne. „Das ist alles."
    „Wirklich? Nichts von wegen ewiger Hingabe?"
    „Das ist schon mit dem Haarschwur abgedeckt."
    „Oder lebenslanger Freundschaft?"
    „Habe ich schon bei den Wurfpfeilen."
    Sie lachte. „Du machst es einem leicht, dich zu lieben, Sebastian Grey."
    Er lächelte bescheiden. „Ich bemühe mich nach Kräften."
    „Ich habe allerdings ein Geheimnis."
    „Wirklich?" Er leckte sich die
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